Stabile Wirtschaft, aber Automobilbranche bereitet weiterhin Sorgen

Arbeitgeberverband Olpe zur aktuellen Konjunkturumfrage


  • Kreis Olpe, 20.01.2022
  • Wirtschaft
  • Von Kerstin Sauer
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Die regionale Metall- und Elektroindustrie stabilisiert sich: Das konnte der Arbeitgeberverband anhand der aktuellen Konjunkturumfrage vermelden.
Die regionale Metall- und Elektroindustrie stabilisiert sich: Das konnte der Arbeitgeberverband anhand der aktuellen Konjunkturumfrage vermelden.

Kreis Olpe. Eine stabile Wirtschaft in der Metall- und Elektroindustrie insgesamt, optimistische Unternehmen, aber weiterhin schwierige Zeiten vor allem für die Automobilzulieferer und auf dem Ausbildungsmarkt: Einen Rundumschlag an Informationen haben am Donnerstag, 20. Januar, die Vertreter des Arbeitgeberverbandes in einer digitalen Pressekonferenz gegeben.


Eine Premiere für die beiden Vorsitzenden, Christopher Mennekes (Geschäftsführender Gesellschafter von Mennekes Elektrotechnik in Kirchhundem) und seinen Stellvertreter Christian Herrmann (Geschäftsführender Gesellschafter der Krah Elektrotechnik Fabrik aus Drolshagen): Sie hatten im Juni 2021 die Nachfolge von Arndt G. Kirchhoff und Walter Viegener übernommen. Und warfen in neuer Generation gemeinsam mit dem Verbands-Geschäftsführer Stephan Stracke einen Blick auf die Ergebnisse der jährlichen Umfrage unter den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie im Kreis Olpe.

Christopher Mennekes, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Olpe. von privat
Christopher Mennekes, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Olpe. © privat

Mitgliedsbetriebe mit insgesamt fast 7.500 Beschäftigten und 420 Auszubildenden des Industriezweigs nahmen daran teil. Allgemeiner Tenor: Die Wirtschaft im Kreis ist stabil. Die überwiegende Mehrheit, so fasste Christopher Mennekes zusammen, gehe von einer guten bis befriedigenden Lage aus – die Erwartungen indes seien etwas verhaltener: „Die meisten erwarten, dass sich die Lage nicht bessert, sondern gleich bleibt.“

Keine Entlassungen geplant

Verknappung und Preiserhöhungen bei Kunststoffen und Rohmaterialien, eine starke Belastung durch die Sperrung der A 45, dadurch Steigerungen der Frachtkosten durch Aufschläge – die Lage für die heimischen Unternehmen ist schwierig. Daher ginge ein Viertel der Unternehmen davon aus, dass auch in den nächsten sechs Monaten in ihren Betrieben mit Kurzarbeit zu rechnen sei. Dennoch, so betonte Mennekes, planten sie laut Umfrageergebnissen nicht mit Entlassungen. Im Gegenteil: „Ein Drittel plant Neueinstellungen.“

Ein weiteres Thema, dass den Unternehmen im Kreis Sorgen bereitet: die stark gestiegenen Energiepreise. „Wir müssen aufpassen, dass sich die Kosten hier nicht verselbstständigen. Alle stehen hinter der Energiewende, aber es muss jetzt auch losgehen. Die Politik muss schneller sein und den Transformationsprozess finanziell stützen“, sagte der Verbandsvorsitzende.

Chip-Krise als größte Herausforderung

Während Branchen wie die Elektroindustrie von Wachstum und Neueinstellungen geprägt seien und optimistisch in die Zukunft blickten, sei die Lage in der Automobilbranche problematisch. Vor allem der weltweite Chipmangel setzen ihr zu. Christopher Mennekes: „Das ist eine der größten Herausforderungen in diesem Jahr. Es sieht so aus, als ob die Chip-Krise anhalten wird, vielleicht sogar bis ins nächste Jahr schwappt.“

Die angespannte Lage in der Branche konnte Christian Herrmann nur bestätigen: Das vergangene Jahr sei sogar noch schlechter gelaufen als das „katastrophale Corona-Jahr 2020: Eine kurzfristige Besserung ist nicht in Sicht. Es wird an vielen Stellen noch ziemlich ruckeln.“ Daher werde es immer wieder Phasen der Kurzarbeit geben, prognostizierte der 2. Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes.

