Streitthema Kreisumlage: Enge Grenzen für Sparmaßnahmen im Kreis Olpe
LWL-Kämmerer erläutert steigende finanzielle Belastung für Kommunen
- Kreis Olpe, 31.01.2017
- Von Rüdiger Kahlke
Olpe. Zwei Stunden lang ging es am Dienstag, 31. Januar, im Sitzungssaal des Olper Kreishauses um die finanzielle Belastung für die Kommunen und den „Kostentreiber“ Landschaftsverband. Im Dezember hatten sich die Bürgermeister in einem „Brandbrief“ an Landrat Frank Beckehoff gewandt. Grund: die Kreisumlage, die für 2017 auf einen Rekordwert von knapp 106 Mio. Euro steigen soll. Eine Ursache: die „explodierenden Sozialausgaben“. Die Lösung: Warten auf den neuen Koalitionsvertrag und den Bund.
So stand am Ende der gemeinsame Appell an Bund und Land, auch die Kosten zu übernehmen, die durch ihre Gesetzgebung entstehen. Vor allem müssten die Hilfen verstetigt werden und sich den steigenden Kosten für Eingliederungshilfen anpassen. Die Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Heider (CDU) und Petra Crone (SPD) gingen noch einen Schritt weiter. Sie forderten eine Änderung des föderalen Systems mit dem Ziel, dass der Bund den Kommunen auch direkt Hilfen gewähren könne, ohne die Länder zwischenzuschalten.
Der demografische Wandel mit mehr älteren Menschen und erhöhtem Pflegebedarf müsse als „Gemeinschaftsaufgabe“ verstanden werden, sagte Crone. Nur so könne die Vorgabe des Grundgesetzes, gleiche Lebensverhältnisse zu schaffen, umgesetzt werden. Heider verwies darauf, dass der Bund bereits fünf Milliarden Euro an Hilfen für die Kommunen zugesagt habe.
Zudem zeigte er auf, wo der Landschaftsverband sparen will und welche Maßnahmen bereits eingeleitet worden sind. Ziel ist es, den Zufluss in die sozialen Systeme besser zu steuern. Praktisch heißt das: weniger Behinderte in Werkstätten und mehr in der Wirtschaft unterzubringen. Ein weiterer Bereich ist das Wohnen. Ambulante Betreuung soll Vorrang vor stationärer Unterbringung haben. Das brauche Zeit und Geld, so Lunemann.
Lunemann zeigte auch auf: „Vieles fließt wieder zurück in die Region.“ So unterhält der LWL vier Förderschulen im Kreis. 63,3 Millionen Euro gibt der LWL im Kreis Olpe aus, davon 36 Millionen für die Behindertenhilfe. Der Kreis hat 34,6 Millionen Euro an Umlagen für 2017 zu zahlen – und damit 4,6 Millionen mehr als noch 2015.
So sahen es die anderen Mitglieder der „kommunalen Familie“ auch. Mithin setzten alle im Kreishaus auf den nächsten Koalitionsvertrag. In dem müsse die Unterstützung für die Kommunen bei den Eingliederungshilfen dynamisiert, den künftigen Fallzahlen und damit den Kostensteigerungen angepasst werden. Um die Umlagen-Erhöhung kommen die Kommunen vorerst nicht herum. Die LWL-Rücklage ist nahezu aufgebraucht. Immerhin, so waren sich alle einig: Der Referent hat den kommunalen Spitzen im Kreis den Landschaftsverband als „das unbekannte Wesen“ etwas näher gebracht.
Kurz und knapp
- Aufgabenfelder und Ausgabeposten stellte Dr. Georg Lunemann, Kämmerer des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), den kommunalen Spitzenvertretern im Kreishaus vor.
- Der LWL ist für 18 Kreise und neun kreisfreie Städte zuständig. Er beschäftigt 16.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon mehr als 11.000 in den Kliniken.
- Zum Bereich gehören 130 psychiatrische Einrichtungen und der Maßregelvollzug in Kliniken.
- Der Verband betreibt 17 Museen.
- Im Kreis Olpe ist der LWL Träger der Förderschulen mit 70 Beschäftigten.