Stimmung hellt sich auf, aber: „Wir sind noch lange nicht über den Berg“

Konjunkturumfrage der IHK Siegen


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Stellten die IHK-Konjunkturumfrage vor (von rechts): Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener, Präsident Walter Viegener und Referatsleiter Stephan Häger. von Archivfoto: Wolfgang Schneider
Stellten die IHK-Konjunkturumfrage vor (von rechts): Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener, Präsident Walter Viegener und Referatsleiter Stephan Häger. © Archivfoto: Wolfgang Schneider

Kreis Olpe/Siegen. „Die Stimmung der heimischen Wirtschaft hellt sich etwas auf. Der extreme Pessimismus der vergangenen zwölf Monate schwindet merklich. Von einem spürbaren Aufschwung ist allerdings noch nichts zu merken. Die scharfe Zinswende bremst das Wirtschaftswachstum. Stabile Verhältnisse fühlen sich anders an.“


Mit diesen Worten kommentiert IHK-Präsident Walter Viegener die Ergebnisse der neuesten IHK-Konjunkturumfrage, an der sich 496 Unternehmen mit mehr als 36.000 Beschäftigten aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungsgewerbe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligten.

Der Konjunkturklimaindex – er ergibt sich aus Lagebeurteilung und Erwartung – steigt um fünf Punkte auf einen Wert von 107. Damit liegt er erstmals seit einem Jahr wieder über dem Mittelwert der letzten 20 Jahre (105). Während die aktuelle Geschäftslage etwas schlechter bewertet wird als noch zu Jahresbeginn, steigen die Zukunftserwartungen in nahezu allen Wirtschaftszweigen. 32 Prozent der Unternehmen berichten von guten Geschäften, 15 Prozent von schlechten. Etliche Firmen leiden nach wie vor unter den anhaltend hohen Energie- und Rohstoffpreisen.

Optimismus ist Mangelware

Die Wirtschaft steht nach Angaben der IHK von vielen Seiten unter Druck. Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Eine Klimapolitik mit der Brechstange, die anhaltend hohe Inflation, eine zu hohe Steuerlast sowie der Fachkräftemangel blockieren einen wirklich wahrnehmbaren Aufschwung. Breiter Optimismus ist daher Mangelware. Wir sind noch lange nicht über den Berg!“

Ein Drittel der heimischen Unternehmen stuft die Verkehrsinfrastruktur als wirtschaftliches Hemmnis ein. Der Transport von Produkten und Dienstleistungen wird für die heimischen Unternehmen immer zeitaufwendiger und teurer. Auch daran drohe die Energiewende zu scheitern. Klaus Gräbener: „Bis sich ein Windrad dreht, benötigen wir sieben Jahre Planungszeit und danach bis zu 80 genehmigungspflichtige Schwertransporte über Straßen und Brücken, bei denen es sich in weiten Teilen um Sanierungsfälle handelt.“

Beschäftigungspläne rückläufig

Die Beschäftigungsneigung der Unternehmen st im Frühjahr leicht rückläufig. Nach dem deutlichen Anstieg zu Jahresbeginn halten sich nun die Unternehmen, die eine Zu- oder eine Abnahme der Belegschaft erwarten, die Waage.

Die Industrieunternehmen bewerten ihre Geschäftslage etwas negativer als noch zu Jahresbeginn. 28 Prozent melden gute Geschäfte und 17 Prozent schlechte. Während die Lage im Maschinenbau positiv ist, bleibt die Situation in der besonders energieintensiven Metallerzeugung und in Teilen der Automobilzulieferbranche angespannt und ernst.

Bausektor für Zukunft pessimistisch

Die aktuelle Geschäftslage im Bausektor ist aufgrund des dicken Auftragspolsters ordentlich. Jedes zweite Bauunternehmen meldet eine aktuell gute Geschäftslage. Der Blick in die Zukunft macht jedoch Sorgen, denn hier sind die pessimistischen Stimmen klar in der Überzahl. Im Wohnungsbau sind die Auftragseingänge aufgrund des Zinsanstieges, der stark gestiegenen Materialkosten und des geringeren verfügbaren Einkommens deutlich rückläufig.

Lage im Einzelhandel stagniert

Die Lagebeurteilung des regionalen Einzelhandels bleibt auf dem Niveau des Jahresbeginns. 33 Prozent der Händler bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut, 14 Prozent als schlecht. IHK-Experte Stephan Häger: „Mit den hohen Lebensmittelpreisen und Energiekosten ist das verfügbare Einkommen für den übrigen Einzelhandel deutlich geschrumpft. Insbesondere der Kfz- und Modeeinzelhandel melden ein zurückhaltendes Kaufverhalten.“

Im Gastgewerbe hat sich die Stimmung deutlich aufgehellt. Die Betriebe berichten überwiegend von steigenden Umsätzen und zufriedenstellenden Geschäften. Allerdings belasten die hohen Energiekosten die Branche stark.

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