Ungleichbehandlung beim Einkommen von Männern und Frauen

Mehr für die Gleichberechtigung tun


Frauen verdienen im Gastgewerbe 20 Prozent weniger als Männer. von privat
Frauen verdienen im Gastgewerbe 20 Prozent weniger als Männer. © privat

Kreis Olpe. Frauen sind beim Einkommen weiterhin im Nachteil: Zum Internationalen Frauentag am Dienstag, 8. März, weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf große Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern im Kreis Olpe hin.


Frauen, die eine Vollzeitstelle haben, verdienen im Kreis aktuell 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Während der mittlere Vollzeit-Verdienst von Männern bei 3.619 Euro pro Monat liegt, kommen Frauen lediglich auf 2.881 Euro, so die NGG-Region Südwestfalen unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

„Es kann nicht sein, dass Frauen in puncto Bezahlung trotz gleicher Arbeitszeit systematisch den Kürzeren ziehen“, kritisiert Gewerkschafterin Isabell Mura. Die Corona-Pandemie habe die Situation teils verschärft – und alte Rollenbilder verfestigt.

Im Gastgewerbe sind Frauen besonders stark getroffen

„In Zeiten von Lockdowns und Schulschließungen waren es in vielen Familien gerade die Frauen, die beruflich zurückstecken mussten und sich um Kinder und Haushalt kümmerten“, sagt Mura.

In Branchen wie dem Gastgewerbe habe die Krise Frauen besonders stark getroffen, beispielsweise weil sie überdurchschnittlich oft in Minijobs arbeiten. Diese Stellen seien nach zwei Jahren Pandemie in großem Stil abgebaut worden. Die Betroffenen stünden nach dem Job-Verlust ohne Arbeitslosenversicherung da und hätten auch keinen Anspruch auf das Kurzarbeitergeld.

Erhebliche Lohnlücken

Neben prekären Arbeitsverhältnissen gebe es aber in vielen Betrieben nach wie vor eine erhebliche Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Die NGG-Geschäftsführerin ruft die Unternehmen in der Region dazu auf, die Ungleichbehandlung zu beenden und „gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ zu zahlen.

Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel im Lebensmittel- und Gastgewerbe sollten die Firmen alles daransetzen, durch attraktive Arbeitsbedingungen Frauen zu gewinnen. „Hier schlummert ein enormes Potential für den heimischen Arbeitsmarkt“, so Isabell Mura.

Politik steht in der Pflicht

Allerdings stehe auch die Politik in der Pflicht, mehr für die Gleichberechtigung zu tun. „Das Steuersystem bietet Frauen, deren Partner ein gutes Einkommen haben, kaum Anreize, selbst beruflich durchzustarten. Durch hohe Abzüge in der Steuerklasse V bleiben viele von ihnen doch zuhause oder machen nur einen Minijob. Hier muss die Bundesregierung eine Reform anpacken“, fordert die Gewerkschafterin.

Nach einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung haben Frauen Männer bei den Bildungsabschlüssen in den letzten Jahren überholt. Hatten im Jahr 2005 bundesweit lediglich 26 Prozent aller Frauen die Hochschulreife, waren es im Jahr 2019 gut 40 Prozent (Männer: 29 bzw. 39 Prozent).

Führungspositionen überwiegend in männlicher Hand

Auch die Zahl der Haushalte, in denen Frauen das Haupteinkommen beisteuerten, ist zuletzt deutlich – auf ein Achtel aller Haushalte – gestiegen. Allerdings sind Führungspositionen nach Angaben des WSI weiterhin überwiegend in männlicher Hand. Einer der Gründe: Frauen haben weitaus häufiger eine Teilzeitstelle als Männer.

Nach Einschätzung der NGG könnte die Pandemie jedoch langfristig zu einem Umdenken beitragen: „Corona kann auch eine Chance für mehr Gleichberechtigung sein. Viele Männer haben in den letzten zwei Jahren erstmals richtig erfahren, welche Arbeit Kinderbetreuung und Haushalt machen – aber auch, wie wichtig ihre Unterstützung zuhause ist“, so Mura weiter.

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