Spartanische Lodges, Hock-Klos und eine atemberaubende Landschaft

Die Trekking-Tour beginnt


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Je höher sie kamen, desto kälter wurde es: Katrin Ziegert, Denise Schulte, Andre Ziegert und Malte Justus. von Katrin Ziegert / Andre Ziegert
Je höher sie kamen, desto kälter wurde es: Katrin Ziegert, Denise Schulte, Andre Ziegert und Malte Justus. © Katrin Ziegert / Andre Ziegert

Kreis Olpe/Nepal. Vier junge Leute aus dem Kreis Olpe haben im November an einer Lodge-Trekking-Tour im Mount-Everest-Gebiet teilgenommen. Mit LokalPlus blicken Andre Ziegert, Denise Schulte, Katrin Ziegert und Malte Justus zurück auf eine spannende, aber auch harte Zeit. Teil zwei der Serie „Unterwegs zum Mount Everest“.


Nach 45 Minuten in der Luft landet das winzige Flugzeug „Twin-Otter“, eines der am häufigsten eingesetzten Baumuster im Khumbu-Gebiet, sicher auf dem Flughafen in Lukla, der laut Medienberichten so gefährlich sein soll. Die Gruppe hatte Glück: Die Wetterbedingungen sind an diesem Morgen ideal. 
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Als einziger hat sich Malte Justus auf den Flug gefreut: „War mir schon klar, dass das einfach ein Riesen-Spaß wird: Die Piloten machen dort täglich nichts anderes als Short Take-Off and Landing“, berichtet Malte Justus, der als Mitglied im heimischen Segelflugverein etwas Hintergrundwissen mitbringt.

Kaum haben die vier Sauerländer ihre „Sardinen-Büchse“ verlassen, geht es los: Die ersten zwölf Kilometer ihrer Trekking-Tour stehen an. 
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Spartanische Lodges, Hock-Klos und eine atemberaubende Landschaft
Anfangs war alles „wunderbar“, erinnern sich die Vier. Perfektes Wanderwetter. Das Reisegepäck – Taschen von jeweils bis zu 13 Kilo – übernehmen fünf Träger, jeder schultert das Gepäck von zwei Personen. Die Rucksäcke mit jeweils fünf Kilo tragen die Wanderer.

Auf dem Weg nach Monjo absolvieren sie rund 500 Höhenmeter und passieren dabei viele kleine Stupas: Gebetsstätten, an denen die Nepalesen Opfergaben bringen. Wichtig: Egal ob an einem Stupa, einer Gebetsfahne oder einer Gebetsmühle – „man muss immer links dran vorbei gehen“, erzählt Denise Schulte. Das ist eine feststehende Regel im Buddhismus, wie Wanderführer Nim seiner Truppe erklärt. Auch, wenn damit oft ein Umweg in Kauf genommen werden muss.
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„Spannend“ wird es bei den zahlreichen Hängebrücken, die die Truppe passieren muss. Schwindelerregend baumeln sie hoch oben in der Luft, durch den Gitterboden hat man freien Blick in die Tiefe – „eine Herausforderung“, erinnert sich Katrin Ziegert. „Bei der ersten macht man sich noch Gedanken, ob man das schafft“, fügt Denise Schulte hinzu. Irgendwann gewöhne man sich aber einfach daran.
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Und nicht nur daran: Die Lodge-Trekking-Tour hält Tag für Tag, Stunde für Stunde neue Herausforderungen für die Teilnehmer parat. Was war für alle die schwierigste Prüfung? Die vier Sauerländer gucken sich an, grinsen und sagen unisono: „Das waren anfangs die Toiletten.“
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Je höher sie steigen, je einsamer es wird, desto einfacher werden die Lodges (Unterkünfte) – und dementsprechend „einfach“ auch die Toiletten. Hock-Klos, die erst jedes Mal eine Überwindung gewesen seien, erzählt Denise Schulte: So darf das das mitgebrachte Toilettenpapier nicht hineingeschmissen werden, sondern muss in einen Eimer geworfen werden. Denise Schulte schüttelt sich: „Goldene Regel: Bloß nicht den Eimer angucken.“

