"Schönes Gefühl, gebraucht zu werden"

Interview mit zwei Tagesmüttern: Anforderungen, Bedeutung und Vorteile


Überzeugte Tagesmütter: Jutta Becker (links) und Rita Quiter aus Gerlingen. von Kreis Olpe
Überzeugte Tagesmütter: Jutta Becker (links) und Rita Quiter aus Gerlingen. © Kreis Olpe

Seit rund zehn Jahren sind Jutta Becker und Rita Quiter jeweils in den eigenen vier Wänden als Tagesmutter im Einsatz. Im Interview sprechen die beiden Frauen aus Gerlingen über erforderliche Maßnahmen zur Qualifizierung, Vorteile der Betreuung und die notwendigen Voraussetzungen, um als Tagesmutter arbeiten zu können.


Wie sind Sie zu der Tätigkeit gekommen? Durch die eigenen Kinder haben wir erfahren, wie schön es ist, Kinder zu betreuen. Wir sind von Bekannten bzw. einer Hebamme angesprochen worden und haben erstmals fremde Kinder zu Hause aufgenommen. Um entsprechend geschult zu sein, haben wir die Grund- und Aufbau-qualifizierung für Tagesmütter absolviert. Dort haben wir viel gelernt, wodurch wir Sicherheit für den Betreuungsalltag bekommen haben. Auch heute bilden wir uns stetig weiter und pflegen den kollegialen Austausch. Was spricht für die Kinderbetreuung durch Tagesmütter? Wir bieten eine familiäre und sehr persönliche Betreuung und das teilweise sogar über mehrere Jahre. Durch intensive Sprachförderung beispielsweise mit Bilderbuch oder Vorlesen entwickelt sich das Sprach- Leseverständnis der Kinder sehr positiv. Und so ist das in vielen Bereichen. Wir sind zudem sehr flexibel, so dass wir eine Betreuung auch außerhalb der Kindergartenzeiten am frühen Morgen oder am späten Nachmittag sicherstellen können. Welche Vorteile sehen Sie für sich bei dieser Tätigkeit? Wir üben in den eigenen vier Wänden eine selbständige Tätigkeit aus, die sehr vielfältig und abwechslungsreich ist. Der Tagesablauf ist nie gleich. Es ist sehr erfüllend, die Entwicklung der Kinder zu fördern und individuell auf jedes Kind einzugehen. Beglückend sind auch die vielen schönen Rückmeldungen von Kindern und Eltern, oft noch nach Jahren. Wir genießen großes Vertrauen, und es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden. Gerne denken wir beispielsweise an junge Mütter, die Schule, Ausbildung oder Studium beruhigt beenden konnten, weil sie ihre Kinder bei uns in guten Händen wussten. Was sollte man für die Aufgabe mitbringen? Eine Tagesmutter muss zuallererst Kinder mögen und sich gerne mit ihnen beschäftigen, um ihre Entwicklung positiv zu begleiten. Verantwortungsgefühl, Geduld, Konsequenz und Verlässlichkeit sind ebenfalls wichtig. Und natürlich muss die eigene Familie voll dahinterstehen, wenn ein Tagespflegekind wie ein Familienmitglied im Familienalltag mitlebt. Von den räumlichen Voraussetzungen reicht eine ausreichend große Wohnung, die Platz zum Spielen bietet und für Kinder sicher ist. Welchen Tipp geben Sie Frauen, die überlegen, Tagesmutter zu werden? Für uns war es sicher vorteilhaft, eigene Kinder großgezogen zu haben. Der Besuch der Ausbildungs¬kurse war sehr wertvoll, wurde uns doch zusätzliches Rüstzeug für die Aufgabe vermittelt. Für uns ist es zudem schön, dass wir im selben Ort wohnen und uns regelmäßig austauschen können. Wenn man noch überlegt und sich noch nicht sicher ist, helfen auch Gespräche mit erfahrenen Tagesmüttern. Wir sind gerne bereit, uns auch mal über die Schulter schauen zu lassen. (LP)
Nächste Grundqualifizierung
Am 13. September beginnt in der Katholischen Bildungsstätte für Erwachsenen- und Familienbildung in Olpe eine neue Grundqualifizierung zur Kindertagespflege. Die Weiterbildung, für die sich Interessierte noch anmelden können, umfasst insgesamt 80 Stunden in Form von Abend- und Wochenendveranstaltungen. Nähere Informationen erhalten Interessierte bei Jutta Schäfer von der Kindertagespflegestelle des Kreises Olpe (Tel: 02761/81-572, E. Mail: j.schaefer@kreis-olpe.de) und beim Tageselternverein der kfd im Kreis Olpe (Tel: 02761/921-1911, E. Mail: tageselternverein@caritas-olpe.de). Über diese Kontaktstellen kann auch eine Verbindung zu den beiden Tagesmüttern hergestellt werden.
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