„Etwa einen Meter hinter uns ist das Wasser.“ Ralf Stötzel weist auf eine massive Betonwand. Wasser klingt erstmal nicht so wild. 150 Millionen Kubikmeter Wasser, um genau zu sein. Das klingt schon ganz anders. Wir befinden uns 30 Meter unter der L 512 im Kraghammer Sattel – ein gutes Stück unter der Wasseroberfläche des Biggesees. „Nur gut, dass die Mauer dick genug ist.“
Wirklich besorgniserregend ist die Lage natürlich nicht, sonst wären wir sicher nicht hier. Ralf Stötzel, Leiter des Talsperrenbetriebs Süd beim Ruhrverband, hat uns die Tür zum Stollen geöffnet. Wir stehen in einem Seitenarm vor der besagten Betonwand. Ein unscheinbarer Schaltkasten, ein paar ganz ordentliche Rohrleitungen, ein Rohr aus schwarzem Stahl, das in den Boden führt. Mehr nicht. „Damit können wir die Einlaufschieber öffnen“, erklärt Stötzel. Hätten wir es getan, wüssten das die Anwohner am unteren Ihnebach vermutlich schon. Bis zu 55 Kubikmeter Wasser pro Sekunde kann der Ruhrverband aus dem zweiten Grundablass am Kraghammer aus der Biggetalsperre in die Ihne entlassen. „So viel kann der Fluss durchaus geregelt aufnehmen“, weiß Stötzel.
Die technischen Anlagen, Rohrleitungen, Schieber und Ventile sind imposant. „30 Tonnen Stahl sind dort verbaut“, weist Stötzel auf die beiden Rohre in rot und blau zu unseren Füßen. Allein für deren Einbau und Wartung sind zwei Krananlagen mit je 16 Tonnen Nutzlast an der Gewölbedecke montiert.