Tag der seltenen Erkrankungen: „Manche wollen oder können damit nicht umgehen“
Kinder- und Jugendhospiz Balthasar betreut betroffene Familien
- Kreis Olpe, 29.02.2020
Topnews
Olpe/Kreis Olpe. „Selten sind viele“ lautet das Motto des Tags der seltenen Erkrankungen am Samstag, 29. Februar. Am „Rare Disease Day“, der immer auf den letzten Tag im Februar fällt, machen Menschen weltweit auf die Situation und Anliegen von Betroffenen und ihren Angehörigen aufmerksam.
Im Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe haben viele der jungen Gäste eine seltene Erkrankung. So auch der 13-jährige Sven (alle Namen geändert), der seit seiner Geburt an einem Adenylosuccinat-Lyase-Mangel leidet, einer Krankheit, von der weltweit weniger als 100 Menschen betroffen sind.
Da sie sich von Anfang an vieles selbst erarbeiten und erkämpfen musste, ist sie inzwischen zu einer echten Expertin geworden. Durch die Krankheit war der vorgeburtliche Aufbau der DNA gestört, was jedoch während der Schwangerschaft und nach der Geburt überhaupt nicht ersichtlich war.
Aber auch die Krankengymnastik brachte keine Verbesserungen. Mit 13 Monaten konnte er immer noch nicht den Kopf heben. Erst als er vier Jahre alt war, lernte die Familie Fachärzte kennen, die die Diagnose der seltenen Stoffwechselkrankheit stellen konnten.
„Manche wollen oder können damit einfach nicht umgehen“, erzählt Thomas Herscheid, Svens Vater. „Sogar unter Eltern, die selbst schwerstbehinderte Kinder haben, hat man mit der Diagnose ‚lebensverkürzt erkrankt‘ eine Sonderstellung. Alle klammern sich eben ans Leben.“
Wenn Sabine Herscheid über ihr Leben spricht, lacht sie viel. Die zweifache Mutter hat eine unglaublich positive und herzliche Ausstrahlung. Woher nimmt sie die Kraft, ein Leben mit so vielen Ängsten und auch Einschränkungen anzunehmen? Ihr Glaube gebe ihr Kraft, das Grundvertrauen in den Sinn des Ganzen, sagt sie.
Für die Zukunft wünscht sich die Familie, dass seltene Erkrankungen viel mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. So unbeschwert, wie Svens gesunde Schwester mit ihrem Bruder umgehe, so müsste es die ganze Gesellschaft tun, finden die Herscheids. Außerdem brauche es dringend mehr Gelder, damit seltene Erkrankungen und mögliche Therapien besser erforscht werden können.