Doch selbst in diesen Situationen härte man ab: „Irgendwann gehst du hin, tust, wofür du gekommen bist, und gehst wieder.“ Ihre Reisekollegen nicken. 
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Spartanische Lodges, Hock-Klos und eine atemberaubende Landschaft
Nepal ist ein armes Land. Nach dem Erdbeben 2015 noch ärmer als zuvor. Das realisieren die vier Sauerländer in den folgenden Tagen immer mehr. Die Menschen leben in einfachen Unterkünften, je höher die Truppe steigt, desto dünner ist die Landschaft besiedelt. Mit Mühe und schwerster Anstrengung beackern die Bauern ihr steiniges Land, um dem kargen Boden etwas Leben abzugewinnen.

Auch die Lodges werden spartanischer, je höher die Reisegruppe kommt. Einfache Betten, auf denen die Wanderer nachts in ihren Schlafsäcken liegen – zusätzlich oft dick eingepackt in ihre Daunenjacken, immer mit Mütze auf dem Kopf. Denise Schulte verzieht das Gesicht, als sie sagt: „Am schlimmsten war es, wenn man nachts wach wurde und auf die Toilette musste. Aufstehen, noch wärmer anziehen, in die Eiseskälte auf den Flur - und dann dauerte es ewig, bis man aufhörte zu zittern.“ Und auf Toilette müssen die Wanderer oft, werden sie von Wanderführer Nim doch angehalten, täglich vier bis fünf Liter zu trinken, um der Höhenkrankheit entgegen zu wirken…
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Doch Denise Schulte erinnert sich in diesem Moment mit einem Lachen an eine Situation, die sie nie vergessen wird: „Als Andre und ich nachts die „Naturtoilette“ aufgesucht haben, konnten wir dabei bei minus 20 Grad die Milchstraße bestaunen.“

Durch die Zimmer der Wanderer ist eine Wäscheleine gespannt, an denen mit der Hand gewaschene Klamotten trocknen können – in der eisigen Kälte draußen würden sie bretthart gefrieren. Die Wände sind dünn, die Zimmer entsprechend hellhörig, und die Fenster frieren nachts zu. Und doch: Auch, wenn die Lodges immer einfacher werden – „das Essen war immer gut“, sagt Andre Ziegert. Müsli und zwei Scheiben Toast mit Ei zum Frühstück, „manchmal Marmelade und vielleicht etwas Butter – und wenn man Glück hatte, war es nicht gefroren.“
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Schlaf ist Mangelware. „Wir haben eher gedöst als geschlafen“, erinnert sich Andre Ziegert. Die harten Pritschen, die Eiseskälte, Atemnot wegen der immer dünner werdenden Luft – und am nächsten Morgen geht es wieder weiter. Sieben Stunden im Schnitt marschiert die Truppe am Tag, die längste Tagestour dauert neun Stunden. Während der regelmäßigen Pausen trinken die Wanderer viel, essen mittags immer in Lodges, die auf dem Weg liegen. Andre Ziegert: „Je höher wir kamen, desto teurer wurde das Essen und das Wasser.“
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Ans Aufgeben denkt da noch keiner. Alle halten durch. Motivieren sich gegenseitig, bauen sich auf, spornen sich an, helfen sich untereinander mit Medikamenten und Hygieneartikeln aus – und werden von der nepalesischen Natur belohnt: „Die Aussicht war grandios“, erzählen die vier Sauerländer, die ihr Ziel immer vor Augen haben, denn: Am zweiten Tag sehen sie zum ersten Mal den Mount Everest, außerdem begleitet sie der „schönste Berg der Reise, die Ama Dablam“ (wird auch als „Matterhorn Nepals“ bezeichnet), während der gesamten Zeit. „So lange haben wir uns auf die Reise vorbereitet, geplant, uns informiert – und dann siehst du dein Ziel plötzlich direkt vor dir. Es war wunderschön“, schwärmt Denise Schulte. Also gilt es: Durchhalten. Das Ziel ist greifbar nahe.
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Lest morgen: Noch ein Tagesmarsch bis zum Basecamp – doch die Kräfte schwinden
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