Sparkurs für Hebammen: Krankenhäuser im Kreis ziehen nicht mit
Petition gegen neues Gesetz
- Kreis Olpe, 08.11.2022
- Verschiedenes
- Von Christine Schmidt
Kreis Olpe. Können Hebammen etwa in Zukunft nicht mehr ihren Beruf ausüben und bei Entbindungen helfen? So liest es sich zumindest in der Petition für Hebammen, die aktuell überall in den sozialen Medien geteilt wird. Im Kreis Olpe ist das zum Glück nicht der Fall, erklärt Tobias Quast, Pflegedirektor im St.-Martinus-Hospital Olpe auf LP-Nachfrage.
Hebammen wollen mit einer Petition ihre Streichung aus dem neuen GKV-Finanzstabilisierungsgesetz verhindern. Dieses Gesetz hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Oktober verabschiedet
Demnach berücksichtigt das Pflegebudget ab 2025 nur noch die Kosten für qualifizierte Pflegekräfte, die in der unmittelbaren Patientenversorgung auf bettenführenden Stationen eingesetzt sind. Heißt: Medizinisches Fachpersonal muss anderweitig von Krankenhäusern finanziert werden, das Pflegebudget greift nicht mehr
In vielen Köpfen sowie in der genannten Petition macht sich die Sorge breit, dass ab 2025 dann keine oder nur noch wenige Hebammen rund um die Geburt im Einsatz sein könnten und werdende Mütter von ungelerntem Personal betreut werden.
Dies werde auch in einigen Krankenhäusern so sein, erklärt Tobias Quast, Pflegedirektor im Olper Hospital, auf LokalPlus-Anfrage. Denn viele Hebammen, die auf der Normalstation für den normalen Pflegedienst eingeteilt sind, werden aktuell über das Pflegebudget refinanziert. Das soll wegfallen.
Im Kreis Olpe aber werden in Olpe und Lennestadt die Geburtshilfen mit ihren Hebammen erhalten und weiterhin vom Kostenträger finanziert, versicherte Quast.
Das Thema sei sehr komplex und nicht einfach zu durchschauen, so der Pflegedirektor. Die Hebammen der Hospitalgesellschaft, die im Kreißsaal arbeiten, würden bislang sowieso nicht über das Pflegebudget refinanziert. Der Kreißsaal laufe planerisch autonom, also seien Olpe und Lennestadt nicht davon betroffen.
„Im Gegenteil. Wir sind sehr froh, so ein tolles und großes Team an Hebammen zu haben“, so Tobias Quast, „Und suchen auch immer noch neue Leute, um weiter aufzustocken. Wir sind definitiv bereit, die Abteilungen aufrecht zu erhalten.“ Das Berufsbild der Hebamme leide sowieso schon durch sämtliche neue Verordnungen wie zum Beispiel in der Ausbildung.
Häuser, für die die Refinanzierung ab 2025 wegfallen könnte, müssen also entscheiden, ob und wie sie finanziell für Hebammen aufkommen oder ob die Aufgaben eben auf anderes medizinisches Personal übertragen werden.
Jana Bundle, Kreißsaal-Leiterin in Olpe, schaut trotzdem mit Sorge auf die bundesweite Auswirkung: „Mir tun die Frauen und Familien leid. Viele Schwangere sind sich dann vielleicht selbst überlassen oder werden von ungelerntem Personal betreut.“
Und weiter: „Wir denken auch an unsere berufliche Zukunft, aber in erster Linie fragen wir uns, was mit der Zukunft ist, wenn man schon bei so etwas Wichtigem wie der Geburt anfängt zu sparen. Wir machen ja nichts Utopisches. Wir machen etwas, was uns alle betrifft und unsere Existenz ausmacht. Das macht uns so sprachlos.“