Vom Smashen und Wallen

LP-Randnotizen


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 von LokalPlus
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Ich gehe langsam auf die 50 zu. Eigentlich habe ich mich nie alt gefühlt. Bis ich ein Gespräch mit meinem 13-jährigen Nachwuchs hatte. Es fing an mit dem Jugendwort des Jahres 2022: „Smash“. Das bedeutet, „mit jemandem etwas anfangen“.

Das dazugehörige Verb „smashen“ bedeutet so viel wie … Lassen wir das an dieser Stelle, die Übersetzung ist nicht jugendfrei.

Totale Überforderung

Ich gebe es zu, ich bin mit diesem Wort total überfordert, weil es in meiner Welt einfach keinen Sinn ergibt. Denn aus dem Englischen übersetzt heißt „to smash“: etwas zerschlagen oder zerschmettern. Klingt nicht gerade schön für den Start einer Liebesbeziehung oder für das, was man in einer Liebesbeziehung tut, auch wenn diese vielleicht nur für eine Nacht vorhält.

Beim Jugendwort des Jahres 2021 war es anders: „Cringe“. Das konnte ich noch irgendwie nachvollziehen. „Cringe“ kommt (natürlich) aus dem Englischen und bedeutet grob übersetzt „schaudern“ oder jemand ist „peinlich berührt“. Wenn etwas „cringe“ ist, dann ist das peinlich, schauderhaft oder befremdlich.

Eine Einwort-Antwort

Mein Nachwuchs und ich reden also über das Wort Smash und meine Überforderung damit. Das Wort stammt aus einem Smartphone-Spiel. Ich finde in dieser Erklärung immer noch keine Logik. Er hätte sich gewünscht, das Jugendwort 2022 wäre „walls“, sagt er.

„Walls? Was heißt das?“ Er erklärt mir einigermaßen geduldig: Walls bedeutet, dass man seine vier Wände nicht verlässt und chillt. „Also wenn ich walle, dann bleibe ich Zuhause und mache nix?“, frage ich. „Ja, aber so darf man das Wort nicht verwenden“, sagt der Nachwuchs. Es ist eine Einwort-Antwort, erfahre ich, und sollte nicht als Verb genutzt werden. Also besser: „Was machst du heute?“ Antwort: „Walls.“

Das will keiner wissen

Ich kann nicht sagen: „Morgen walle ich mal.“ Oder „Am liebsten würde ich jetzt wallen.“ Ich bin etwas ratlos. Warum geht das nicht? Mein Nachwuchs seufzt und erklärt mir noch mal: „Das interessiert keinen, ob Du das vorhast. Das will keiner wissen. Nur, wenn Dich jemand fragt, was Du machst oder gemacht hast. Dann sagst Du: Walls.“

Auch, wenn es keinen interessiert - ich wünschte, ich könnte nur einmal auf die Frage: „Hey, was hast Du gestern gemacht?“ mit „Walls“ antworten.

Claudia Wichtmann

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