Weiter mehr Stellen als Azubis

Agentur für Arbeit Siegen legt Jahresbericht zum Ausbildungsmarkt vor


 von Matthias Clever
© Matthias Clever

Kreis. Wie schon im vergangenen Jahr gibt es auch im Ausbildungsjahr 2015/16 mehr Stellen als Bewerber, bilanziert die Agentur für Arbeit Siegen. Die Berufsberater der Arbeitsagentur haben insgesamt 3306 junge Menschen beraten. 30 weniger als im letzten Jahr. Vor sechs Jahren nutzten noch fast 4000 Jugendliche das Angebot der Arbeitsagentur. „Die Zahl der Bewerber ist zwar nicht so deutlich zurück gegangen wie im Vorjahr, aber steigende Bewerberzahlen erwarten wir aufgrund sinkender Schülerzahlen auch nicht mehr“, verdeutlicht Dr. Bettina Wolf, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur.


Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen stieg im Vergleich zum letzten Berichtsjahr – das geht immer von Oktober bis September – um 87 auf 3.522 Stellen. Verglichen mit dem Ausbildungsjahr 2010 sind dies sogar 670 Stellen mehr. Den Unternehmen falle es immer schwerer, ihre Ausbildungsstellen mit passenden Bewerbern zu besetzen, erläutert Wolf. Darum würden immer mehr Betriebe ihre Stellen bei der Arbeitsagentur melden, damit ihnen der Arbeitgeberservice geeigneter Bewerber vorschlagen kann.

Gleichzeitig werden auf Wunsch die Ausbildungsstellen in die Stellenbörse der Arbeitsagentur eingetragen. So würden nicht nur Bewerber aus der Region auf die Ausbildungsstellen aufmerksam, sondern bundesweit können sich junge Menschen bewerben. Für Wolf bietet der Service der Arbeitsagentur große Vorteile, insbesondere für kleine Betriebe, die über die Stellenbörse die Chance haben, auf sich aufmerksam zu machen. Darum ruft sie die Betriebe auf, schon jetzt ihre Ausbildungsstellen für 2017 zu melden: „Sogar für 2018 haben wir schon Ausbildungsstellen.“
Agentur muss für Ausgleich auf Markt sorgen
Dass es mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gebe, bedeute jedoch nicht, dass auch alle Bewerber eine Ausbildungsstelle finden, betont Wolf. Darum sei es Aufgabe der Arbeitsagentur, für einen Ausgleich am Ausbildungsmarkt zu sorgen. Dennoch waren Ende September noch 150 Ausbildungsstellen frei, 65 mehr als im letzten Jahr. Gleichzeitig waren noch 151 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz, 23 mehr als im letzten Jahr.

„Die Berufsberatung stellt in der Berufsorientierung auch Ausbildungsberufe vor, die nicht so bekannt sind“, erläutert Wolf. „Dennoch gibt es besonders beliebte und weniger beliebte Ausbildungsberufe. So kommt es, dass manche Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz bleiben, während anderswo Ausbildungsstellen und damit Chancen auf eine berufliche Karriere frei bleiben.“
Lebensmittelbranche besonders betroffen
Hiervon besonders betroffen ist die Lebensmittelbranche. Viele Ausbildungsstellen für Köche, Bäcker, Fleischer und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk sind frei geblieben. Auch Ausbildungsstellen für Kaufleute im Einzelhandel und Berufskraftfahrer sowie im Hotelfach blieben unbesetzt.

„Natürlich sind die Voraussetzungen, die die jungen Menschen für eine Ausbildung mitbringen, unterschiedlich. Aber wenn die Betriebe auch morgen noch Fachkräfte haben wollen, können wir es uns nicht mehr leisten, einen Teil der jungen Männer und Frauen als ausbildungsunreif zu ignorieren“, appelliert Wolf an die Ausbildungsbetriebe.
Förderungen für Betriebe und Azubis
Die Arbeitsagentur hat eine Fülle an Förderinstrumenten, die Betriebe und Auszubildende nutzen können, damit die Ausbildung erfolgreich begonnen und abgeschlossen wird. „Wir bieten kostenlose Nachhilfe an, unterstützen mit der Assistierten Ausbildung, ermöglichen Langzeitpraktika und finanzieren berufsvorbereitende Maßnahmen“, zählt Dr. Wolf einige Hilfsinstrumente auf.
Mehr Stellen als Bewerber
Im Kreis Olpe gibt es bereits seit 2010 mehr Ausbildungsstellen als Bewerber. Im abgelaufen Ausbildungsjahr konnten 1.162 Bewerber aus 1.455 Ausbildungsstellen auswählen. Die Berufsberater haben 103 Bewerber mehr beraten als im letzten Jahr, während die Zahl der Ausbildungsstellen um 82 gesunken ist.
Dr. Wolf sieht keine Wende
„Angesichts des großen Überhangs an Ausbildungsstellen haben unsere Berufsberater in den Schulen noch intensiver für ihr Beratungsangebot geworben. So konnten sie zusätzliche Bewerber gewinnen“, berichtet Wolf. Die Chefin der Arbeitsagentur sieht hier jedoch keine Wende gegen den demografischen Trend.

Die Betriebe dürfen sich nicht von sinkenden Schülerzahlen beeindrucken lassen und gar nicht mehr ausbilden, verdeutlicht sie: „Auch wenn sie ein Jahr ohne Auszubildenden bleiben, sollten sie im nächsten Jahr wieder einen geeigneten Kandidaten finden. Und dann helfen wir als Arbeitsagentur gerne mit unseren Unterstützungsangeboten, den jungen Menschen zu einer Fachkraft auszubilden.“
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