Schweinepest im Kreis Olpe: „Das geht einem schon an die Nieren“
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- Kreis Olpe, 17.06.2025
- Verschiedenes
- Von Lorena Kleinund Nicole Voss

Kreis Olpe. Die Afrikanische Schweinepest ist im Kreis Olpe angekommen: Am Samstag, 14. Juni, ist bei Oberhundem der Ausbruch der Krankheit bei einem Wildschwein amtlich festgestellt worden. Welche Auswirkungen das nach sich zieht und wer alles betroffen sein wird, ist derzeit noch reine Spekulation. LokalPlus hat mit einigen Personen gesprochen, die unmittelbar oder weitläufig betroffen sind.


Kreislandwirtin Lisa Sternberg behält einen kühlen Kopf. Ihr Schweinemastbetrieb mit 1.200 Plätzen in Grevenbrück befindet sich in der infizierten Zone, in der wegen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest nun strenge Maßnahmen gelten. Doch sie ist vorbereitet.
„Das Thema ist in Deutschland schon länger präsent. Es war nur eine Frage der Zeit“, erklärt Lisa Sternberg. Deshalb sei bekannt, was im Falle eines Ausbruchs zu tun ist. Panisch sei sie nicht, trotzdem habe man bei der Meldung schlucken müssen.


„Wir stehen im engen Austausch mit dem Kreisveterinäramt und sehen die Maßnahmen als richtig und angemessen an“, betont die Landwirtin. Mit Bauzaun und Schildern sorgt sie auf ihrem Hof für zusätzlichen Schutz vor Wildschweinen und Fußgängern. Und sie appelliert: „Kleinstschweinehalter sollten sich unbedingt beim Kreisveterinäramt melden, damit alle Tiere erfasst werden können.“
Die Afrikanische Schweinepest habe Landwirte in der Region schon lange vor dem Ausbruch beschäftigt, erklärt auch Bernd Eichert, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Olpe im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Er selbst hat im Wendener Ort Bebbingen einen Bio-Hof und hält dort auch Schweine. Derzeit liegt sein Hof nicht in der infizierten Zone.

„Wir haben uns jahrelang darauf eingestellt“, erklärt Eichert. „Die Vorkehrungen sind schon lange getroffen worden, denn wir mussten immer mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest rechnen.“ So verpflichte die Schweinehygieneverordnung dazu, dass sich ein zertifizierter Tierarzt zweimal im Jahr ein Bild von den Schweinebeständen macht und die Halter berät.

Die Bereiche für seine Hausschweine seien doppelt eingezäunt, damit diese nicht mit Wildschweinen in Kontakt kommen, so Bernd Eichert. Gerade im Bio-Betrieb gebe es nochmal größere Herausforderungen, denn die Tiere haben auch draußen Auslauf. Der Wechsel von Schuhen und Kleidung vor der Arbeit mit den Schweinen ist eine weitere Sicherheitsmaßnahme.
„Man kennt die Leute, die jetzt den Hut aufhaben. Ich habe großes Vertrauen, dass sie die Lage gut in den Griff kriegen”
„Natürlich sind wir jetzt nochmal sensibler geworden“, sagt Bernd Eichert, der seinen Hof im Nebenerwerb betreibt und für den die Tierhaltung auch eine Leidenschaft ist. „Das geht einem schon an die Nieren.“

Doch man müsse auch differenziert unterscheiden: „Die Afrikanische Schweinepest ist nicht in einem Hausschweinbestand ausgebrochen und für den Menschen ungefährlich. Der Kreis Olpe ist keine Schweinehochburg.“ Der Wendener Landwirt nimmt die Risiken ernst, doch zeigt er sich auch hoffnungsvoll: „Man kennt die Leute, die jetzt den Hut aufhaben. Ich habe großes Vertrauen, dass sie die Lage gut in den Griff kriegen.“

Jetzt, wo es um die Eindämmung und Bekämpfung der Seuche geht, spielen die heimischen Jäger eine entscheidende Rolle, erklärt Karl-Josef Fischer, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Kurköln Olpe. Sie arbeiten eng mit der Wildtierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft (WSVG) zusammen, indem sie bei der Kadaver-Suche helfen, Suchhunde-Teams einweisen und Wege und Stellen im Wald zeigen. „Schließlich haben sie die Revierkenntnisse“, so Fischer.

Mit der Allgemeinverfügung des Kreises Olpe gilt in der infizierten Zone nun absolutes Jagdverbot. Doch es gibt Ausnahmen, betont Fischer: „Die Nachsuche von verunfalltem Wild ist aus Tierschutzgründen weiterhin notwendig.“ Auch auf Kalamitätsflächen sei die Jagd zum Zwecke des Wald-Wiederaufbaus erlaubt.
„Demnächst werden wir erlegte Wildschweine noch intensiver untersuchen müssen. Eventuell könnte dies auch verpflichtend werden“, so der Jäger. Vieles hänge jetzt vom weiteren Geschehen ab. „Es besteht die Hoffnung, dass sich noch nicht allzu viele Tiere infiziert haben und die Seuche hier erst seit kurzer Zeit grassiert.“
Das Gelände, wo die mit der Afrikanischen Schweinepest infizierten Kadaver gefunden wurden, liegt in unmittelbarer Nähe zur Oberhundemer Vogelstange. Dort wird am ersten Juli-Wochenende Schützenfest gefeiert – von direkten Auswirkungen geht Manuel Brüggemann, Vorsitzender der Blauen Kittel, derzeit noch nicht aus: „Von einer Absage des Schützenfestes ist keine Rede. Wir warten auf offizielle Meldungen, bisher haben wir keine weiterreichenden Informationen. Mit unserem Hegering stehen wir in engem Kontakt und Austausch.“
