Protesttag: Apotheken im Kreis bleiben am Mittwoch geschlossen
Kritik an Gesundheitspolitik
- Kreis Olpe, 09.06.2023
- Verschiedenes
Kreis Olpe. Die Apotheken im Kreis Olpe bleiben am Mittwoch, 14. Juni, geschlossen. Die Teams protestieren gegen Lieferengpässe, Bürokratie, eine unzulängliche Vergütung und die Fehler in der Gesundheitspolitik.
Massive Lieferengpässe, lähmende Bürokratie und eine mittlerweile defizitäre Vergütung – aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung bleiben die meisten Apotheken am 14. Juni geschlossen. Die Aktion findet bundesweit statt
„In akuten Fällen wird die Versorgung der Patienten über die Notdienstapotheken selbstverständlich sichergestellt“, sagt Ulf Ullenboom, Vorsitzender der Bezirksgruppe Olpe im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). „Wir bitten die Patienten aber, ihre planbare Medikation bereits an den Vortagen abzuholen – oder danach“, fügt er hinzu.
Um öffentlich zu machen, wie schwierig die Bedingungen für die Apotheken-Teams mittlerweile geworden sind, nehmen viele Mitarbeiter sowie die Apothekenleiter an diesem Tag an Protestmärschen teil, unter anderem in Dortmund, Münster und Hagen.
„Wir wollen so ein Zeichen setzen und auf die alarmierende Lage aufmerksam machen. Unterstützer dürfen sich uns gern anschließen“, so Ullenboom.
„Wir protestieren für unsere Patienten und verzichten in ihrem Interesse auf diesen Öffnungstag“, bittet er um Verständnis. „Denn sie sind ebenso Leidtragende, wenn Arzneimittel zunehmend knapp werden und das flächendeckende Apothekennetz ausdünnt, weil sich die Rahmenbedingungen für die Apotheken zunehmend verschlechtern.“
Auch Christian Springob von der Nicolai-Apotheke in Attendorn sagt, dass dieser Protesttag notwendig sei, und das schon seit Jahren. Der Tag solle zeigen, wie es wäre, wenn demnächst noch mehr Apotheken schließen müssten. Jährlich sei ein Rückgang an Apotheken zu verzeichnen.
Dabei kritisiert Springob viele Punkte: Seit zehn Jahren wurde die Vergütung nicht mehr angepasst, die Energiekrise treffe die Apotheken enorm, ganz zu schweigen von dem hohen personellen Aufwand für die Lieferengpässe.
„Für die Engpässe geht jeden Tag viel Zeit für das gesamte Team drauf“, erklärt Springob. „Es ist ein großer Aufwand, um die Patienten zu versorgen, und dafür wünschen wir uns einfach einen fairen Ausgleich.“
„Die Situation ist dramatisch. Es ist eine Schande, dass in einem reichen Land wie Deutschland wichtige Medikamente für Kinder, aber auch Krebsmedikamente, Antidepressiva und Herzmedikamente nicht verfügbar sind“, so schilderte der südwestfälische CDU-Europaabgeordnete, der auch gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) ist, Dr. med. Peter Liese, die Situation.
Liese bemühe sich schon seit Jahren um eine Lösung des Problems auch auf europäischer Ebene. Deswegen habe er bereits in 2019 im zuständigen Ausschuss für Umwelt und Gesundheit des Europäischen Parlamentes verlangt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen und systematisch an einer Lösung zu arbeiten.
In der Vergangenheit habe „nicht Gesundheit zuerst“, sondern „billig zuerst“ gezählt. Das habe dazu geführt, dass bei den Ausschreibungen auf jeden Cent hinter dem Komma geachtet worden sei, aber nicht auf Qualität und Zuverlässigkeit.
„Ich habe selbst als Arzt in einer Landarztpraxis erlebt, dass man wegen zwei oder drei Cent Preisunterschied telefonieren musste, um die Erlaubnis zu bekommen, ein Antibiotikum zu verschreiben. Dies hat dazu geführt, dass die Hersteller vor allen Dingen in China und Indien produzieren. Wir müssen dies ändern“, erklärte Liese.
Info
Notdienst im Kreis haben am Mittwoch, 14. Juni:
- Franziskus-Apotheke, Kurfürst-Heinrich-Str. 7, 57462 Olpe
- Apotheke Schwalbenohl, Lübecker Str. 10, 57439 Attendorn
- Bahnhof-Apotheke, Marktplatz 5, 57368 Lennestadt