Und plötzlich bist du Teil vom Ernst des Lebens

Das Stressbarometer steht auf Anschlag, bis am Donnerstag, 19. August, das Ablassventil die Nerven langsam wieder herunterfährt. Altenhundem 9 Uhr morgens: Der Gottesdienst der i-Männchen beginnt – und damit, wie an diesem Tag nicht nur einmal wahrzunehmen ist, der „Ernst des Lebens“. Coronakonform mit möglichst wenigen Gästen und in zwei Teile für zwei Klassen gesplittet. Willkommen im neuen Wahn. Aber das Wichtigste: Die Kinder sind glücklich.

Wochen, nein Monate lang fieberte meine Tochter auf genau diesen Tag hin. Wochen und Monate hat er auch mich beschäftigt. Den Schulranzen sicherte ich mir bereits im Dezember, mehr und mehr Schulbedarf wurde nach und nach angeschafft.

Die Schultüte fertigten die Kinder und Erzieher im Kindergarten – Corona sei Dank ohne Beteiligung der Eltern – an. Dann wäre die pink-weiße Schultüte mit Flamingo drauf wohl auch nicht so schön geworden.

Aber nun geht es los. Mal eben schnell zur besten Freundin, die die Haare meiner Tochter in die einer schicken Lady verwandelt. Noch etwas Glitzer und dann ab zum Auto. Beim Weg zur Kirche fällt auf, dass wir besser die Schirme eingepackt hätten. Die Kirchenränge der „Pinguin-Eltern“ – so heißt die Klasse – sind gut gefüllt.

Der Morgen geht in der Turnhalle der Schule weiter. Hier führen zahlreiche Schulkinder aus dem vierten Schuljahr, die die Patenschaften für die Erstklässer übernehmen, aber auch andere Klassen ein Programm mit Tanz, Sockentheater und Gedichten auf. Rührend, wie die Mitschüler mit ihren Aufführungen die neue Ära des Lebens einleiten.

Anschließend führt der Klassenlehrer die i-Männchen in ihren Klassenraum. Hier startet auch gleich die erste Unterrichtseinheit, während die Eltern in der Pausenhalle bei Kaffee und Papierkram auf ihre Dötzchen warten. Da an solchen Tagen immer etwas schiefgehen muss, ist spätestens hier auch Schicht für die prall gefüllte Schultüte, die sich schon in der Turnhalle verselbstständigt.

Kurz nach dem Pausengong können wir Eltern unsere i-Männchen auch wieder in Empfang nahmen. Jetzt verwandelt sich der Schulhof in eine Foto-Kulisse für die stolzen Kinder und ihre genauso stolzen Eltern. Ernst des Lebens? Quatsch: Ein toller Tag für alle.

Nils Dinkel