Staatliche „Ausbildungsgarantie“: IHK-Geschäftsführerin nicht überzeugt

Studie der Bertelsmann-Stiftung


 von Symbolfoto Pixabay
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Kreis Olpe/Siegen. Die Bertelsmann-Stiftung legt eine Studie zu einer staatlichen „Ausbildungsgarantie“ nach österreichischem Vorbild vor. „Diese kann nicht überzeugen“, ist sich Sabine Bechheim, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK), sicher. In der Studie soll der Nachweis geführt werden, dass Deutschland durch die Einführung einer solchen Garantie bis zu 20.000 zusätzliche Fachkräfte gewinnen könnte.


Für Sabine Bechheim sieht die Realität hier in der Region, wie überwiegend in Deutschland, ganz anders aus: „Wir haben noch etliche Ausbildungsplätze zu vergeben und deutlich zu wenig Bewerber. Was soll eine Garantie da bringen?“

Auch das österreichische Model scheine wenig Erfolg versprechend: Trotz einer gesetzlichen Regelung gibt es in Österreich eine höhere Quote An- und Ungelernter als in Deutschland. Zudem ist die Jugendarbeitslosigkeit im Nachbarland mit derzeit 12,6 Prozent erkennbar höher als in Deutschland (7,5 Prozent; im IHK-Bezirk derzeit sogar nur 4,3 Prozent).

Fachkräfte nach Bedarf ausbilden

„Es kommt vielmehr darauf an, möglichst die Fachkräfte auszubilden, die die Unternehmen tatsächlich brauchen. Die Zahlen zeigen, dass dies gut funktioniert. Dabei ist es wichtig, die Wünsche und Vorstellungen der Jugendlichen mit der wirtschaftlichen Realität vor Ort abzugleichen. Hierbei spielt die Berufsorientierung die entscheidende Rolle: Nur wer praktisch erfahren hat, was hinter den einzelnen Berufsbildern steckt, kann eine fundierte Entscheidung treffen“, betont Sabine Bechheim.

Sie lenkt das Augenmerk darauf, Schülern immer wieder Wege aufzuzeigen, dass und vor allem wie sie zu einer für sie passenden Berufswahl kommen können. Besser sei es laut Bechheim deshalb, auf den Einzelfall zu schauen und individuelle Bausteine zu finden. Wer jetzt nach einem flächendeckenden und milliardenteuren Aufbau außerbetrieblicher Kapazitäten rufe, schwäche das System eher, als dass es gestärkt werde.

Die IHK-Geschäftsführerin fordert darum, der dualen Ausbildung wieder mehr Gewicht einzuräumen und diese politisch zu stärken: „Kurzfristig muss es darum gehen, den positiven Trend auf dem Ausbildungsmarkt zu stabilisieren und durch die Corona-Pandemie verunsicherte Jugendliche mit Betrieben zusammenzubringen. Konkrete Hilfestellungen sind dabei sinnvoller als abstrakte Forderungen nach Garantien. Kein junger Mensch darf verloren gehen, aber möglichst auch kein freier Ausbildungsplatz. Sonst riskieren wir tatsächlich, dass der Corona-Krise die Fachkräftekrise folgt.“

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