Stimmung der Wirtschaft bleibt im Keller - Auftragsbücher leeren sich
Aktuelle Konjunkturumfrage der IHK
- Kreis Olpe, 05.02.2024
- Wirtschaft
- Von Wolfgang Schneider
Kreis Olpe/Siegen. „Die Konjunktur tritt auf der Stelle und die Stimmung der heimischen Wirtschaft bleibt trübe. Optimismus ist gegenwärtig Mangelware und in vielen Betrieben leeren sich die Auftragsbücher.“ Mit deutlichen Worten beschrieb IHK-Präsident Walter Viegener (Attendorn) die aktuelle Situation der Wirtschaft in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein.
Das spiegelt auch die neue IHK-Konjunkturumfrage wider, die am Montag, 5. Februar, in Olpe vorgestellt wurde. 509 Unternehmen mit mehr als 38.000 Beschäftigten haben im Januar bei der Umfrage mitgemacht.
Tenor: Die negativen Einschätzungen überwiegen, Investitionen werden aufgrund steigender Unsicherheiten verschoben oder ganz aufgegeben. Inzwischen erwägt wegen der hohen Energiekosten gut jeder sechste Industriebetrieb eine Standortverlagerung. Viegener: „Unternehmen, die Deutschland verlassen, sind für immer weg und kommen nicht wieder.“
Für IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer ist das ein Alarmsignal: „Wenn nicht investiert wird, hat man Stillstand und der führt zum Rückschritt. Dann besteht die Gefahr der Deindustrialisierung.“ Besonders in der Kritik der heimischen Unternehmer stehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Außerdem hänge der riesige Bürokratieaufwand der Wirtschaft wie Blei am Bein. Langer: „Wir brauchen weniger Dogmatismus und mehr Pragmatismus.“
Der Konjunkturklimaindex (ergibt sich aus Lagebeurteilung und Erwartung) steigt gegenüber Herbst 2023 von 81 auf 88, liegt aber weit unter dem langjährigen Mittelwert von 107.
Nur 14 Prozent der befragten Firmen erwarten in den kommenden Monaten eine Erholung des wirtschaftlichen Klimas, 34 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.
13 Prozent der Betriebe rechnen mit steigenden Mitarbeiterzahlen, aber 23 Prozent mit einem Rückgang der Beschäftigten.
In der Industrie melden 20 Prozent der Befragten gute Geschäfte und 28 Prozent schlechte. Während die Lage im Maschinenbau ziemlich positiv ist, sieht es bei der energieintensiven Metallerzeugung sehr ernst aus.
In der Baubranche macht fast jeder zweite Betrieb noch gute Geschäfte, doch jeder vierte Betrieb ist nicht zufrieden. IHK-Konjunkturexperte Stephan Häger: „Der Hochbau und vor allem der Wohnungsbau leiden unter der geringen Bautätigkeit. Die Zukunftserwartungen sind außerordentlich düster.“
Im Einzelhandel fällt das Bild gemischt aus: 29 Prozent berichten von einer guten Geschäftslage, 26 Prozent von einer schlechten. Stephan Häger: „Das Weihnachtsgeschäft war bestenfalls durchwachsen. Sieben von zehn Einzelhändlern vermelden ein zurückhaltendes Kaufverhalten.“ Besonders betroffen ist der Kfz-Handel.
In der Gastronomie ist die Stimmung ziemlich im Keller. Dafür sorgen gesunkene Umsätze, hohe Rohstoffpreise und die Mehrwertsteuerhöhung. Laut IHK-Umfrage ist bei mehr als der Hälfte der Gastronomiebetrieb die Finanzlage angespannt.
Gegen den Trend hat sich im Dienstleistungsgewerbe die Stimmung deutlich verbessert. 37 Prozent der Befragten vermelden eine gute Geschäftslage – doppelt so viele wie im Herbst.
Trotz der in vielen Bereichen negativen Umfrageergebnisse hatte IHK-Präsident Walter Viegener eine erfreuliche Nachricht: „Trotz großer Herausforderungen und steigender Kosten bleibt die finanzielle Lage der heimischen Unternehmen durchweg stabil und äußerst robust. Das sieht in anderen Regionen Deutschlands ganz anders aus.“