Was hat die Waldspitzmaus mit manchen Social Media-Nutzern gemeinsam?

LP-Randnotizen


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Titelbilder Mal eben und Zur Sache - Autor Wolfgang Schneider von Grafik: Sarah Menn
Titelbilder Mal eben und Zur Sache - Autor Wolfgang Schneider © Grafik: Sarah Menn

Fernsehen bildet. Nicht unbedingt bei schmierigen Kuppelshows auf RTL II, bei denen man sich fragt, ob die Teilnehmer mit Geld, Betäubungsmitteln oder dem Versprechen einer großen Karriere angeheuert worden sind. Auch nicht wirklich beim Buhlen um die Rosen von Bachelor oder Bachelorette, das mit jeder Staffel mehr so spannend ist wie eingeschlafene Füße.


Aber bei manchen Quizshows kann man noch was lernen. Diese Woche zum Beispiel bei „Da kommst du nie drauf“. Da habe ich gelernt, dass Waldspitzmäuse ihr Gehirn über Winter um bis zu 20 Prozent schrumpfen können. Die kleinen Tierchen brauchen viel Energie in Form von Nahrung.

Weil die aber im Winter knapp ist, schrumpfen sie ihre Knochen, Organe und vor allem ihr Gehirn und schalten in den Energiesparmodus. Im Frühjahr, wenn’s wieder ordentlich was zwischen die Zähne gibt, wachsen Körper und Gehirn dann wieder.

Auch mal untersuchen

Eigentlich eine praktische Sache, die die Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie da herausgefunden haben. Brauchen wir Menschen aber eher nicht, da bei uns das Essen ganzjährig in gleichem Umfang verfügbar ist. Zumal das geschrumpfte Gehirn zur Folge hat, dass die Waldspitzmaus im Winter etwas verpeilt und orientierungslos ist.

Wenn ich in sozialen Netzwerken unterwegs bin, denke ich so manches Mal, dass das Waldspitzmaus-Phänomen auch mal beim Menschen untersucht werden sollte. Da sind nicht zu wenige Leute unterwegs, deren stupide, beleidigende oder ignoranten Postings darauf schließen lassen, dass sie auch ihr Gehirn geschrumpft haben – allerdings dauerhaft und um deutlich mehr als 20 Prozent.

Hat aber dann nichts mit Energiesparen zu tun, denn ihre gesamte Energie verwenden diese Zeitgenossen darauf, Tag für Tag und zu allen möglichen Themen mit ihren geistigen Ergüssen die Kommentarspalten zuzumüllen.

Fragt doch mal die Forscher

Was man da so alles liest: Die Ampelkoalition ist der letzte Dreck, die Grünen sind verblendete Volkserzieher, alle Politiker sind sowieso korrupt und taugen nichts, alle Ausländer sind kriminell, alle Jugendlichen sind faul und dumm, nur die Kindheit in den 60er- und 70er-Jahren war schön, früher herrschte noch Zucht und Ordnung usw.

Leute, die ihr solche Phrasen Tag für Tag schreibt: Fragt doch bitte mal die Waldspitzmäuse oder alternativ die Forscher vom Max-Planck-Institut, wie ihr euer Hirn wieder zur normalen Größe bringen könnt. Oder spart euch alternativ eure Energie für wirklich wichtige Dinge auf und nervt nicht durch eure stets gleichen Phrasen und platten Sprüche.

Ein inspirierendes und aufgeschlossenes Wochenende wünscht

Wolfgang Schneider

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