Tischlereien vernetzen Handwerks mit moderner Technik

Digitalisierung


 von Bettina Engel-Albustin / age;
© Bettina Engel-Albustin / age;

Kreis Olpe. Die Digitalisierung ist in aller Munde – und sie ist dabei, die Arbeitswelt nachhaltig zu verändern. Das gilt auch für das Tischlerhandwerk, in dem digitale Technologien ebenfalls immer mehr Einzug halten. Vom Aufmaß über die Planung bis hin zur Fertigung und Montage.


„Die Digitalisierung birgt für das Tischlerhandwerk viele Möglichkeiten“, sagt Klaus Reuter, Obermeister der Tischler-Innung Westfalen-Süd. „Unser Ziel ist es, die traditionelle Handwerkskunst und vor allem das Wissen um das Material Holz mit moderner Technik zu vernetzen.“

Das Thema Digitalisierung ist im Tischlerhandwerk keineswegs neu. Bereits Anfang der 90er-Jahre setzte laut einer damaligen Umfrage rund die Hälfte der Tischlereien in NRW in ihrem Unternehmen Computer ein.
Produkte werden am PC geplant
Wenig später folgten die ersten CNC-Maschinen in der Produktion. Heute verfügen etwa 50 Prozent der Betriebe in NRW über so ein computergesteuertes Bearbeitungszentrum.

Digitale Techniken sind daher aus der Werkstatt nicht mehr wegzudenken: „Möbel, Treppen und andere Produkte werden heute am Computer geplant und konstruiert“, erklärt Kaus Reuter. „Eine 3D-Visualisierung, die dem Kunden zeigt, wie der Einbauschrank oder die neue Küche später im Raum aussehen wird, gehört heute vielfach zum Standard.“
Verständnis für das Material
Ob ein Treppenmodel aus dem 3D-Drucker, mit dem Laser bearbeitete Furniermuster oder ein Roboterarm, der bislang kaum zu realisierende Formen fräsen kann: Die digitalen Technologien erleichtern und beschleunigen nicht nur die Fertigungsmöglichkeiten, sie erweitern auch die Produktvielfalt.

„Die maschinelle Unterstützung nimmt einem manche Arbeitsschritte ab. Ganz ohne Handarbeit geht es aber nicht“, sagt der Obermeister. Das gilt vor allem, wenn es um das Verständnis des Materials geht. „Nur wenn ich weiß, wie sich Holz oder andere Materialien unter bestimmten Bedingungen verhalten und wie ich es am besten bearbeiten kann, kann ich auch die Maschinen effektiv einsetzen.“
Digitalisierung in der Ausbildung
In der Planung und in der Produktion ist die Digitalisierung in den Tischlereien bereits größtenteils angekommen. „Ziel ist es jedoch, die gesamte Prozesskette in den Betrieben weiter zu optimieren und die einzelnen Produktionsschritte vom Aufmaß bis hin zur Montage des fertigen Produktes digital noch viel besser miteinander zu verzahnen“, erklärt Klaus Reuter.

Dafür seien neben der passenden Technologie vor allem auch Mitarbeiter notwendig, die diese auch bedienen können. „Damit das gelingen kann, kommt es darauf an, das Thema Digitalisierung schon in der Ausbildung fest zu verankern“, so Reuter. Daher setzt sich die Tischler-Innung Westfalen-Süd wie auch der Landesverband Tischler NRW dafür ein, dass die Ausbilder und Lehrer regelmäßig weitergebildet werden und hierfür entsprechende Mittel bereitgestellt werden.
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