Stehpaddler erobern Talsperren - Verleiher und Kurse im Aufwind

Trendsportart ist im Sauerland angekommen


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Rüdiger Kahlke wagte für LokalPlus den Selbstversuch im Stehpaddeln. von Rüdiger Kahlke
Rüdiger Kahlke wagte für LokalPlus den Selbstversuch im Stehpaddeln. © Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. Auf dem Board stehend majestätisch über den See gleiten. Sport und Idylle pur. Das ist meine Vorstellung vom Stand-up-Paddling, kurz SUP, wie das Stehpaddeln genannt wird. Die Praxis wirkt weit weniger elegant, wie ein Selbstversuch zeigt. Der erste Eindruck: es ist wackelig, es verunsichert. Und: elegant sieht anders aus. Aber vielleicht hilft ein Trainer?


Torben Luke blickt in Richtung Biggesee. Seine Kursteilnehmer, Badebucht im Rücken, blicken auf ihn. Der 32-Jährige soll ihnen Stand-up-Paddling beibringen. 90 Minuten sind dafür vorgesehen. Die Trendsportart, in den 1960-er Jahren auf Hawaii entstanden, ist auch im Sauerland angekommen. Einzige Voraussetzung für den Sport: „Schwimmen können. Und eine frische Meniskus-OP ist auch nicht vorteilhaft.“, scherzt Torben.

Ja, ein Board braucht man auch. Das stellt der Trainer den acht Kursteilnehmern. Alle wirken recht sportlich. Stefan (54) aus dem Westerwald treibt die Neugier aufs Wasser. Er läuft, fährt Rad und will mal sehen, ob auch SUP für ihn passt. Gundula (55) „hat totales Interesse“ am Paddeln auf dem Board. Der Kick für sie: „Das Gleichgewicht, wenn man auf dem Brett steht.“
Trockenübung an der Bordsteinkante
Ihre Freundin Heike macht mit, liebt das Wasser und findet den Sport „völlig faszinierend. Die Tiefenmuskulatur wird trainiert und man muss nicht obersportlich sein“, meint sie. Daniela suchte „was zum Abschalten“. „Die Teilnehmer kommen aus allen Altersgruppen“, umreißt Torben seine Kurs-Klientel und schließt die mit ein, die Boards bei ihm ausleihen.

Er ist mit seinem Start-up „Bigge SUP“ seit 2016 in der Waldenburger Bucht aktiv. Seit drei Jahren bietet er Kurse an. Was als Nebenjob begann, mündete 2019 in die Selbständigkeit. Auch das ein Indiz, für den Aufstieg des Stehpaddelns zur Trendsportart. Torben hat die Trainerlizenz des Deutschen Stand-Up-Paddle-Verbandes (GESUPA), der sich der angeblich am schnellsten wachsenden Wassersportart annimmt.
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Bevor es aufs Wasser geht, steht Theorie auf dem Lehrplan: Paddellänge einstellen, Arme strecken, Griffposition finden, Paddel dann kräftig nah am Board, bei der Trockenübung ersetzt durch eine Bordsteinkante, durchziehen.

Dann geht’s mit Board zur Badestelle. „Finne zuerst ins Wasser“, hat jeder noch im Ohr. Torben zeigt, wie man aufs Brett steigt. Mit beiden Händen abstützen, ein Bein aufs Brett, das andere nachziehen. „Den Kopf muss man ausschalten“, rät er. Es sei ein Fehler auf die Füße zu gucken statt auf den Horizont. „Erwachsene machen sich da zu viele Gedanken“, sieht er Kinder und Jugendliche im Vorteil.
„SUP ist eine trockene Sportart“
In weniger als fünf Minuten sind alle acht Neupaddler auf dem Wasser, paddeln zunächst kniend, dann stehend. Baden geht keiner. Das schönt die Statistik. „Es ist eine trockene Sportart, wenn man auf den Trainer hört“, sagt Torben. Pro Kurs falle maximal einer ins Wasser. Wenn es kippelig werde in die Mitte aufs Brett fallen lassen, mit den Händen abstützen und langsam wieder aufrichten, ist sein Tipp. Die breiten Boards, speziell für Anfänger, hielten das aus.

Junge Leute sind dabei offenbar im Vorteil. Selma (20) aus Herscheid ist erstmals mit dem Board auf der Bigge. Über ihren Freund ist sie zum SUP gekommen. SUP ist für sie nur eine Zwischenstation, Training fürs Gleichgewicht und die Muskulatur. Ihr nächstes Ziel: Kite-Surfen, sich vom Wind ziehen zu lassen und mit dem Brett auf dem Wasser oder in der Luft zu tanzen. Da kann man schon ein bisschen neidisch werden.
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Mein erster SUP-Versuch war – leider – noch kein ästhetisches Gleiten, eher ein Mitleid erweckender (oder, je nach Sichtweise, belustigender) Balanceakt. Aufrichten statt aufzugeben, ist der Plan. Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Versuch.

Möglichkeiten, den Sport kennenzulernen, auszuprobieren, gibt es quasi vor der Haustür. Boards kann man an der Bigge, Sorpe oder der Oestertalsperre zwischen Plettenberg und Herscheid leihen. „Das wird gut angenommen“, bilanziert Sylvia Eick, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes KulTour GmbH in Plettenberg, der Boards verleiht. Der Sport sei Corona-kompatibel. Auf dem Wasser ist Abstand halten kein Problem. Das neue Angebot spricht auch eine neue Klientel an. „Wir haben einen großen Zulauf“, sagt Sylvia Eick mit Blick auf überregionale Besucher.
Info
  • SUP gilt als effektives Workout, das auch Tiefenmuskulatur beansprucht. Der Sport gilt als wenig verletzungsanfällig und trainiert sowohl Kraft als auch Ausdauer und Balance.
  • Wer Spaß an dem Sport hat, liegt vielleicht mit einem Inflatable (iSUP) richtig. Das sind aufblasbare Boards, die samt Paddel und Pumpe im Rucksack in jeden Kofferraum passen.
  • Infos zu Einstiegsstellen für SUP-Boards an der Bigge und benachbarten Talsperren:
https://supscout.de/spots/
https://sup-board.net/spots/sup-biggesee

  • Verleih an der Bigge:
Bigge-Sup, Waldenburger Bucht 20, 57439 Attendorn. Link: www.bigge-sup.de
Bigge Elements, Am Sonderner Kopf, 57462 Olpe
  • Verleih Oestertalsperre:
DLRG Station, Link: www.plettenberg-kultour.de/sup-plettenberg/sup-oestertalsperre
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