Verwöhnprogramm vom Feinsten: Zu Besuch in der Tagespflege
LP-Serie „Ein Tag als...“
- Kreis Olpe, 25.09.2022
- Verschiedenes
- Von Laura Gerhard

Kirchhundem. Was macht eigentlich eine Pflegehilfskraft in der der Tagespflege? Wie viel Arbeit steckt in dem Beruf, wie ist das Zusammensein mit den älteren Besuchern? Belustigung und Essen ausgeben – oder was gehört noch dazu? All das sind Fragen, die sich LokalPlus-Praktikantin Laura Gerhard stellte und einen Tag lang eine Pflegerin der Caritas Tagespflege in Kirchhundem begleitete. „Es war wunderschön“, berichtet sie im Nachhinein begeistert.


Es ist Montagmorgen, 8.45 Uhr. Die große Eingangstür öffnet sich und die Pflegefachkraft Bettina Malchow nimmt mich in Empfang. Zuerst werden Formalien geklärt, wie der Impfstatus und der Corona-Test. Jeder Mitarbeiter testet sich zweimal die Woche, auch die Gäste haben die Möglichkeit sich testen zu lassen.

Bettina Malchow fängt um 9 Uhr an - kommt aber schon etwas eher, um zu lüften, Medikamente zu stellen und E-Mails zu beantworten. Wir gehen in die Küche, wo die Pflegehilfskraft Marion Hennecke gerade das Frühstück für die Gäste vorbereitet.

Jeder Gast - die Senioren dürfen ab Pflegegrad 2 die Tagespflege auf Kosten der Pflegekasse besuchen - bekommt sein individuelles Frühstück, frisch zubereitet. Ich darf mit anpacken, denn zu zweit ist man bekanntlich schneller. Es werden Brötchen geschmiert mit allerlei Leckereien: Wurst, Käse, Marmelade. Für jeden ist etwas dabei. Dazu werden noch Tomaten, Eier und Äpfel als kleiner Snack geschnitten.
Auch für die Getränke ist gesorgt: Kaffee, Tee, Wasser - alles ist vorhanden. Das Frühstück ist fertig, der Tisch gedeckt, jetzt fehlen nur noch die Gäste.

Nach und nach trudeln die ersten Gäste ein. Um 10 Uhr wird gefrühstückt. Ich geselle mich zu den Besuchern: Acht ältere Damen sind gekommen, ein Mann ist der Hahn im Korb. Jeden Tag sind andere Gäste in der Tagespflege. Manche kommen zweimal die Woche, manche einmal und andere jeden Tag. So wie jeden Tag unterschiedliche Senioren zu Gast sind, ändert sich auch das Programm.
Ich gehe nochmal mit Kaffee herum. Die Gäste freuen sich. Viele davon sind nämlich leidenschaftliche Kaffeetrinker. Im Hintergrund läuft Musik aus dem Radio. Die Stimmung ist gelassen.
Um 10.15 Uhr kommt eine zweite Pflegehilfskraft, Marita Fischer. Meistens sind immer drei Pflegerinnen plus die Leiterin im Haus. Das reicht aus, um neun Gäste zu versorgen. „Wir werden hier richtig verwöhnt“, erzählt eine ältere Dame. Nun verteilt die Pflegefachkraft, Bettina Malchow, noch die Medikamente.

Es ist 11 Uhr und die Gäste sind fertig mit dem Frühstück. Jetzt geht es rüber in die Stube, in der das Programm weiter geht. Ich unterstütze ein paar Gäste beim Aufstehen und begleite sie beim Laufen. Marion räumt derweil ab und bereitet alles für die nächste Mahlzeit vor.
Marita kümmert sich um die Gäste in der Stube. Zuerst wird das Lied „Danke für diesen guten Morgen“ gesungen – eine Tradition, daher kennen die Gäste das Lied schon auswendig. Ihre Freude ist spürbar. „Wunderbar“, sagt eine ältere Dame. Alle lachen.

Heute steht Kegeln auf dem Programm. Es wurde eine Kegelbahn auf Rollen in den Raum geschoben. Wer wird dieses Mal Kegelkönig sein? Die Gäste feuern sich gegenseitig an. Nach vier Runden steht der Gewinner fest: Eine ältere Dame konnte sich den Sieg holen. Ihr Gewinn: Süßigkeiten.

12 Uhr: Es klopft an der Tür und Peter kommt herein. Er ist 81 Jahre alt, ehrenamtlicher Mitarbeiter und ist fast jeden Tag hier, um mit den Gästen zu singen, lachen, ihnen Witze und Geschichten zu erzählen. Die Besucher hören aufmerksam zu und lachen viel. Nun werden noch Lieder gesungen, die er mit seinem Schifferklavier musikalisch begleitet.

Um 12.30 Uhr ist Zeit für das Mittagessen. Danach können sich die Gäste ausruhen oder spielen. Mit einer älteren Dame messe ich mich in Mensch-ärger-dich-nicht. Sie liebt das Spiel. Nun möchte sie noch ein wenig Zeitung lesen, sodass ich mich zu einem älteren Herrn geselle. Ich halte seine Hand und er ruht sich aus.
Bis 15 Uhr können die Gäste sich ausruhen - danach gibt es Kaffee und Kuchen. Ich esse noch ein Stück Kuchen mit den Senioren und dann endet der Tag auch schon für mich. Ich verabschiede mich bei den Gästen, die ich heute ins Herz geschlossen habe. Ein wunderbarer Tag.
