Wanderführer und Romane sind Renner im weihnachtlichen Buchgeschäft

Pandemie verstärkt Lust aufs Lesen


  • Kreis Olpe, 19.12.2020
  • Kultur
  • Von Rüdiger Kahlke
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Wanderliteratur, Campingführer und Ratgeber zu Aktivitäten in Deutschland sind gefragt. von Rüdiger Kahlke
Wanderliteratur, Campingführer und Ratgeber zu Aktivitäten in Deutschland sind gefragt. © Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. Bücher boomen zu Weihnachten. Die Pandemie mit dem neuen Lockdown bremst zwar den Besuch im Buchladen mit persönlicher Beratung aus. Die Nachfrage aber nicht.


„Der Lieferservice wird rege genutzt“, so Georg Spielmann, Geschäftsführer der Dreimann Buchhandlung in Olpe. Denn viele haben Zeit zum Lesen. Corona wirkt sich aber auch auf die Wünsche der Kunden aus. Im Trend sind Titel, die sich mit eigenen Aktivitäten beschäftigen oder regionalen Bezug haben.

„Alles aus Deutschland“, umreißt Elisabeth Nierhoff, Inhaberin der Buchhandlung am Markt in Drolshagen, das Themenspektrum. Bildbände, Campingführer und Ratgeber zum Fahrradwandern seien die Renner. „Wanderkarten in so großen Mengen habe ich lange nicht verkauft“, sagt sie. Von manchen sind bereits Neuauflagen im Handel.

Renaissance der Wanderkarten

Die faltbaren Wegweiser erleben eine Renaissance, nachdem Online-Karten lange „in“ waren. „Wanderführer laufen gut“, titelte vor wenigen Tagen eine Tageszeitung und berief sich dabei auf Aussagen von Verlagen und Buchhandels-Ketten. Das bestätigt auch Spielmann, der mit seinem Team „eine Menge Wanderbücher“ verkauft hat.

Die spezielle Nachfrage scheint keine Drolshagener Spezialität zu sein. Zu den sieben coolsten Buchtrends der Frankfurter Buchmesse gehören laut Internet-Portal „Desired“ Romane, Ratgeber und Bücher, die sich damit befassen, „wie wir mehr zu uns selbst finden können“. Was lange in der Esoterik-Ecke stand, reihe sich in die Bestseller-Listen ein. Dazu gehören auch Tipps zur bewussten Ernährung und „Do it Yourself“-Anleitungen.

„Kunden kaufen bewusst vor Ort“

„Kreativ und Kochen sind im Aufwärtstrend“, bestätigt Uta Deitenberg, Leiterin der Buchhandlung Am Rathaus in Finnentrop. „Man merkt, dass die Leute zu Hause selber mehr kochen“, zieht sie ihre Corona-Bilanz. Gefragt seien aber auch Ratgeber fürs Basteln, Haus und Garten, „um das Heim schöner zu machen.“

Kochbücher, „schon seit vier, fünf Jahren ein Trend“, würden weiterhin stark nachgefragt, auch von jüngeren Kunden, registriert Elisabeth Nierhoff. Weil Party oft nicht mehr geht oder Personenzahlen begrenzt sind, trifft man sich offenbar im kleineren Kreis, um gemeinsam zu kochen. „Das Harry-Potter-Kochbuch würde ohne Corona nicht so gut funktionieren“, glaubt die Drolshagener Buchhändlerin. „Kiddys fangen an zu backen, von der Grundschule bis zu Studierenden“, hat sie beobachtet. Diese Trends seien „schon spürbar“.

Wanderliteratur, Kochbücher und Krimis hat Elisabeth Nierhoff in Drolshagen als Trends ausgemacht. von Rüdiger Kahlke
Wanderliteratur, Kochbücher und Krimis hat Elisabeth Nierhoff in Drolshagen als Trends ausgemacht. © Rüdiger Kahlke

„Es wird allgemein mehr gelesen“, stellt Uta Deitenberg fest, „Krimis, Romane, die ganze Bandbreite.“ Reißer, etwa Fitzek-Krimis, gehen weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln – neben süßen oder herzigen Weihnachtsgeschichten, sind sich die befragten Buch-Experten einig. Wobei die Olper offenbar Barack Obama-Fans sind. Die Biografie des ehemaligen US-Präsidenten „ist der Renner“, registriert Georg Spielmann.

Leichte Kost in Corona-Zeiten

„Manche brauchen einfach mal was Schönes“, erklärt Elisabeth Nierhoff die Nachfrage nach leichter Kost in Corona-Zeiten. Die Buchhändlerin freut es besonders, „dass die Kunden bewusst ins Geschäft kommen und sagen: Wir wollen den Einzelhandel unterstützen.“

Das geht auch trotz des geltenden Lockdowns, durch den die Buchläden wieder schließen mussten. „Es sind noch Bestellungen unterwegs. Die Buchhandlung bleibt erst mal besetzt“, sagt Uta Deitenberg. Kunden bekommen die Ware mit Rechnung nach Hause geliefert – kontaktlos vor die Tür. „Das hat gut geklappt im Frühjahr“, blickt die Buchhändlerin auf Erfahrungen aus dem ersten Lockdown zurück.

Andere verfahren ähnlich oder reichen die Bücher an der Ladentür aus – mit Rechnung und ohne Kontakt. Auch die Online-Shops der heimischen Buchläden bleiben geöffnet. Geliefert wird per Post. Uta Deitenberg hofft mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Kreis, „dass wir in irgendeiner Form weitermachen dürfen.“ Das wäre für die Buchhändler und auch für die Attraktivität der Städte besser, als das Geschäft den Internet-Riesen zu überlassen.

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