Von Attendorn nach Köln und wieder zurück - 9-Euro-Ticket im Selbsttest

Was ist an einem Tag machbar?


  • Kreis Olpe, 10.06.2022
  • Straße & Verkehr , Verschiedenes
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Mit dem 9-Euro-Ticket an einem Tag nach Köln fahren und wieder zurück fahren. LP-Volontär Adam Fox hat den Selbstversuch gemacht. von Adam Fox
Mit dem 9-Euro-Ticket an einem Tag nach Köln fahren und wieder zurück fahren. LP-Volontär Adam Fox hat den Selbstversuch gemacht. © Adam Fox

Attendorn/Köln. Das 9-Euro-Ticket bietet die Möglichkeit, deutschlandweit alle öffentlichen Verkehrsmittel (außer IC- und ICE-Züge) für lediglich neun Euro zu benutzen. Der Preis gilt pro Monat und für den Zeitraum von Juni bis August 2022. LokalPlus-Volontär Adam Fox hat am Donnerstag, 9. Juni, den Selbsttest gemacht und ist von Attendorn nach Köln gefahren und am gleichen Abend wieder zurückgekehrt. Im Erfahrungsbericht aus der Ich-Perspektive schildert er den Tag.


Meine Reise startet am Attendorner Bahnhof um 6.48 Uhr. Mit der Regionalbahn 92 fahre ich zunächst nach Finnentrop. Das Besondere an diesem Streckenabschnitt: Es ist das einzige Mal an diesem Tag, dass ich in einer Bahn von einem Kontrolleur nach einem gültigen Fahrschein gefragt werde.

Die Bahn in Richtung Finnentrop fährt im Attendorner Bahnhof ein. von Adam Fox
Die Bahn in Richtung Finnentrop fährt im Attendorner Bahnhof ein. © Adam Fox

Auf der Strecke von Finnentrop bis nach Siegen wird es dann spürbar voller. Studenten, Schüler und Azubis dominieren das Bild. Auch auf dem letzten Abschnitt von Siegen nach Köln läuft alles nach Plan und ich erreiche um 9.37 Uhr die Domstadt.

Hervorragender Blick vom Rheinufer

Angekommen am Kölner Hauptbahnhof, mache ich einen kurzen Abstecher zum Dom. Zu dieser Uhrzeit ist der noch verhältnismäßig leer, von asiatischen Reisegruppen ist keine Spur. Ich beschließe meine Route zunächst zu Fuß fortzusetzen und gehe zur Hohenzollernbrücke. Die Brücke, die für ihre Liebesschlösser bekannt ist, ist gegen 10 Uhr morgens menschenleer.

So menschenleer wie hier ist es ganz selten an der Hohenzollernbrücke. von Adam Fox
So menschenleer wie hier ist es ganz selten an der Hohenzollernbrücke. © Adam Fox

Auf der anderen Seite angekommen, beschließe ich, nicht direkt in die S-Bahn zu steigen, sondern laufe noch ein wenig das Rheinufer entlang. Dabei hat man einen hervorragenden Blick auf den Kölner Dom, die Hohenzollernbrücke, die drei Kranhäuser sowie das Schokoladenmuseum.

Zoo-Besuch teuer

Bevor ich die Severinbrücke erreiche, nähere ich mich der Straßenbahnstation Suevenstraße. Dort steige ich ein und fahre eine Station in Richtung Norden. An der Station Deutz/Messe steige ich aus und laufe einmal den Hügel hoch zur Lanxess-Arena.

Die drei Kranhäuser. von Adam Fox
Die drei Kranhäuser. © Adam Fox

Von dort fahre ich mit den Linien 4 und 18 zum Kölner Zoo. Angesichts der - meiner Meinung nach - hohen Eintrittspreise von 23 Euro für Erwachsene (11 Euro für Kinder) sage ich Eisbären, Elefanten und Co. nicht persönlich Hallo. Die nahegelegene Schwebebahn über den Rhein ist übrigens nicht Teil des 9-Euro-Tickets.

