Schreinerei Hömberg freut sich über Platz eins für das erfolgreichste Gesellenstück

Kreativ In Form gewinnt Wettbewerb „Die Gute Form 2018“


  • Kreis Olpe, 31.08.2018
  • Von Wolfgang Klein
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    Wolfgang Klein

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Ein tolles Team: (hintere Reihe von links) Julian, Louisa, Tobias und Marco sowie (vordere Reihe von links) Thomas, Markus, Sandra, Noah und Lorena (Praktikantin). von Wolfgang Klein
Ein tolles Team: (hintere Reihe von links) Julian, Louisa, Tobias und Marco sowie (vordere Reihe von links) Thomas, Markus, Sandra, Noah und Lorena (Praktikantin). © Wolfgang Klein

Trockenbrück. Die Freude ist groß im Schreinerbetrieb von Thomas Hömberg an der Thetener Straße in Lennestadt-Trockenbrück: Kürzlich ist seine Auszubildende Anna Newrzella zum Abschluss ihrer Lehre 1. Preisträgerin im Innungswettbewerb „DIE GUTE FORM“ für das Tischlerhandwerk im Bereich Westfalen-Süd (Olpe-Siegen-Wittgenstein) geworden. Der Wettbewerb zeichnet exzellent gestaltete Gesellenstücke aus. Der Innungsverbund richtet den Wettstreit alljährlich zunächst auf Innungs-, dann auf Landes- und schließlich auf Bundesebene aus.


Bei Annas Gesellenstück handelt es sich um eine Anrichte, die die Leitlinie der Unternehmensphilosophie ihres Lehrbetriebs verfolgt. Die heißt „KREATIV IN FORM“ und ist fast deckungsgleich mit dem Thema des Wettbewerbs 2018. Wir sprachen mit Annas Lehrherrn Thomas Hömberg.

Herr Hömberg, die Überraschung ist Anna aber gelungen, oder?

Das kann man wohl sagen, denn wer rechnet schon mit so etwas. Ich hatte ja zwei Auszubildende dieses Jahr, die fertig wurden, und auch Annas Kollege Markus hat eine klasse Prüfung gemacht. Aber da sieht man, was gemeinsames Arbeiten, Nachdenken und Sich-Austauschen in der Summe bewirken kann. 

Seit wann gibt es KREATIV IN FORM? 

Ich habe meine Gesellenprüfung 1986 gemacht und das aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Die Meisterprüfung folgte 1991 vor der Handwerkskammer (HWK) Frankfurt. Dann war ich einige Jahre Betriebsleiter und habe mich 2003 selbstständig gemacht. Zuerst im kleinen Örtchen Hachen und dann eingemietet im Gewerbegebiet Elspe. 2008 habe ich an der Thetener Straße in Lennestadt-Trockenbrück neu gebaut und mir damit meinen beruflichen Lebenstraum erfüllt. 

Das klingt sehr engagiert und voller Identifikation mit Ihrem Handwerk und dem Werkstoff Holz, aber auch mit der Symbiose von Holz und anderen Werkstoffen? 

Das ist exakt auch das Motto oder, wenn Sie so wollen, die Philosophie meines kleinen Unternehmens. Kreativ In Form will und möchte Raumkonzepte der besonderen Art entwickeln. Ganz egal, ob es sich um hochwertigen Innenausbau, Konferenz- oder Verkaufsräume handelt. Wir wollen Lebensräume ideenreich, kreativ und innovativ gestalten und damit der Individualität des Einzelnen mehr Platz für die eigenen Wohnträume geben. 

Holz in Kombination mit unterschiedlichen Werkstoffen wie Edelstahl, Granit, Glas und der Einsatz von LED-Beleuchtung ist der neue Zeitgeist auf der Wunschliste der Menschen, wenn es um Ästhetik, Wohlfühlen, Praktikabilität, Funktionalität, räumliches Denken, Arbeiten und Leben im Einklang mit dem natürlichen Umfeld geht. 

Und das geben Sie an Ihre Mitarbeiter weiter? 

Nicht nur an die, auch an unsere Kunden, Architekten und Lieferanten. Kreativ In Form bedeutet nichts anderes als zuhören, wenn es um Wünsche, Fragen, Ratschläge, Informationen und spezielle Auskünfte geht. Erst wenn man die hinter allen Fragen stehenden Wünsche versteht, kann man gemeinsame Gedanken, Planungen und deren Realisierung erfassen. 

Wer Sie so begeistert reden hört, müsste meinen, Sie könnten sich in der Tischlerinnung einer „Lehrlingsflut“ kaum erwehren oder? 

Das ist leider nur Wunschdenken. Im Bereich unserer Innungsregion Kreis Olpe waren es lediglich sieben Auszubildende in diesem Sommertermin. 

Und davon zwei aus Ihrem Betrieb. 

Genau. Aber ich habe noch zwei weitere, wovon eine 2019 ihre Gesellenprüfung ablegt. Daher suche ich für nächsten Sommer wieder jemanden. 

Was muss sie oder er mitbringen? 

