ver.di warnt vor sinkendem Lohnniveau und Altersarmut
Bezirk Siegen-Olpe: 36 Prozent der Erwerbstätigen verdienen im Monat weniger als 2500 Euro
- Kreis Olpe, 22.06.2017
Kreis Olpe. 41,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen beziehen ein Bruttoeinkommen von unter 2500 Euro. Rechnet man für den ver.di Bezirk Siegen-Olpe zu den Gesamtzahlen auch noch die Mini-Jobber der beiden Kreise hinzu, verdienen rund 35,9 Prozent aller Beschäftigten weniger als 2500 Euro brutto. Das geht aus einer Datenauswertung des Eduard Pestel Instituts für Systemforschung im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hervor.
„Diese Rentenerwartungen sind armutsgefährdend für weite Teile der Bevölkerung, auch der Mittelschichten. Diejenigen, die nur auf 40 oder gar 30 Beitragsjahre kommen, und das sind wegen der Erziehungszeiten vor allem Frauen, rutschen definitiv auf Hartz-IV-Niveau“, warnt Jürgen Weiskirch.
Dass eine andere Politik möglich sei, zeige ein Blick über die Grenze: Österreich habe in den 2000er Jahren die Teilprivatisierung der Rente nicht mitgemacht. „Statt die Bevölkerung zum Riestern aufzufordern, hat die österreichische Politik die gesetzliche Rente ausgebaut“, sagte Weiskirch. Das Ergebnis: Die gesetzliche Rente ist im Durchschnitt über 500 Euro höher als in Deutschland. „Eine andere Rentenpolitik ist möglich. Auch bei uns. Es braucht aber den politischen Willen dazu“, so Weiskirch.
Nötig seien die Stabilisierung der Rente auf dem jetzigen Niveau von 48 Prozent und eine schrittweise Anhebung auf etwa 50 Prozent. Wer nicht wolle, dass das Rentensystem zerbreche, müsse zudem den Bundeszuschuss in die Rentenkasse erhöhen und die Tarifbindung in Deutschland stärken.
„Langfristig führen nur auskömmliche Löhne zu auskömmlichen Renten. Deshalb muss der Gesetzgeber dafür sorgen, dass die Tarifflucht der letzten Jahre aufhört. Sie darf sich für Unternehmen nicht mehr rechnen“, forderte Weiskirch.