Ruhrverband bilanziert trockenen und heißen Sommer 2020

Talsperren leisten Vollarbeit


Der Biggesee im Herbst 2020. von Nils Dinkel
Der Biggesee im Herbst 2020. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Zum zwölften Mal in Folge hat der Ruhrverband im Abflussjahr 2020, das mit dem so genannten „Wasserwirtschafts-Silvester“ am 31. Oktober zu Ende gegangen ist, für das Ruhreinzugsgebiet weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel verzeichnet. Insgesamt fielen im Einzugsgebiet der Ruhr 957 Millimeter Gebietsniederschlag, das sind 92 Millimeter bzw. neun Prozent weniger als der langjährige Mittelwert.


Eine besondere Rekordmarke setzte dabei die Sechs-Monats-Phase von April bis September, in der gerade einmal 58 Prozent der in diesem Zeitraum üblichen Regenmenge fielen. Nur ein einziges Mal seit Beginn der Niederschlagsaufzeichnungen, nämlich im extremen Trockenjahr 1959, war dieser Zeitraum noch trockener gewesen.

Ebenfalls nur ein einziges Mal, nämlich 1989, hatte es zudem in einem Mai noch weniger geregnet als im Mai 2020, der mit nur 23 Millimetern Niederschlag der trockenste Monat des Jahres war. Der mit Abstand nasseste Monat des Jahres war der Februar 2020, der mit 204 Millimetern rund zweieinhalb Mal so viel Niederschlag verzeichnete wie ein durchschnittlicher Februar.

Vergangene 15 Jahre besonders warm

Es wird jedoch nicht nur immer trockener im Ruhreinzugsgebiet, sondern auch immer wärmer. Mit 1,3 Grad über dem Vergleichswert der Zeitreihe 1981 bis 2010 wies das Abflussjahr 2020 exakt die gleiche Mitteltemperatur auf wie 2007, das bislang den alleinigen Rekord als wärmstes Abflussjahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gehalten hatte.


Hinzu kommt, dass die Jahre 2014, 2016, 2018 und 2019 alle nur um 0,1 Grad „kühler“ waren als 2020. Das bedeutet: Die sechs wärmsten Abflussjahre seit Aufzeichnungsbeginn vor fast 140 Jahren hat es in den letzten 15 Jahren gegeben, drei davon in den letzten dreien.

Zu Beginn des Abflussjahres 2020, also am 1. November 2019, lag der Gesamtstauinhalt aller Talsperren im Ruhreinzugsgebiet trotz hoher Beanspruchung im vorangegangenen Sommer bei 65 Prozent vom Vollstau und etwa 7 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Hauptsächlicher Grund dafür waren günstige Niederschlagsverhältnisse und steigende Abflüsse im Oktober 2019.

Durchschnittlicher Füllstand im Februar erreicht

Günstige Niederschlagsverhältnisse in den Folgemonaten führten zu einem kontinuierlichen Anstieg, so dass Anfang Februar wieder ein durchschnittlicher Füllstand erreicht wurde. Die niederschlagsreichen Folgewochen bis Mitte März sorgten für einen weiteren deutlichen Anstieg bis zum höchsten Füllstand des Abflussjahres 2020, der am 4. April mit 96 Prozent vom Vollstau bzw. 6 Prozent über dem langjährigen Mittel erreicht wurde.

Aufgrund der erneuten großen Trockenheit ab April nahm der Gesamtstauinhalt bis ins letzte Oktoberdrittel ab und erreichte am 25. Oktober mit 56 Prozent vom Vollstau den niedrigsten Füllstand im Abflussjahr 2020.

Die Ruhrverbandstalsperren haben im Abflussjahr 2020 jederzeit genug Wasser zur Einhaltung der Mindestabflüsse an der Ruhr abgegeben. Sie mussten dazu allerdings erneut Schwerstarbeit leisten, denn nach vorläufigen Berechnungen gab es an einem der beiden gesetzlich relevanten Kontrollquerschnitte (Ruhrmündung) die höchste Anzahl so genannter zuschusspflichtiger Tage seit Einführung des Ruhrverbandsgesetzes im Jahr 1990. Ohne die Talsperren wäre die Ruhr im Sommer trocken gelaufen.

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