Protestaktion der Pflege: Finanzen und Bürokratie erschweren die Arbeit
Besuche nur vor der Tür
- Kreis Olpe, 08.09.2022
- Verschiedenes
- Von Christine Schmidt

Kreis Olpe. Während Corona „draußen“ kaum noch eine Rolle spielt, ist die Pandemie in den Alten- und Pflegeheimen immer noch Alltag. Heimische Einrichtungen der Caritas, der GFO und der Hospitalgesellschaft haben sich deshalb am Mittwoch, 7. September, an einem bundesweiten Aktionstag beteiligt: „Besuchen vor der Tür“.

Besuch darf an dem Tag aus Protest am Elsper Seniorenheim nur vor der Tür stattfinden. Damit wollen die Pflegeeinrichtungen auf die aktuelle Situation aufmerksam machen. Denn während das Pflegepersonal schon zweieinhalb Jahre über die Grenzen hinaus gearbeitet hat und am Limit ist, kommt jetzt der nächste Schlag.

Im Bundestag findet heute, am 8. September, die Abstimmung zum überarbeiteten Infektionsschutzgesetz statt. Sämtliche Corona-Schutzmaßnahmen, die von den Pflegeeinrichtungen verlangt und bislang vom Rettungsschirm getragen wurden, werden nicht mehr bezahlt.



Noch immer müssen zahlreiche Schutzmaßnahmen getroffen werden – und das jetzt auf Kosten der Einrichtungen. Karin Arens und Sabine Kludzuweit-Gastreich aus dem St. Franziskus-Seniorenheim Elspe sind von der Politik enttäuscht. „Unser Personal ist hinten vor, wir sind alle am Limit“, bringt es Leiterin Karin Arens auf den Punkt.

„Es gibt für uns keine Refinanzierung mehr“, erklärt Arens. Heißt, die Kosten müssen aus dem Pflegebudget der Einrichtungen gezahlt werden. Kosten wie die Schutzmittel zum Testverfahren, aber vor allem die Kosten für das Personal müssen aus eigener Tasche bezahlt werden. Bis Juni konnten all diese Aufwendungen durch den Pflegerettungsschirm finanziell geltend gemacht werden
Sabine Kludzuweit-Gastreich, Verwaltungsleiterin bei der Caritas, erzählt, wie hoch der Berg an Bürokratie und Aufwand in den Pflegeeinrichtungen sei. Personal muss für das Testverfahren an der Pforte abgestellt werden, das jeden Besucher kontrolliert und testet. Einmal im Monat müsse zudem der Impfstatus jedes Mitarbeiters an das MAGS übermittelt werden. „Alles Zeit, die natürlich woanders fehlt“, so Kludzuweit-Gastreich.


„In einer Branche, in der es sowieso kein Personal gibt, sollen noch extra Personal für die vielen Schutzmaßnahmen bereit gestellt werden“, hinterfragt Kludzuweit-Gastreich diese parallele Situation.

Angelika Steinhoff, die ihre Mutter besucht, erklärt: „Ich teste mich schon immer vor jedem Besuch in der Apotheke, um die Mitarbeiter hier ein wenig zu entlasten“, sagt sie. Spontane Besuche seien nicht möglich. Man müsse immer Zeit mitbringen, aber mehr als arbeiten können die Pfleger eben auch nicht.
„Aber der Staat wirft das Geld überall aus dem Fenster heraus“, so Steinhoff. Warum dann nicht an dieser wichtigen Stelle investieren? Am Ende seien es die Angehörigen, die durch steigende Heimkosten belastet werden.

Man habe Versorgungsverträge, erklärt Leiterin Karin Arens, und wolle sich weiterhin gut um die Bewohner kümmern. Müssen aber die Pflegekräfte für diese Aufgaben extra abgestellt werden – dann könne man am Ende nur Leistung weglassen. Das wolle und könne man zumindest in Elspe nicht hinnehmen. „Die Leidtragenden sind am Ende immer die Senioren, wenn nicht mal mehr Zeit für kurze Gespräche bleibt.“
