Überstunden und ständige Erreichbarkeit sind für viele Azubis Alltag

DGB-Ausbildungsreport


 von Symbol Unsplash / John Schnobrich
© Symbol Unsplash / John Schnobrich

Kreis Olpe. Für den elften Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) NRW sind in diesem Jahr über 5000 Azubis in Nordrhein-Westfalen befragt worden. Das Thema „Arbeitszeiten in der Ausbildung“ stand diesmal im Mittelpunkt. „Unsere Befragung zeigt, dass Überstunden, ständige Erreichbarkeit und regelmäßige Schichtarbeit für viele Azubis in NRW an der Tagesordnung sind“, bilanziert Mina Schellschläger, Jugendbildungsreferentin beim DGB in Südwestfalen.


So gebe über ein Drittel der Auszubildenden an, regelmäßig Überstunden zu machen. Knapp ein Viertel arbeite regelmäßig im Schichtdienst, und ein Fünftel müsse auch in der Freizeit immer oder häufig für den Betrieb erreichbar sein. „Dabei handelt es sich bei einer Ausbildung nicht um ein Arbeits-, sondern um ein Lernverhältnis“, so Schellschläger. 

„Der Betrieb hat die Aufgabe, dem Jugendlichen die Ausbildungsinhalte zu vermitteln, dafür braucht es keine Überstunden“, argumentiert sie. Schicht- und Wochenendarbeit sollten nur vorkommen, wenn es für das Erlernen des Berufs wirklich notwendig sei.
Große Unterschiede zwischen den Branchen
Die Befragung zeige aber auch, dass es große Unterschiede zwischen den einzelnen Ausbildungsberufen gebe. Während zum Beispiel über 60 Prozent der Hotelkaufleute regelmäßig Überstunden machen müsse, seien Zerspannungstechniker, Industriemechaniker und Bankkaufleute selten betroffen. Während von 40 Prozent der Fachverkäufer im Lebensmittehandwerk erwartet werde, in der Freizeit für den Betrieb erreichbar zu sein, gelte das bei Bankkaufleuten nur für drei Prozent.

„Unterm Strich kann man sagen: Die Berufe, in denen ständige Überstunden, Erreichbarkeit und Schichtarbeit für die Azubis alltäglich sind, sind dieselben, die auch bei der Gesamtbewertung der Ausbildungsqualität schlecht abschneiden“, erklärt Schellschläger.
"Seit Jahren große Mängel in denselben Berufen"
Der DGB NRW kritisiert, dass in den betroffenen Branchen zu wenig getan werde, um die Ausbildungsbedingungen nachhaltig zu verbessern. „Es sind seit Jahren dieselben Berufe, bei denen wir große Mängel in der Ausbildung feststellen“, erklärt Ingo Degenhardt, DGB-Regionsgeschäftsführer in Südwestfalen. „Konsequenzen sind erhöhte Abbrecherzahlen oder Schwierigkeiten, überhaupt Azubis zu finden. Der Fachkräftemangel ist hier hausgemacht.“ 

Anstatt den Jugendlichen den schwarzen Peter zuzuschieben, brauche es eine Qualitätsoffensive, um im Wettbewerb um die motiviertesten und fähigsten Bewerber/innen mithalten zu können, fordert Degenhardt.
Kurz & knapp: der DGB-Ausbildungsreport

Seit elf Jahren legt die DGB-Jugend jährlich einen Ausbildungsreport vor. Für den Report 2018 wurden über 5000 Azubis aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen in NRW nach der Qualität ihrer Ausbildung befragt.

In der Gesamtwertung schnitten Mechatroniker/innen, Bankkaufleute und Industriemechaniker/innen am besten ab. Hotelfachleute, Friseur/innen und Fachverkäufer/innen im Lebensmittehandwerk gaben ihrer Ausbildung die schlechtesten Noten.

Insgesamt zeigten sich 68,7 Prozent der Azubis in NRW mit ihrer Ausbildung zufrieden, das sind knapp drei Punkte weniger als im Vorjahr.
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