Viel Zuspruch für Facebook-Beitrag von Pfarrer Wollweber zur Corona-Krise
„Vielleicht denken wir auch anders über unser Leben“
- Kreis Olpe, 18.03.2020
Lennestadt. Pfarrer Ludger Wollweber aus Lennestadt hat mit einem Beitrag auf Facebook viele Menschen erreicht und mit seinen Gedanken zur Corona-Krise offenbar den Nerv vieler Zeitgenossen erreicht. Mit den Worten „Ich schreib nur selten persönliche Beiträge an dieser Stelle, aber das muss ich gerade loswerden“ beginnt Wollweber sein Posting vom Montagabend, 16. März. Bis Mittwochvormittag, 18. März, wurde sein Beitrag bereits 254-mal geteilt und erhielt knapp 550 Likes. Nachfolgend Wollwebers Gedanken im Wortlaut:
Ich musste durch den Wegfall aller öffentlichen Gottesdienste und Versammlungen nur einen Termin nach dem anderen aus meinem Kalender streichen, da habe plötzlich viele (fast ) leere Blätter vor mir. Was ich mir manchmal gewünscht hätte, traf plötzlich ein. Aber es ist nicht schön. Die entsetzten Kommunionkinder, die sich auf ihr Fest so gefreut hatten.
Die Pfarrheime, die sonst Orte der Begegnung sind, plötzlich leer. Die Heizung abgestellt. Ok. Zum Blumengießen kommt noch jemand. Das Entsetzen der Brautleute, als ich ihnen sagen musste: Das mit der Hochzeit wird nichts. Die ständigen Überlegungen: Was machen wir jetzt? Und am nächsten Tag werden wir von ganz anderen Wirklichkeiten eingeholt und müssen wieder neu planen. Und die Angst vieler: Was kommt noch?
Zwischendrin ermutigende Ereignisse: Mitglieder des Meggener Schützenvereins planen eine Aktion, ein Netzwerk, um helfen zu können, die Caritaskonferenz steht bereit. Halberbracht überlegt mit allen Vereinen: Was können wir tun, damit sich niemand fallen gelassen fühlt.
Nein, ich habe keinen Urlaub „bis auf weiteres“. Ich möchte ihn auch gar nicht haben. Nicht jetzt. Entschleunigung ok, vielleicht hilft sie, klarer zu denken. Ich möchte präsent sein. Da, wo ich gebraucht werde. Gott sei Dank gibt es soziale Netzwerke, Handy & Co.
Dank leerer werdender Terminkalender habe ich mehr Zeit für Gespräche, zum telefonieren und möchte Mut machen, den Hörer in die Hand zu nehmen, wenn die Decke auf den Kopf fällt, wenn Not ist. Ich freue mich über alle Initiativen in unserem Bereich, um einander zu helfen, und möchte sie nach Kräften unterstützen.
Und wenn wir irgendwann in den Alltag zurückkehren, freue ich mich umso mehr auf das, was uns bisher immer so normal erschien. Und vielleicht denken wir auch anders über unser Leben. Das ist die Chance, vielleicht.