Vom Wassereimer bis zur Tragkraftspritze

Die Geschichte der Feuerwehr Schliprüthen


 von Barbara Sander-Graetz
© Barbara Sander-Graetz

Schliprüthen. Seit dem 6. Uni 1927 gibt es die Feuerwehr Schliprüthen. Die 150-Seelen-Ortschaft kann auf eine lange, bis ins 19. Jahrhundert reichende Geschichte zurückblicken.


Fachwerk und Strohdächer galten als Hauptursache für Brände in früheren Jahrhunderten. Saß der „rote Hahn“ erstmal auf dem Dach, half nur die Dorf- und Nachbarschaftshilfe mit Eimerketten, um das Wasser aus den nahen Bächen oder Teichen zu holen, um das Feuer zu bekämpfen. Oft blieb nur eine Brandruine aus Backsteinresten übrig.

Bereits 1839 besaßen die Schliprüthener schon eine Wasserspritze. In einem Schreiben vom 14. Juli des Jahres wird angezeigt, dass die Schepper an der Spritze undicht und faul seien, und um eine Instandsetzung beim Spritzenmeister in Eversberg gebeten wird. Im Jahre 1885 stellte die Anschaffung eines Spritzenwagens eine Verbesserung des örtlichen Löschwesens dar. Der Wagen wurde für 300 Mark angeschafft und stand auf dem Grundstück des Kaufmanns Wilhelm Kaiser. Nach dem Bau des Geschäftshauses 1911 wurde der Spritzenwagen in den Kellerräumen stationiert.
Eigenes Feuerwehrhaus seit 1965
 Nach dem Bau der neuen Schule im Jahre 1928 war wieder ein Feuerwehrraum eingeplant. Seit 1965 hat Schliprüthen ein eigenes Feuerwehrhaus. Es entstand auf dem ehemaligen Gelände des Schulhofes. Durch Mitarbeit der Löschgruppe entstand nach Um - und Anbauten im Jahr 2015 ein zweckmäßiges und modernes Gerätehaus, welches den 22 Kameraden heute als Unterkunft dient.

Im Jahre 1927 wuchs der Wunsch nach einer eigenen Feuerwehr. Am 20. März des Jahres trafen sich die Schliprüthener in der Gastwirtschaft Rademacher. Doch zunächst wurde von einer Feuerwehr abgesehen; vielmehr war man der Ansicht, dass es zweckmäßig wäre, eine Brandabteilung an die Serkenroder Wehr anzugliedern.
Gründung im Juni 1927
 Bereits am 6. Juni 1927 erfolgte dann die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schliprüthen. Als erster Brandmeister wurde Egon Rhode gewählt. Stellvertreter war Josef  Meckler. Insgesamt bestand die Löschgruppe aus zwölf Personen, einem Brandmeister, seinem Stellvertreter, drei Steigern, sechs Wehrmännern und einem Hornist. Weil auf der Standarte das Jahr 1924 steht, gilt das Gründungsdatum der Feuerwehr Schliprüthen als umstritten.

Schon elf Tage nach der wahrscheinlichen Gründung kam es zu einem Schornsteinbrand auf dem Hof Kaiser, Becksiepen. Für die gute Löschhilfe spendete die Feuer-Sozität 75 Reichsmark als Anerkennung. Beim Bombenangriff am 11.April 1945 auf Schliprüthen kam der alte Spritzenwagen noch einmal zum Einsatz, aber auch er wurde ein Raub der Flammen. Ende des Jahres erhielt die Wehr aus Beständen der deutschen Wehrmacht die erste Motorspritze, dazu kam später ein Anhänger TSA zum Ziehen mit dem Trecker.
Erstes Fahrzeug ist ein VW Bulli
 1960 bekam die Löschgruppe ein Tragkraftspritze TS 8/8 mit VW-Motor. Einen VW Bulli TSF als erstes Feuerwehrfahrzeug erhielt die Löschgruppe im Jahr 1965. Das heutige Fahrzeug von Mercedes wurde 1994 angeschafft. Das TSF-W des Aufbau - Fabrikats "Ziegler" ist mit einer Tragkraftspritze mit BMW- Motor, sowie mit einem 500 Liter Wassertank, schwerem Atemschutz und einem Stromaggregat mit zugehöriger Beleuchtung, ausgestattet.

 Der 1. Brandmeister Egon Rhode schied am 29.Juni 1955 mit Erreichen der Altersgrenze aus dem Feuerwehrdienst aus. Sein Nachfolger wurde am gleichen Tage Franz Rath. Er übte dieses Amt bis 1972 aus. Als dritter Brandmeister nach Gründung der Löschgruppe trat nun Werner Schulte in die Fußstapfen seiner Vorgänger. Seit September 1990 steht Siegbert Schulte der Freiwilligen Feuerwehr Schliprüthen vor und durfte damit im letzten Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiern.
Standarte gibt das Jahr 1924 an
Auf der Standarte der Freiwilligen Feuerwehr Schliprüthen steht das Gründungsjahr 1924. Dieses bezieht sich auf Aussagen älterer Dorfbewohner. Doch nach Auffinden alter Unterlagen ist der 6. Juni 1927 als Gründungsjahr offiziell belegt.
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