Vom Bergdoktor-Traum zum E-Bike-„Alp“traum

LP-Randnotizen


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 von LokalPlus
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Der Frühling steht vor der Tür und damit werden auch die Zweiräder wieder ausgepackt. Da fällt mir die Geschichte von einer Freundin ein: Sie hatte einen großartigen Plan - Urlaub mit der Familie in Fieberbrunn/Österreich und von dort aus mit dem E-Bike nach Ellmau, zum Drehort des Bergdoktors fahren. Unbedingt wollte sie das Bergdoktor-Feeling spüren. Die Radtour entpuppte sich allerdings als Tortur.


Es sollte ein Familienspaß für sie, ihren Mann und die zwei Söhne werden. Rund 70 Kilometer insgesamt. Der Fahrradverleih-Betreiber schaute skeptisch. Ob sie wüssten, wie weit das sei, fragte er, während er am E-Bike rumfummelte und den Akku einstellte. Die Freundin, sportlich und voller Tatendrang, winkte ab. Das wird easy, dachte sie, mit dem E-Bike kein Ding.

Doch bereits bei den ersten Tritten ins Pedal stellte sie fest, dass e-biken bergauf für sie eher einer mittelschweren Tortur glich. Die Familie düste voraus, viel bergauf, selten bergab, sie quälte sich hinterher und verstand nicht, warum alle vom mühelosen E-Bike-fahren schwärmten. Für sie fühlte es sich an, als würde sie eine Betonmischmaschine ziehen.

Nach zehn Kilometern bat sie um eine Pause. Der Ehemann war nur leicht besorgt um ihren tomatenroten Kopf und meinte, sie solle nicht so übertreiben. Ein kurzer Test des Rades seinerseits auf gerader Strecke, bevor es weiterging, ergab für ihn auch keinen Grund für die Anstrengung seiner Frau. In Ellmau angekommen, war von der Bergdoktor-Romantik nichts mehr übrig. Meine Freundin war fix und fertig, wollte nur noch zurück.

Magie auf der Rücktour

Auf dem Rückweg dann der Klassiker: Der Ehemann entschied sich für eine Abkürzung, die sich als Umweg herausstellte. Meine Freundin gab auf, es ging nichts mehr. Der Gatte tauschte kurz das Rad mit ihr, fand aber wieder nichts Außergewöhnliches. Doch als sie dann wieder in den Sattel stieg, war es plötzlich wie Magie. Auf einmal ging alles wie von selbst! Die letzten 20 Kilometer flogen nur so dahin, federleicht und ohne Anstrengung.

Bei der Rückkehr staunte der Fahrradverleih-Betreiber erneut: Der Fahrrad-Akku meiner Freundin war noch bei 80 Prozent, während der Rest der Familie mit dem Akku fast am Ende war. End of story: Der Akku am Rad meiner Freundin war erst gar nicht an und dann nur auf den letzten wenigen Kilometern der Strecke, warum auch immer, betriebsbereit. Sie ist gut 50 Kilometer der Tour ohne Strom gefahren. Keine Frage, wer an diesem Tag die Heldin und Sportskanone war. Es war nur ein schwacher Trost für meine Freundin, sie sank nach dem Ausflug nur noch ins Bett und träumte vom Bergdoktor.

Ein sonniges und sportliches Wochenende wünscht euch

Claudia Wichtmann

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