Eignung, Leidenschaft und Bereitschaft. Beide Seiten müssen wissen, dass der Beruf kein „Sesseljob“ ist. Krampfadern bekommt  man als Tischler/Schreiner selten vom Arbeiten drinnen und draußen. Also prüft man sich, ob die entsprechende Eignung (Konstitution, manuelle Anstrengungen), das eigenverantwortliche Engagement (Herzblut) und das Wissen und Wollen um diese Herausforderung in einem steckt oder geweckt werden kann.

Dann geben Sie jungen Menschen die Gelegenheit, dieses im Praktikum bei Ihnen auszuprobieren? 

Selbstverständlich. Wer ohne zu testen irgendwo anfängt, kann fürchterlich enttäuscht werden. 

Sie haben eine Auszubildende, die einen dualen Studiengang gewählt hat? 

Ja, Louisa Spanier. Sie macht die Tischlerlehre bei uns und studiert gleichzeitig das Fach Holztechnik. 

Warum ist sie bei Ihnen? Sie wohnt ja in Olpe? 

Das müssen Sie sie selber fragen. Aber im Kreis Olpe ist unser Betrieb der einzige, der diese Alternative anbietet. 

Können Sie uns das Konzept dieses dualen Studiums mit einfachen Worten erklären? 

Im Studiengang Holztechnik an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo können Sie das Hochschulstudium im Bereich Holztechnik mit einer Ausbildung zum Tischler oder Holztechniker kombinieren und erreichen nach beiden erfolgreichen Abschlussprüfungen den akademischen Grad des Bachelors.
 von Wolfgang Klein
© Wolfgang Klein
 Und wie sieht der zeitliche Ablauf dieses dualen Studiums aus? 

Sie schreiben sich an der Hochschule in Lemgo ein. Besuchen sämtliche  Vorlesungen, Praktika, Seminare der Pflicht- und Wahlmodulprüfungen gemeinsam mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen, die konventionell, d.h. nicht dual studieren. Der Besuch der Vorlesungsveranstaltungen ersetzt vereinbarungsgemäß den Besuch der Berufsschule während der Lehrzeit. 

Gleichzeitig suchen Sie sich einen Ausbildungsbetrieb, der Sie als Partner beim Studium begleitet. Daraufhin schließt der Ausbildungsbetrieb einen Vertrag mit Ihnen und der Hochschule, denn für die Gestaltung des Berufsausbildungsverhältnisses (Dauer, Inhalte der Ausbildung, Prüfungen) sind der jeweilige Ausbildungsbetrieb wie die Schreinerei Hömberg und die zuständige Handwerkskammer (HWK) verantwortlich. 

Welchen Zeitraum muss man ansetzen für Lehre und Studium? 

Insgesamt beträgt die Dauer des Dualen Studiums einschließlich der jeweiligen Gesellenprüfung und Bachelorprüfung ca. fünf Jahre. 

Da sind wir wieder bei den von Ihnen gewünschten Erfordernissen bzw. dem richtigen Anforderungsprofil für Ihre Mitarbeiter: EIGNUNG – LEIDENSCHAFT – BEREITSCHAFT. Fünf Jahre Durchhalten mit der geforderten Fachkompetenz und der gelebten Leidenschaft ist schon eine Strecke, oder? 

Wer sich für einen Berufsweg entscheidet, der einen das ganze Arbeitsleben leidenschaftlich begleiten soll, für den sind fünf Jahre keine Zeit. Vor ein paar Tagen sagte mir ein neuer Mitarbeiter in einem Satz, warum er sich für uns entschieden hat: „Ich habe in den letzten drei Monaten so viel Sympathie und Lächeln bekommen und selber gelacht wie in den sieben Jahren davor nicht." 

Da haben Sie ja den richtigen Neuen zum richtigen Zeitpunkt erwischt. Wie viele Mitarbeiter haben Sie aktuell? 

Zwei Meister, drei Gesellen, eine kaufmännische Mitarbeiterin und zwei Azubis, Louisa und Noah. 

Herr Hömberg, ich denke, wer sich für die Ausbildung zum Tischler geeignet fühlt und die gehörige Portion Herzblut und Blitzbirne im Rucksack hat, kann jederzeit in der Thetener Straße 22 in Lennestadt-Trockenbrück bei der Schreinerei Hömberg reinschauen, oder? 

Alles ist möglich, und ob`s passt, merkt man sehr schnell. Auch Überraschungen sind gut, aber positiv sollten sie schon sein! 

So wie beim Wettbewerb „Die Gute Form 2018“.Was ist es denn für ein Gesellenstück geworden?“ 

Eine Anrichte geht zur Landesentscheidung im Herbst. Mal sehen, was sie dort „anrichten“ wird. Alle Daumen werden gedrückt. 

LokalPlus drückt ebenfalls die Daumen für Anna und auch Louisa, die im nächsten Jahr ihre Gesellenprüfung macht und sich dann auf das Bachelor-Examen als Holztechnikerin vorbereitet. Wir bleiben am Balken, versprochen!
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