Südwestfälische Industrie investiert vermehrt im Ausland

IHKs warnen vor Deindustrialisierung


Symbolfoto. von Pixabay.com
Symbolfoto. © Pixabay.com

Südwestfalen. Die Investitionsneigung der südwestfälischen Industrie bricht vor Ort ein, gleichzeitig steigt die Bereitschaft, im Ausland zu investieren. Das zeigt eine aktuelle Befragung der drei IHKs Arnsberg, Hagen und Siegen unter 537 Industriebetrieben.


Überdurchschnittlich hohe Energiekosten, schwierige wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, Fachkräftemangel und hohe Arbeitskosten lassen die Unternehmen in eine unsichere Zukunft blicken. Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, sieht wichtige wirtschaftspolitische Stellschrauben falsch gestellt:

„Die Attraktivität des Industriestandortes Deutschland schwindet zusehends. Die steuerliche Belastung der Unternehmen hat ein unerträgliches Maß angenommen. Die Steuer- und Abgabenlast liegt deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Das zeigt, wo wir hinmüssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Viel werde über den Industriestandort Deutschland geredet, nicht aber darüber, was er braucht. Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse endlich beschleunigt werden, dabei dürfe jedoch eine ausreichende Versorgung mit Gewerbeflächen nicht vergessen werden.

Vertrauen auf Tiefststand

Das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik befinde sich auf einem Tiefststand: „Das Heizungsgesetz und die Diskussion hierüber haben tiefes Misstrauen hinterlassen.“

Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der SIHK zu Hagen, verweist darauf, dass gerade einmal 15 Prozent der Industrieunternehmen in den kommenden Monaten planen, ihre Investitionen im Inland zu erhöhen.

Beinahe die Hälfte gehe von einem geringeren finanziellen Engagement am heimischen Standort aus. Gleichzeitig wachse die Zahl der im Ausland aktiven Betriebe, die dort vermehrt investieren wollten.

Unternehmen sehen Risiken

Ein Drittel der Unternehmen nennt als Motiv seiner Auslandsinvestitionen Kostenersparnisse. Am häufigsten werden Energiekosten (76 Prozent), Personalkosten (73 Prozent), Bürokratieaufwand (54 Prozent) sowie Steuern und Abgaben (48 Prozent) genannt.

Alarmierend sei, dass die Unternehmen genau bei den Produktionsfaktoren und Standortbedingungen Kosten sparen könnten, die am deutschen Standort als Risiken für die weitere geschäftliche Entwicklung dominierten.

Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg: „Südwestfalen zieht seine Stärke aus der Industrie. Daher ist es geradezu existenziell, dass unsere produzierenden Unternehmen Rahmenbedingungen vorfinden, die sie zukunftsfest machen.“

Wirtschaftsentlastungen gewünscht

Eine erfolgreiche Industriepolitik müsse zu mehr Investitionen im Inland führen. Dazu gehöre, die Wirtschaft in der Breite zu entlasten, statt immer wieder Einzelprojekte mit Milliarden zu fördern. Zudem gelte es, die bestehende Überregulierung durchgreifend und umfassend abzubauen und zugleich klare politische Signale für mehr Investitionssicherheit zu setzen.

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