Im Wasserkraftwerk Bamenohl scheint es, als sei die Zeit stehen geblieben. Schwarz-weiße Fliesen zieren den Boden, die hohen Fenster sind mit achtzackigen Sternen verziert – in früheren Zeiten das Symbol für Energie – und die holzvertäfelten Facettendecken mit Stuck-Ornamenten verstärken den Eindruck, dass dies die Eingangshalle zu einem Schloss sein könnte. Aber das Dröhnen der Maschinen verrät, dass es sich hier nicht um den Landsitz eines Adligen handelt.
„Das Gebäude wurde im Stil der Architektur des beginnenden 20. Jahrhunderts gestaltet. Es steht inzwischen seit 30 Jahren unter Denkmalschutz“, weiß Ingenieur Arno Bäumer von der Lister- und Lennekraftwerke GmbH, die das Kraftwerk in Bamenohl betreibt.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges reichte die Leistung des Listertal-Kraftwerks nicht mehr aus, um die zunehmend elektrifizierte Region mit Strom zu versorgen. So wurde 1921 das Wasserkraftwerk in Bamenohl gebaut, um die Stromversorgung sichern zu können. Im Jahr 1923 wurde das Kraftwerk in Betrieb genommen.
„Beim Bamenohler Kraftwerk handelt es sich um ein sogenanntes Laufwasserkraftwerk. Zwei Kilometer den Fluss hinauf wird an einer Wehranlage das Wasser angestaut und durch den eigens angelegten Obergraben hier her zum Kraftwerk geleitet. Da die Lenne hier ein natürliches Gefälle hat, fließt sie aus eigener Kraft den Graben hinunter“, erklärt der Ingenieur.
Der Obergraben war der Grund dafür, dass das Kraftwerk zehn Jahre lang stillgelegt werden musste. „Der Graben war ein Deich aus angeschütteter Erde und einer Bruchsteinmauer. Diese wurde im Laufe der Jahrzehnte immer durchlässiger, sodass nicht mehr das gesamte Wasser des Grabens an den Turbinen ankam. Da eine Instandsetzung damals wirtschaftlich nicht rentabel war, entschloss man sich im Jahr 2004 dazu, das Kraftwerk außer Betrieb zu nehmen“, erinnert sich Arno Bäumer. Gestiegene Strompreise und die Möglichkeit den erzeugten Strom größtenteils als Eigenstrom für den Betrieb von Klärwerken zu nutzen, machten eine Wiederaufnahme des Betriebs möglich. „Die Bruchsteinmauer wurde abgetragen und durch ein Betongerinne ersetzt. Das verhindert, dass erneut Wasser ausdringen kann“, so der Ingenieur. Seit Dezember 2014 wird in Bamenohl wieder Strom erzeugt.