Warum es die Schreibblockade eigentlich nicht gibt

IHK-Medienseminar


Referent Daniel Fitzke erläuterte, dass Langeweile ein wesentlicher Teil des kreativen Prozesses ist, den man nicht überspringen oder abkürzen sollte. von IHK Siegen
Referent Daniel Fitzke erläuterte, dass Langeweile ein wesentlicher Teil des kreativen Prozesses ist, den man nicht überspringen oder abkürzen sollte. © IHK Siegen

Siegen/Kreis Olpe. Wenn es beim Schreiben harkt und stockt, spricht man schnell von einer Schreibblockade. Gerade die kreativen Köpfe eines Unternehmens kennen diese Situation – inklusive der Begleiterscheinungen Frust und Verzweiflung. Sorgen müsse sich aber niemand machen in einem solchen Fall, erklärte Daniel Fitzke, Betriebswirt und Kommunikationsmanager, jetzt im Rahmen eines IHK-Medienseminars in Siegen.


Genau genommen gebe es nämlich gar keine Schreibblockaden. Beim Schreiben handle es sich vielmehr um einen kreativen Prozess, der seinen eigenen Regeln und Gesetzmäßigkeiten folgt. Die Kunst bestehe darin, auf sich und seine Fähigkeiten zu vertrauen und die „Langeweile“ auszuhalten, erklärte Fitzke den rund 60 Zuhörern. Das Gefühl der Orientierungslosigkeit beim Schreiben sei sogar wichtig für den Output.

Fitzke veranschaulichte seine Aussagen mit den vier Phasen eines kreativen Prozesses. Sein Modell: Zunächst gibt es die Expedition, also die Grundlagenarbeit. Was brauche ich für meinen Beitrag, und wo bekomme ich die Informationen her? Sobald eine grobe Struktur steht, rutsche man in die Inkubation. Das sei die Phase, mit der die meisten ein Problem haben, da sie in der Regel von Langeweile, Frust, Aufschieben und Selbstzweifeln begleitet wird. Man habe das Gefühl, nichts geht voran. Dabei agiert das Unterbewusstsein laut Fitzke in dieser Zeit auf Hochtouren und verarbeitet die gesammelten Informationen. Es entstehen erste Ideen, auch wenn diese noch nicht ausgereift sind und meist verworfen werden. „Diese Phase sollte man weder überspringen noch abkürzen“, erklärte Fitzke. „Da müssen Sie alle durch. Aber am Ende zahlt es sich aus.“
„Lieben Sie Ihre Deadline!“
Denn die erlösende Idee sprudle irgendwann aus einem heraus – völlig unerwartet und in ungewöhnlichen Situationen. Oft werde diese Idee durch einen Auslöser, einen so genannten Trigger, in Gang gesetzt und eröffne Phase drei: die Illumination, also die Erleuchtung. Als Auslöser fungiert dem Referenten zufolge ein externer Reiz, aber häufig auch der drohende Abgabetermin: „Druck schafft Diamanten, vergessen Sie das nicht. Lieben Sie also Ihre Deadline!“

In Phase vier – der Evaluation – wird auf das Erschaffene zurückgeblickt, es folgt eine letzte Kontrolle und Abnahme. „Dieser kreative Prozess läuft immer nach dem gleichen Muster ab“, so Fitzke. „Er kann sich in kleinen und großen Zyklen bewegen. Wichtig ist aber immer, dass Sie alle Phasen akzeptieren und selbstbewusst dazu stehen.“ Schließlich könne es durchaus schwierig sein, gegenüber Kollegen und Vorgesetzen zu erklären, warum man mit dem Schreiben noch nicht weiter ist. Gerade die Phase der Inkubation, in der scheinbar nichts passiert und die gefürchtete Langeweile herrscht, könne Unverständnis hervorrufen. „Wenn Sie aber wissen, dass das so oder so passieren wird, können Sie in der Zeit auch andere Tätigkeiten und Termine ausüben“, empfahl Fitzke.

Und bisher hätten es alle kreativen Köpfe in einem Unternehmen immer geschafft, ein gutes Produkt zur vorgegebenen Zeit abzuliefern. „Angst blockiert nur. Vertrauen Sie auf sich und Ihre Fähigkeiten. Denn am Ende ist noch immer alles gut gegangen.“ Deshalb schloss er seinen Vortrag auch mit der Aussage: „Haben Sie Mut zur Langeweile.“
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