Schnelles Internet: Unternehmer machen Druck

Sauerland Initiativ und Wirtschaftsinitiative Nordkreis formulieren Fünf-Punkte-Papier mit Forderungen an die Landesregierung


Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion bei der Verfuß GmbH (von links): Hans Möhling (Möhling GmbH
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion bei der Verfuß GmbH (von links): Hans Möhling (Möhling GmbH

Mit einem gemeinsam verabschiedeten Fünf-Punkte-Papier drücken Sauerland Initiativ und Wirtschaftsinitiative Nordkreis (WIN) aufs Tempo. Sie fordern von der Politik Taten statt Worte beim Ausbau der Internet-Infrastruktur in der Region.


Noch immer gebe es zu viele „weiße Flecken“ – Bereiche, in denen der Datenverkehr übers Internet nur im Schneckentempo möglich ist. Für die Unternehmen in der Region ist die stabile Anbindung an ein leistungsfähiges Datennetz schon heute ein entscheidender Standortfaktor und damit auch ein wesentliches Kriterium für zukunftssichere und attraktive Arbeitsplätze. Und der auf intensiver Vernetzung basierende Megatrend „Industrie 4.0“ verleiht diesem Thema noch einmal zusätzliche Dringlichkeit. Im Rahmen eines von Jörg Bartmann moderierten Podiumsgespräches bei der Firma Verfuß in Hemer diskutierten Unternehmer und Infrastruktur-Experten über Chancen und Perspektiven, die Lücken im Netz möglichst schnell zu schließen und die technischen Voraussetzungen für eine flächendeckende Versorgung mit Mindest-Übertragungsraten von 50 Mbit/s zu schaffen.
Mix aus Funk- und Festnetzlösungen
Beim Ausbau der Breitband-Netze in den ländlichen Strukturen von Sauerland und Südwestfalen plädiert die TKG-SWF aus Zeitgründen für einen abgestimmten Technologie-Mix aus Funk- und Festnetzlösungen (Multi-Access-Strategie), die sich gegenseitig ergänzen. Dort, wo es möglich sei, sollten aber auch jetzt schon Glasfaserkabel verlegt werden, um zukunftssicher zu investieren.
„Lediglich ein Projekt je Kommune"
Wesentliches Kriterium für den Ausbau der Netzkapazitäten werden aber die dafür zur Verfügung stehenden Finanzen sein. Die Ankündigung der NRW-Landesregierung, den flächendeckenden Breitbandausbau mit 60 Millionen Euro mit Bundeserlösen aus der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen zu fördern, hält die TKG-SWF jedenfalls für nicht viel mehr als den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein. Nach einer Berechnung der Netzexperten aus Meschede würde diese Summe gerade reichen, um 400 Projekte zu fördern. „Verteilt auf 396 Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen wäre das lediglich ein Projekt je Kommune“, heißt es in einer Mitteilung von Sauerland Initiativ.
Kirchhundem nur mit drei Prozent 50-Mbit/s-Versorgungsquote
Neidvoll blickten die Unternehmer aus dem Sauerland in diesem Zusammenhang nach Bayern. Dort habe die Landesregierung der Wirtschaft zugesichert, in den nächsten fünf Jahren rund 1,5 Milliarden Euro aus eigenem Etat in den Ausbau der Breitbandnetze zu investieren. Hans Möhling, Unternehmer aus Altena (Märkischer Kreis), könnte heute schon doppelt so viel Netzleistung gebrauchen, wie er zurzeit bekommen kann: „Aktuell hat eine neue Software für unser Unternehmen den Bandbreitenbedarf schlagartig steigen lassen.“ Dabei steht Altena mit einer 50-Mbit/s-Versorgungsquote von rund 48 Prozent im Vergleich mit Kirchhundem und Erndtebrück (drei Prozent), Balve und Möhnesee (zwei Prozent) oder gar Kierspe, Meinerzhagen und Schalksmühle (ein Prozent) noch ganz gut da. Aus übereinstimmender Ansicht von Sauerland Initiativ und Wirtschaftsinitiative Nordkreis (WIN) ist es höchste Zeit, „in Sachen Breitbandausbau mehr als nur eine Schüppe draufzulegen“. (mc)
Der Fünf-Punkte-Plan
Die beiden Unternehmervereinigungen fordern in einem Fünf-Punkte-Papier an die Landesregierung: 1. Flächendeckende Internet-Versorgung mit 50 Mbit/s in Gesamt-Südwestfalen bis spätestens 2018. 2. Parallel dazu flächendeckende Versorgung mit leistungsfähigen Funknetzen für das mobile Internet. 3. Ausarbeitung eines Masterplans mit konkreten Aussagen zur zeitlichen Umsetzung und zur Finanzierung. 4. Aufstellung einer Prioritätenliste für eine kurzfristige Verbesserung der Versorgung in Gebieten mit einer 50-Mbit/s-Netzabdeckung unter 20 Prozent. 5. Priorisierung des Ausbaus der Glasfaser-Netze in Südwestfalen für gute Zukunftsperspektiven der mittelständischen Wirtschaft im Hinblick auf den Megatrend „Industrie 4.0“.
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