Tack: Behinderung darf keine Armutsfalle sein

Gut besuchte Podiumsdiskussion der SPD zum Thema Inklusion


  • Kreis Olpe, 19.04.2016
  • Von Daniel Heinz
    Profilfoto Daniel Heinz

    Daniel Heinz

    Redaktion

Petra Crone gemeinsam mit ihren Gästen: Kerstin Tack, Andreas Mönig und André Völker (von links nach rechts). von Daniel Heinz
Petra Crone gemeinsam mit ihren Gästen: Kerstin Tack, Andreas Mönig und André Völker (von links nach rechts). © Daniel Heinz

„Teilhabe statt Diskriminierung“ lautetet der Titel der Diskussionsveranstaltung, zu der die heimische Bundestagsabgeordnete Petra Crone (SPD) und Kerstin Tack, behindertenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, für Montag in die Stadthalle Olpe eingeladen hatten. Neben den Politikerinnen beteiligten sich Andreas Mönig und André Völker an der Podiumsdiskussion. Neben zahlreichen interessierten Bürgern hatten sich auch Vertreter der Volkshochschule, der AWO und anderen Institutionen, die in Sachen Inklusion tätig sind, in der Stadthalle eingefunden.


„Inklusion beginnt in den Köpfen der Menschen. Es geht nicht um das, was inklusionsbedürftige Menschen nicht können, sondern um das, was sie können“, sagt Petra Crone einleitend. Dann präsentiert sie Zahlen: In Deutschland leben rund zehn Millionen Menschen mit einer Behinderung, davon haben 7,5 Millionen den Status „schwerbehindert“. Im Jahr 2001 beschlossen die Vereinten Nationen die Behindertenrechtskonvention, die Deutschland im Jahre 2009 unterschrieb. „Seitdem wurden über 200 Projekte zur Inklusion von benachteiligten Menschen durchgeführt. Jedoch kann die Bundesebene nicht viel verändern. Die Kommunen und Länder sind gefragt“, erklärt Crone.
„Die CSU blockiert das geplante Bundesteilhabegesetz“
2013 habe die SPD-Bundestagsfraktion als erster Regierungspartner dafür gekämpft, im Koalitionsvertrag mit CDU und CSU eine flächendeckende Berücksichtigung benachteiligter Mitmenschen zu fordern. In diesem Jahr sollte das Bundesteilhabegesetz verabschiedet werden und 2017 in Kraft treten. Allerdings: „Die CSU blockiert das geplante Bundesteilhabegesetz“, so Crone, „eine Verschiebung des Gesetzes darf es nicht geben“. Und Kerstin Tack legt nach: „Behinderung darf nicht arm machen“, fordert die behindertenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Gemeinsam mit Betroffenen, Institutionen und sogar Vertretern aus der Wirtschaft sei gesprochen worden, um diesen Gesetzesentwurf vorzubereiten. So sei es Beziehern von Eingliederungshilfe momentan zum Beispiel untersagt, ein Vermögen von über 2600 Euro zu besitzen. „Jeder Mensch sollte ein Recht auf gespartes Geld haben“, kritisiert Tack die bestehende Gesetzeslage. Auch die Bürokratie sei eine Last und durch unzählige Behördengänge an unterschiedlichen Standorten geprägt. Dieses Problem solle zukünftig durch unabhängige Beratungsinstitutionen, die als einzige Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung gedacht sind, vereinfacht werden.
„Barrierefrei heißt mehr als frei von Stufen“
Andreas Mönig, Leiter der Werthmann-Werkstätten, stimmt Crone und Tack zu. Arbeit müsse flexibler gestaltet werden. In den Werkstätten seien bereits 30 behinderte Menschen in reguläre Arbeitsplätze vermittelt worden. Jedoch müssten sich die Arbeitgeber stärker anpassen, denn „barrierefrei heißt mehr als frei von Stufen“, stellt Mönig klar. Ein Paradebeispiel dafür sei André Völker. Er habe es durch die Werkstätten geschafft, als Lagerhelfer ein reguläres Beschäftigungsverhältnis einzugehen. „Die Akzeptanz der Kollegen war zu Beginn schwach, jedoch konnte ich mich beweisen und damit ein Zeichen setzen“, erklärt der junge Lagerhelfer. Nach einer kontroversen Diskussion ist es schließlich Mönig, der ein Fazit zieht – und eine Mischung aus Forderung und Empfehlung ausspricht. „Es gibt einen Schatten der Inklusion. Es wird alles versucht, um Werkstätten zu vermeiden. Dann, wenn der Leistungsdruck zu hoch wird, kommt die Trauer. Lieber langsam und zielgerichtet – so wie André.“
Artikel teilen: