Schweinestall - "Ohne Dusche kommt hier niemand rein"

Adventkalender: Felix Kampmann öffnet Tür zur Ferkelzucht


  • Kreis Olpe, 15.12.2015
  • Von Volker Lübke
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    Volker Lübke

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Ein bisschen weihnachtlich geht es auch im Ferkelstall zu. von s: Felix Kampmann/Isabell Stuff
Ein bisschen weihnachtlich geht es auch im Ferkelstall zu. © s: Felix Kampmann/Isabell Stuff

„Schweinebestand – für Unbefugte Betreten verboten!“ Das weiße Türschild mit den schwarzen Lettern ist nicht zu übersehen. Obwohl Landwirt Felix Kampmann für LokalPlus seinen Zuchtbetrieb öffnet, komme ich nicht so ohne weiteres zu den Ferkeln. „Sie müssen erst durch die Hygieneschleuse“, erklärt der junge Landwirt – und reicht mir einen Stapel Wäsche.


Okay, dass eine Dusche nach dem Besuch im Schweinestall eventuell ratsam ist, weiß ich. Der Geruch bleibt in Kleidern und Haaren hängen. Aber vorher? Ich hatte mit Plastiküberziehern für die Schuhe gerechnet und allenfalls einen Overall erwartet. Vom sogenannten „schwarzen Bereich“, dem kleinen Vorraum, gibt es nur einen Weg zu den Tieren. Und der führt durch die Dusche. Also, kurz geduscht, Besucherunterwäsche und -socken – alles kochfest in weiß – an. Hinter der Dusche hängen Overalls in verschiedenen Größen. Gummischuhe gibt’s hinter der Tür. Im weißen Bereich erwarten mich bereits Felix Kampmann und seine beiden Azubis Lisa Droste und Max Zirke.
 von Volker Lübke
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Ich fühle mich sofort, als gehörte ich dazu: Alle tragen Overall und Gummischuhe. „Schweinepest und andere Erreger sind für einen solchen Betrieb existenzgefährdend“, erklärt Kampmann das Procedere. „Ohne Dusche kommt hier niemand rein, auch kein Tierarzt.“ „Weißer Bereich“ – irgendwie passt die Bezeichnung. Hell und sauber ist es hier. Ich höre zufriedenes Grunzen. Die Ferkel, die wir besuchen, sind vor 1 bis 2 Tagen zur Welt gekommen. Etwa 14 pro Sau. Als wir die Stallgasse betreten wird es laut. Die Sauen grunzen aufgeregt – und durchaus furchteinflößend. Einige Ferkel verschanzen sich quiekend hinter Mamas Bauch.
Die Muttertiere liegen für den Laienblick etwas eingezwängt in einem Rohrgestell. „Drei, vier Tage muss das sein“, sagt Felix Kampmann, „so können sie sich nicht auf die Ferkel legen.“ Die sind direkt nach der Geburt zwar schon recht munter auf den Beinen, aber noch nicht flink genug. „Außerdem brauchen sie Wärme und gehen gerne auf den vorgewärmten Liegeplatz der Sau“, erklärt die Auszubildende Lisa Droste. Für die passende Temperatur sorgen Wärmelampen und eine Fußbodenheizung in einer Ecke jeder Box. Für die Sauen wird Frischluft gezielt von oben zugeführt. Deshalb ist es im Stall auch insgesamt zwar angenehm warm aber keineswegs stickig.
Warm, weich, ein wenig verschreckt. Etwas mehr als 1,5 Kilo wiegt das rosa Schweinchen, das Felix Kampmann mir reicht. In der nächsten Abteilung des Schweinestalls brauche ich schon beide Arme, um ein Ferkel zu halten. „Nach vier Wochen Säugezeit sind die Ferkel etwa 8 Kilo schwer“, erklärt Azubi Max Zirke. Aber immer noch warm und weich, nur ein bisschen neugieriger, stelle ich fest. „Mit etwa acht Kilo werden die Ferkel von der Sau abgesetzt und auf unserem Partnerbetrieb im Hochsauerlandkreis bis auf etwa 28 Kilo aufgezogen“, so Felix Kampmann. „Von dort verkaufen wir die Tiere an einen festen Kunden im Kreis Soest, wo sie bis auf 118 Kilo Schlachtgewicht gemästet werden.“
Übrigens seien alle drei landwirtschaftlichen Betriebe familiengeführt, betont Kampmann. Sein Hof in Finnentrop-Sange ist seit 1650 in Familienbesitz. Bis 1990 wurden hier Kühe, Schweine und Hühner gehalten. „Danach haben wir uns auf die Schweinezucht spezialisiert, um den Bedürfnissen dieser Tierart besonders gerecht zu werden“, erklärt der Hofinhaber. Stiefel und Overall bleiben, wo sie waren. Kochwäsche und Handtuch werfe ich am Ausgang in einen Korb. Inzwischen sind meine Haare fast wieder getrocknet. Die werde ich zuhause wohl trotzdem nochmal waschen. Draußen auf dem Bauernhof in Sange ist von Schweinestall nichts zu riechen. Auch sonst kümmert sich Familie Kampmann darum, die Anwohner im Dorf möglichst zu schonen. Ein Großteil der anfallenden Gülle trägt in der Gemeinschaftsbiogasanlage in Grevenbrück zur Gewinnung regenerativer Energie bei. Felix Kampmann: „Dadurch wird die Geruchsbelastung bei der Ausbringung aufs Feld deutlich reduziert.“
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