Christian Herrmann, stellvertretender Vorsitzender Arbeitgeberverband. von privat
Christian Herrmann, stellvertretender Vorsitzender Arbeitgeberverband. © privat

Generell stünden mit dem Klimawandel und der Digitalisierung in den nächsten Jahren tiefgreifende Veränderungen an, die nur mit großer Kraftanstrengung aller zu meistern seien. Herrmann: „Die Industrie ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Aber es darf keine zusätzlichen Belastungen mehr für die Unternehmen geben, die die Wettbewerbsfähigkeit einschränken.“

Mit anderen Worten: Die Betriebe müssen von der Politik die Chance erhalten, sich dieser Transformation anzupassen. „Die Politik tut noch zu wenig. Es darf auf keinen Fall so kommen, dass die Energiewende auf den Schultern der Unternehmen ausgetragen wird.“

Klare Rahmenbedingungen und schlüssige Konzepte

Einstiegs- statt Ausstiegsdebatten, Technologieoffenheit und Innovationen und nicht immer neue Regulierungen oder Beschränkungen in unserem Land, forderte Herrmann weiter. „Es werden klare Rahmenbedingungen, die den Unternehmen Planungssicherheit geben, und schlüssige Konzepte benötigt.“ Derzeit gehe alles viel zu schleppend voran und man erwarte von der Regierung verbindliche Festlegungen, wie Verwaltungs-, Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden sollen.

Stephan Stracke, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes. von privat
Stephan Stracke, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes. © privat

Geschäftsführer Stephan Stracke stimmte zu: „Die Politik muss nachlegen, damit Digitalisierung und Energiewende stattfinden können.“ Sorgen bereitet Stracke das Thema Azubis: Für 1.500 duale Ausbildungsstellen im Kreisgebiet habe es nur 643 Bewerber gegeben – auf einen Bewerber kommen also zwei offene Stellen. Stracke: „Das darf so nicht bleiben.“

Auch die Sperrung der Rahmedebrücke thematisierten die Vertreter des Arbeitgeberverbandes. Während Christopfer Mennekes bei den Mitarbeitern, die oftmals aus den heimischen Gefilden kommen, weniger Probleme sieht, machen sich die Schwierigkeiten vor allem bei der Logistik und den Transportkosten bemerkbar: Sonderzuschläge treiben die Preise in die Höhe. „Und das betrifft viele Unternehmen im Kreis Olpe. Wir müssen diese Brücke schnellstmöglich wieder aufbauen.“

Zahlen und Fakten

Geschäftsführer Stephan Stracke nannte während des Pressegesprächs Zahlen und Fakten aus der Region. Hier ein Überblick:

  • Der Produktionsindex in der M+E-Industrie NRW lag im 3. Quartal 2021 mit 93,6 um 6,6-Punkte unter dem Wert des Vergleichszeitraumes 2019.
  • Die Beschäftigtenzahl ist etwas abgesunken, um 40.000 auf 689.000 Beschäftigte.
  • Allerdings scheine die Talsohle endgültig durchschritten, wofür auch spreche, dass die Zahl der offenen Stelle mit etwa 31.000 fast wieder das Niveau von Ende 2019 erreiche.
  • Im Dezember gab es im Kreisgebiet 2.700 Arbeitslose, „da liegt der Kreis sehr, sehr gut“, so Stracke.
  • Zum Thema Kurzarbeit nannte er Zahlen aus dem November 2021: 450 Unternehmen hätten Kurzarbeit angemeldet, 8630 Arbeitnehmer waren davon betroffen. Der Vergleich zum Vorjahr 2020: Da traf die Kurzarbeit 1.842 Unternehmen und rund 37.000 Arbeitnehmer.
  • Aber: Vor der Krise war der Stand bei Kurzarbeit nahe Null.
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