Stimmung hat sich gebessert, aber die Unsicherheit bleibt
Konjunkturumfrage der IHK Siegen
- Kreis Olpe, 27.01.2023
- Wirtschaft
- Von Wolfgang Schneider

Kreis Olpe/Siegen. „Die Hoffnung wächst, dass man mit einem blauen Auge davonkommt. Die Stimmung ist deutlich besser geworden, aber Unsicherheiten bleiben.“ So fasste der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Siegen, Klaus Gräbener, am Freitag, 27. Januar, vor der Presse in Olpe die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage zusammen. IHK-Präsident Walter Viegener ergänzte: „Der extreme Pessimismus des vergangenen Herbstes schwindet. Für eine Entwarnung ist es aber zu früh.“

528 Unternehmen mit mehr als 38.000 Beschäftigten aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungsgewerbe in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein haben sich an der Januar-Umfrage beteiligt. Der Konjunkturklimaindex (Lagebeurteilung und Erwartung) ist von grottenschlechten 68 im Herbst auf 102 deutlich gestiegen, liegt damit aber noch knapp unter dem langjährigen Mittel von 105.

Ein Drittel der Unternehmen berichtet von guten Geschäften, nur noch 13 Prozent von schlechten. Damit hat sich die Anzahl der Firmen, die ihre Lage als schlecht bewerten, fast halbiert. Deutlich gebessert hat sich die Lage vor allem in der Industrie, im Einzelhandel und im Dienstleistungsbereich.

„Die heimische Wirtschaft manövriert erfreulich robust durch die Krisen. Die hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist die beste Botschaft der Umfrage“, freute sich Klaus Gräbener. Im Kreis Siegen-Wittgenstein schätzen die Unternehmen ihre Lage etwas positiver ein als im Kreis Olpe. Das liegt daran, dass der im Siegerland starke Maschinenbau sehr gut läuft.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten: „Im Gastgewerbe ist die Lage schlecht und die Erwartungen sind mies“, berichtete Gräbener. Auch die Bauwirtschaft, die jahrelang auf der konjunkturellen Sonnenseite war, blickt schlechteren Zeiten entgegen, denn steigende Zinsen, Materialknappheit, Lieferengpässe und hohe Preise lassen manche Baupläne platzen.
In allen Branchen, aber vor allem im Baugewerbe und der Industrie, bereiten die hohen Energiepreise Sorgen. „81 Prozent aller befragten Unternehmen sehen in den Energie- und Rohstoffpreisen die größte konjunkturelle Gefahr“, so Walter Viegener.

Ein weiteres großes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ist für 64 Prozent der Betriebe der Fachkräftemangel. Klaus Gräbener: „Wir haben nicht nur einen Fachkräfte-, sondern einen Arbeitskräftemangel. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt.“ Besonders problematisch ist der Fachkräftemangel nach Angaben der IHK im Einzelhandel sowie im Bau- und Dienstleistungsgewerbe.

Industrie: Die Industrieunternehmen sind deutlich zufriedener mit den Geschäften als noch im Herbst. Nur noch 12 Prozent der Unternehmen melden eine schlechte Geschäftslage. Die Auftragsbücher sind meist gut gefüllt. Insbesondere die Auftragseingänge aus dem Ausland ziehen wieder an.

Bauwirtschaft: Die Lagebeurteilung verschlechtert sich auf den niedrigsten Wert seit zehn Jahren. Dennoch überwiegt weiterhin eine positive Bewertung. Beim Blick in die Zukunft sind die pessimistischen Stimmen aber klar in der Überzahl.
Einzelhandel: Der regionale Einzelhandel ist deutlich zufriedener als im Herbst. 34 Prozent der Händler bewerten ihre Geschäftslage als gut, 16 Prozent als schlecht. 38 Prozent konnten in den vergangenen Monaten ihre Umsätze steigern. Das wichtige Weihnachtsgeschäft fiel besser aus als erwartet.
Gastgewerbe: Die Lage bleibt angespannt. Stark gestiegene Kosten, hohe Inflation und große Personalnot trüben die Stimmung. Nur jeder 25. Gastronom erwartet bessere Geschäfte; jeder zweite blickt pessimistisch auf die kommenden Monate.