Selbsthilfegruppe Depression: Unterstützung und Hilfe im geschützten Raum
LokalPlus-Interview, Teil 2
- Kreis Olpe, 18.05.2022
- Verschiedenes
- Von Kerstin Sauer
Kreis Olpe. Erst Corona, nun Krieg: Zu lange anhaltende Angst kann krank machen. Die Anzahl der Angst- und Depressionserkrankungen steigt rapide an, fehlende Therapieplätze, Ärztemangel und gleichzeitig die Angst vor Kliniken halten viele Betroffene davon ab, sich Unterstützung zu holen. Da kann die Selbsthilfe greifen. Im großen LokalPlus-Interview berichtet Petra Weinbrenner-Dorff von der DRK Selbsthilfekontaktstelle, wo und wie es Hilfen gibt.
Welche Hilfen gibt es für Menschen, die an einer Depression leiden?
Grundsätzlich ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner für die Diagnostik und Behandlung von Depression. Bei Bedarf überweist er an einen Facharzt (Psychiater, Nervenarzt) bzw. einen psychologischen Psychotherapeuten. Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (Tel.: 116 117) vermitteln telefonisch einen Termin für die psychosomatische Sprechstunde.
Krisendienste und Beratungsstellen vor Ort bieten ebenfalls ein passendes Angebot. Unterstützung am Wohnort bietet zudem der Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi), ein Angebot für Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige.
Ganz wertvoll sind natürlich, aufgrund der langen Wartezeit auf einen Termin bei einem Therapeuten, die Selbsthilfegruppen. Selbsthilfe bedeutet „Betroffene helfen Betroffenen“. Der Austausch unter Gleichgesinnten in ruhiger geschützter Atmosphäre, sehr häufig auch mit Besuch von Fachkräften, kann für die Genesung sehr wichtig und hilfreich sein.
Gibt es Hilfe für den Notfall?
Psychosomatische Akutkliniken, die Möglichkeit den Körper und die Seele ganzheitlich behandeln zu lassen, werden von den Krankenkassen angeboten und bezahlt. In Notfällen, z.B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken, sollte man sich schnellstens an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt wenden.
Was fehlt, um betroffenen Menschen zu helfen?
Krisendienste, die täglich und rund um die Uhr telefonisch erreichbar sind, von Betroffenen und Angehörigen jederzeit aufgesucht werden können und auch Hausbesuche veranlassen.
Ganz wichtig wäre außerdem, dass die Bedarfsplanung für Psychotherapeuten in NRW überarbeitet wird. Laut Gesetz steht jedem psychisch kranken Menschen ein Therapieplatz zu, die Realität zeigt aber, dass es so nicht passt: Die Wartelisten sind lang, teilweise gibt es Wartezeiten von bis zu zwei Jahren. Eine vernünftige Behandlung einer Depression kann nur mit einhergehender Therapie in Begleitung der medikamentösen Unterstützung passieren, und das sollte gewährleistet sein.
Welchen Rat geben Sie Menschen, die merken: Mir geht es nicht gut, ich brauche Hilfe?
Zum ersten: Hausarzt aufsuchen und das weitere Vorgehen besprechen. Offen mit der Erkrankung umgehen und den Austausch mit ebenfalls Betroffenen suchen, Hilfsangebote annehmen. Das Umfeld sensibilisieren und, wenn gewünscht, die Erkrankung „erklären“.
Neben der Psychotherapie, der Änderung störender Lebensumstände, sollten aber auch Medikamente mit in die Behandlung einbezogen werden. Je nach Präparat und Erkrankung wirken Antidepressiva stimmungsverbessernd, angstlösend, beruhigend, antriebssteigernd oder auch bei Unruhe antriebsdämpfend
Ob Antidepressiva sinnvoll sind, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung mit Antidepressiva hängt u.a. vom Schweregrad der Depression ab.
Was möchten Sie Betroffenen mit auf den Weg geben?
Depressionen sind eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst und großes Leid bringt. Aber es gibt heute gute und effektive Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung, mit dem Fazit: Depressionen sind heilbar.
Neue Selbsthilfegruppe im Kreis Olpe
Die Selbsthilfekontaktstelle des DRK Olpe gründet für den Kreis Olpe eine neue zusätzliche Gesprächsrunde am Wochenende. Eine Gruppenleiterin sorgt einfühlsam für eine gute Gruppenatmosphäre, so dass Ängste und Probleme besprochen, weitere Wege gefunden und gegangen werden können. Die Gruppe startet Samstag, 21. Mai, ab 10 Uhr.
Informationen gibt es bei der Selbsthilfekontaktstelle des DRK Olpe, Tel 02761/2643 oder per E-Mail shk@kv-olpe.drk.de.