Verbraucherzentrale Lennestadt stellt Jahresbericht 2021 vor
Zwischen Pandemiefolgen und Energiepreiskrise
- Kreis Olpe, 08.06.2022
- Verschiedenes
Kreis Olpe. Wellen von betrügerischen Paket-SMS oder Fake-Inkasso-Forderungen, nicht immer rechtmäßige Kontoentgelte und Tausende gekündigte Strom- und Gasverträge: Bei rund 4.463 Anliegen war die Verbraucherzentrale in Lennestadt im vergangenen Jahr wieder Ansprechpartnerin, um Verbraucher zu unterstützen und zu ihrem Recht zu verhelfen. Seit dem Herbst sorgten die massiv gestiegenen Energiepreise für einen zusätzlichen Ansturm auf die Beratungsstelle.
„Verlässlich und direkt für alle Menschen ansprechbar zu sein – das war auch im zweiten Corona-Jahr die Herausforderung. Darauf haben wir flexibel reagiert, die im ersten Pandemiejahr entwickelten digitalen Zugangskanäle genutzt und unsere Onlineangebote ausgeweitet“, sagte Anne Hausmann, Leiterin der Beratungsstelle Lennestadt.
Sie stellte den Jahresbericht 2021 vor. „Je nach Komplexität des Anliegens war es für uns aber auch besonders wichtig, die Ratsuchenden ab Mitte Mai wieder in unseren Räumen in der Beratungsstelle Lennestadt, Hundemstraße 29, persönlich empfangen zu können.“
Die Kennziffern zeigen, dass die Verbraucherzentrale auch 2021 eine stark gefragte Anlaufstelle für die Menschen im Kreis Olpe war: Bei rund 1.613 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer 2021 zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. In der allgemeinen Verbraucherberatung erhielten 29 Prozent der Verbraucher diese aufgrund von niedrigen Einkommen entgeltfrei.
Rechtliche Ersteinschätzung erteilt die Verbraucherzentrale NRW in diesem Themengebiet generell kostenfrei 97 Prozent der Rechtsvertretungen konnte die Beratungsstelle positiv für ratsuchende abschließen, insbesondere in Fällen von untergeschobenen Energieverträgen. Insgesamt konnten Ratsuchenden in 2021 so 74.863,54 Euro erspart werden.
Gefälschte Nachrichten vom Zoll mit Gebührenforderungen, massenhaft verschickte SMS von angeblich Paketdiensten, die ahnungslose Nutzer zum Beispiel in Abo-Fallen lockten, oder Kettenbriefe in sozialen Netzwerken und Messengern, die zum Datenklau führten: Die digitale Welt nutzten auch 2021 wieder zahlreiche Kriminelle, um die verschiedenen Kommunikationskanäle geschickt für ihre betrügerischen Aktivitäten einzusetzen.
Ob wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen oder vermeintlich abgeschlossener Glücksspiel-Abos: Unter verschiedenen Vorwänden forderten Inkassounternehmen von den Menschen im Kreis Olpe Zahlungen und drohten mit Zwangsvollstreckungen oder Schufa-Einträgen.
Dass mehrere Strom- und Gasanbieter trotz vertraglicher Vereinbarung die Versorgung ihrer Kundschaft einstellten, brachte im Herbst viele Haushalte in Bedrängnis. Betroffene rutschten in die Grundversorgung und hatten Mühe, einen neuen bezahlbaren Vertrag zu bekommen. „Hier gab es viel Unsicherheit und Sorge“, so Hausmann.
Eine hohe Nachfrage gab es auch zu Finanzthemen: Kündigungen von einst attraktiven Prämien- und Bausparverträgen vor allem von Sparkassen führten zu erheblichem Beratungsbedarf. Kunden wollten die Rechtmäßigkeit der Kündigungen einschätzen lassen und nahmen dazu die anwaltliche Beratung zu Bank- und Kapitalmarktrecht der Verbraucherzentrale in Anspruch.
Durch die CO2-Bepreisung und die neuen Förderprogramme war es für Hauseigentümer noch attraktiver, sich nach Alternativen für alte Öl- oder Gasheizungen umzuschauen. Die Nachfrage nach umweltfreundlicher Heiztechnologien wie Wärmepumpen, Pelletheizungen und Hybridanlagen war so hoch, dass das Telefon von Energieberater Stefan Hoffmann nicht mehr stillstand. Auch der Bau der eigenen Photovoltaikanlage auf dem Dach stieß auf reges Interesse.