Textil- und Modegeschäfte im Kreis Olpe gehen im Lockdown neue Wege

Fokus auf Online-Geschäft


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Der Lockdown erschwert auch den Textil- und Modegeschäften den Verkauf ihrer Waren. von Symbolfoto Pixabay
Der Lockdown erschwert auch den Textil- und Modegeschäften den Verkauf ihrer Waren. © Symbolfoto Pixabay

Kreis Olpe. Der Lockdown geht bis vorerst 14. Februar in die Verlängerung. Seit Mitte Dezember sind die meisten Läden bereits geschlossen. Besonders betroffen sind die Textil- und Modegeschäfte. Sie sitzen noch auf großen Teilen ihrer Winterkollektionen. LokalPlus hat nachgefragt, wie die Modehändler mit der Situation umgehen und welche neuen Wege für sie möglich sind, um die Krise zu meistern.


Mode Kraft Olpe

Die momentane Situation empfindet Klaus-Dieter Kraft als „katastrophal“. Der Inhaber von Kraft Moden in Olpe hofft, das der Lockdown gelockert wird und die Händler ihre Geschäfte bald öffnen können. Solange dies noch nicht der Fall ist, setzt Kraft alles auf den B2C Online-Handel.

Die Kunden können schon jetzt bei Kraft Moden über die Homepage www.kraft-moden.de mittels „Click and Reserve“ einkaufen. Wer die reservierte Ware nicht abholen kann, für den gibt es einen kostenlosen Bringservice - vorausgesetzt, der Kunde wohnt in Olpe. In Zukunft möchte Klaus-Dieter Kraft sein Geschäft mit digitaler Beratung ausweiten. Denn das sei eine Qualität, die die großen Player im Online-Handel nicht beherrschen.

So aussichtslos die Lage auch scheint, für Klaus-Dieter Kraft geht das Leben weiter. Sein größter Wunsch ist es, dass die Normalität vor Corona bald wieder zurückkehrt. Die Maske verhindere oft das ein oder andere Gespräch und so fehle das Einkaufsambiente. Lachende Mundwinkel bei Kunden und Verkäufer tragen schließlich auch dazu bei, dass der Einkauf zu einem Erlebnis wird.

Sunshine Mode Drolshagen

Conny Hundt, Inhaberin des Geschäfts Sunshine Mode in Drolshagen, beschreibt die derzeitige Lage als „traurig“. Sie betont: „Der Schwerpunkt meines Geschäftes ist die persönliche Beratung und nicht das Online-Geschäft.“

Trotzdem setzt die Drolshagenerin auf die digitalen Möglichkeiten. Die persönliche Beratung der Kunden wird durch Facebook und per E-Mail aufrechterhalten. Die Abholung der Waren erfolgt dann vor der Ladentür. Dies sei jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zum normalen Alltagsgeschäft.

Auch bei der Warenannahme gebe es große Herausforderungen: Die Ware müsse von den Lieferanten abgenommen werden. Bei wenig Verkäufen bleibe man dann auf der Ware und den Kosten sitzen. Trotz aller Schwierigkeiten möchte Conny Hundt nicht „den Kopf in den Sand stecken" und weitermachen.

Maiworm Mode

Aus Sicht von Henrik Enders, Geschäftsführer von Maiworm Mode, sei die Branche durch den Lockdown inmitten des Weihnachtsgeschäfts „kalt erwischt“ worden. Während des vergangenen Jahres habe man sich an die Hygienekonzepte gehalten und in den Geschäften besteht ausreichend Platz.

Gegenüber seinen Konkurrenten sowohl im stationären als auch im Online-Handel sieht sich Enders klar benachteiligt. Es könne nicht sein, dass hiesige Discounter Textilartikel im Sortiment verkaufen dürften, während die klassischen Modegeschäfte geschlossen bleiben müssen.

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Außerdem empfindet der Chef von insgesamt 15 Filialen in Olpe, Attendorn, Meinerzhagen, Bergneustadt, Engelskirchen, Wiehl und Waldbröl es als große Ungerechtigkeit, dass Online-Händler massiv steuerlich begünstigt werden oder sogar so gut wie gar keine Steuern zahlen.

Der Maiworm-Chef hat jedoch schon an alternativen Konzepten gearbeitet. Die Kunden können die Waren mit Hilfe von „Click and Collect“ abholen. Die Bestellungen können auch geliefert werden. In Kürze geht ein Online-Shop ans Netz. Dort soll dann nahezu das gesamte Sortiment verfügbar sein.

Für die Zukunft wünscht sich Henrik Enders eine baldige Öffnung der Geschäfte. Das Einkaufen in Geschäften gehöre zum Lebensgefühl dazu und ohne geöffnete Geschäfte seien die Innenstädte deutlich weniger lebenswert.

IHK Siegen

Marco Butz, Einzelhandelsexperte der Industrie- und Handelskammer Siegen, nennt die Mode- und Bekleidungsgeschäfte die „Gesichter der Zentren“. Viele Händler seien schon im vergangenen Jahr extrem gebeutelt gewesen und säßen noch auf der Frühjahrskollektion 2020.

Marco Butz, IHK-Handelsreferent von IHK Siegen
Marco Butz, IHK-Handelsreferent © IHK Siegen

Das Frühjahr sei für die Modebranche die wichtigste Jahreszeit. Zwei verkaufsschwache Frühlinge hintereinander könnten sich die Geschäfte schlicht nicht erlauben, so Butz. Durch die Lockdowns hätten viele Händler ihr Eigenkapital aufgebraucht und die Luft werde zunehmend dünner.

Der Online-Handel sei nur „ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Der lokale Einzelhandel punkte gerade durch den Service, dieser entfalle nun in der gewohnten Form. Auch den Faktor Gastronomie will Butz nicht unterschätzen. Für viele Menschen gehöre eine Tasse Kaffee, ein Snack oder ein Mittagessen nun mal dazu zu einem erfolgreichen Einkaufserlebnis dazu.

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