Viele Handwerker haben Probleme mit der Betriebsnachfolge

Anzahl der zu übergebenden Betriebe steigt – Interessentenzahl sinkt


Kreishandwerksmeister Frank Clemens aus Olpe weiß aus eigener Erfahrung, worauf man beim Thema Nachfolge achten muss: 1997 übernahm er den Dachdecker-Betrieb seines Vaters. von KH Westfalen-Süd
Kreishandwerksmeister Frank Clemens aus Olpe weiß aus eigener Erfahrung, worauf man beim Thema Nachfolge achten muss: 1997 übernahm er den Dachdecker-Betrieb seines Vaters. © KH Westfalen-Süd

Kreis Olpe/Siegen. Zu einem „Nachfolgefrühstück“ hatte die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Südwestfalen eingeladen. Rund 80 Interessierte aus unterschiedlichen Gewerken ließen sich beim gemeinsamen Frühstück umfassend zum Thema Betriebsnachfolge informieren.


Besonders im Handwerk ist es heutzutage oft schwer, einen Nachfolger für einen Betrieb zu finden. Und selbst wenn ein Nachfolger gefunden wurde, so stellen sich die Inhaber oft die Frage, wie man eine Betriebsübergabe am besten gestalten kann. Schließlich kommt es auf viele betriebswirtschaftliche, steuer- und arbeitsrechtliche sowie teilweise erbschaftsrechtliche Aspekte an.

Fachgebiete, mit denen die meisten Anwesenden im Regelfall nur wenig vertraut sind. An dieser Stelle setzt das „Nachfolgefrühstück“ der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd an. In drei Fachvorträgen gaben Experten Antworten auf die wichtigsten Fragestellungen rund um das Thema Nachfolge im Handwerksbetrieb.
Zeiten haben sich geändert
Kreishandwerksmeister Frank Clemens, der selber den Dachdeckerbetrieb seines Vaters übernommen hat, weiß aus eigener Erfahrung, was zu regeln ist und wie wichtig es ist, sich frühzeitig Gedanken zu machen: „Die Frage ist zunächst: Wer soll´s machen? Das war früher einfacher, denn meistens übernahm das älteste Kind den Betrieb. Aber die Zeiten haben sich geändert. Das ist auch gut so. Während es früher selbstverständlich war, den elterlichen Betrieb weiterzuführen, so gehen heute die jungen Menschen vielmehr den eigenen Interessen und Wünschen nach und schlagen oft einen anderen beruflichen Weg ein.“

Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen ist gleichbleibend hoch. Ca. 30 Prozent der derzeitigen Betriebsinhaber sind bereits über 55 Jahre alt. Das lässt erahnen, dass in den nächsten Jahren eine Vielzahl von Betrieben zur Übernahme bereitsteht und einen Nachfolger sucht. Prinzipiell rosige Aussichten für junge Handwerksmeister. Allerdings hat sich die Zahl der Meisterprüfungen in den letzten 20 Jahren halbiert und immer weniger junge Menschen möchten selbstständig sein.
 von KH Westfalen-Süd
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So beschrieb Uwe Hackler, Betriebsberater der Handwerkskammer mit Beratungsstelle in Olpe, die derzeitige Ausgangssituation im Hinblick auf die Übergabe von Betrieben. Er machte deutlich: „Weniger als 50 Prozent finden den Nachfolger in der Familie, rund 30 Prozent der Betriebe werden an Mitarbeiter übergeben und 20 Prozent werden an Fremde verkauft oder schließen.“

Hackler weiter: „Wichtig ist dabei immer: Alles muss ehrlich, klar und sauber geregelt sein, damit kein Streit entsteht.“ Für die Anwesenden hatte er folgende Tipps: „Bereiten Sie Ihren Betrieb rechtzeitig auf eine Übernahme vor. Suchen Sie frühzeitig nach einem geeigneten Nachfolger und treffen Sie eine sinnvolle Erbregelung.“ Außerdem machte er Hoffnung: „Dem Handwerk geht es sehr gut. Es bietet damit gute Chancen für potenzielle Nachfolger.“
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