Die Fahrt mit der Schwebebahn ist mit dem 9-Euro-Ticket nicht möglich. von Adam Fox
Die Fahrt mit der Schwebebahn ist mit dem 9-Euro-Ticket nicht möglich. © Adam Fox
„Kebapstraße“ oder Weidengasse

Da mir langsam der Magen knurrt, fahre ich weitere zwei Stationen zum Ebertplatz. In der Nähe befindet sich die Weidengasse. Man könnte diese Straße auch in „Kebapstraße“ umbenennen. Ein Dönerladen reiht sich an den nächsten. Am Ende entscheide ich mich für “Mangal“. Hier kostet der Lukas Podolski-Döner 6,90 Euro, ist durchaus schmackhaft und füllt den Magen.

Der schmackhafte Poldi-Döner kostet 6,90 Euro. von Adam Fox
Der schmackhafte Poldi-Döner kostet 6,90 Euro. © Adam Fox

Von der nahegelegen S-Bahn Station Hansaring fahre ich eine Station bis nach Nippes. Wenige hundert Meter entfernt befindet sich das „Pascha“ - ein pinkes, zehnstöckiges Bordell.

Das Pascha in Köln. von Adam Fox
Das Pascha in Köln. © Adam Fox

Von Nippes fahre ich wieder zum Hansaring. Mein nächstes Ziel: das Rheinenergie-Stadion, wo der 1. FC Köln seine Spiele austrägt.

Mit der S-Bahn geht es bis nach Weiden-West. Dort angekommen, steige ich in die Straßenbahnlinie 1 ein. Ich sehe, wie eine ältere Dame ein Ticket entwertet und frage sie, warum sie sich kein 9-Euro-Ticket geholt hat. Sie fahre in diesem Monat nur zweimal, Hin- und Rückfahrt kosten 6 Euro. Für sie lohne sich das 9-Euro-Ticket deshalb nicht.

Das Rhein-Energie-Stadion, die Spielstätte des 1. FC Köln. von Adam Fox
Das Rhein-Energie-Stadion, die Spielstätte des 1. FC Köln. © Adam Fox

Nachdem ich am FC-Stadion angekommen bin und mich dort ein wenig aufgehalten habe, geht es mit der gleichen Linie weiter bis zum Heumarkt. Ich gehe von dort aus zu Fuß zum Schokoladenmuseum und kaufe mir noch ein Paket Schokonudeln.

Wieder am Heumarkt angekommen gönne ich mir zwei Kugeln Eis bei „Ice Cream United“ und erweitere mit einem Blick auf den Becher ganz nebenbei meine Sprachkenntnisse der kölschen Mundart.

Kölsche Lebensweisheiten auf dem Eisbecher. von Adam Fox
Kölsche Lebensweisheiten auf dem Eisbecher. © Adam Fox

Danach gehe ich noch ein Stück durch die Innenstadt und nähere mich gegen 16.30 Uhr langsam wieder dem Hauptbahnhof. Für die Rückfahrt habe ich nicht die Route über Siegen ausgesucht, sondern fahre über Düsseldorf und Hagen - natürlich nur in Regionalzügen des Nahverkehrs - zurück nach Attendorn. Der Zug in Hagen hat 15 Minuten Verspätung und der Zug in Finnentrop hat nicht auf mich gewartet. Zum Glück fährt noch der Bus R 98, so dass ich um kurz nach 20 Uhr wieder zu Hause bin.

Fazit

Wer Köln an einem Tag im Schnelldurchlauf besuchen möchte und sich nicht allzu lange bei den Sehenswürdigkeiten aufhält, für den ist die Tour an einem Tag machbar. Wer jedoch länger an einem oder gar mehreren Orten bleiben will, der muss entweder mehrere Tage einplanen oder auf bestimmte Dinge verzichten. Man sollte zudem im Vorfeld berücksichtigen, dass es mit den 9 Euro für das Ticket nicht getan ist.

Das 9-Euro-Ticket erfüllt seinen Zweck. Bis auf eine Verspätung fuhren alle Züge nach Plan. An den Bahnhöfen waren definitiv mehr Leute zu sehen als sonst. Die Metapher „eng wie in einer Sardinenbüchse“ wäre aber übertrieben.

Ich würde mir wünschen, dass das 9-Euro-Ticket auch über den 31. August hinaus bestehen bleibt. Für diese Art der Dienstleistung wäre ich dann auch bereit, bis zu 50 Euro pro Monat zu bezahlen.

So könnte man dem Tarifwirrwarr vorbeugen und mehr Leute längerfristig dafür begeistern, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Doch die Politik muss nicht nur für günstige Preise sorgen, sondern auch die bestehende Infrastruktur ausbauen, insbesondere im ländlichen Bereich.

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