Postkartenblicke vor Bebauung schützen – Windkraftverhinderung oder Landschaftsschutz?

Neuer Landschaftsplan beschlossen


  • Kreis Olpe, 16.06.2020
  • Von Wolfgang Schneider
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Knapp zehn Quadratkilometer des Plangebietes sollen als besonders sensible Landschaftsbereiche geschützt werden - unter anderem das Gebiet um die Hohe Bracht. von Matthias Clever
Knapp zehn Quadratkilometer des Plangebietes sollen als besonders sensible Landschaftsbereiche geschützt werden - unter anderem das Gebiet um die Hohe Bracht. © Matthias Clever

Kreis Olpe. Den neuen Landschaftsplan „Rothaarvorhöhen zwischen Olpe und Altenhundem“ hat der Kreistag am Montagabend, 15. Juni, beschlossen. Das Votum fiel mit 39 Ja- gegen drei Nein-Stimmen sehr deutlich aus. Nur die Grünen stemmten sich gegen den Beschluss. Sie finden, dass der Landschaftsplan den Ausbau der Windkraft verhindert.


Mit dem neuen Landschaftsplan betritt der Kreis Olpe Neuland, denn er ist ein Modellprojekt. In der Beschlussvorlage heißt es dazu: „Der Plan versucht als erster Landschaftsplan in NRW, den naturschutzrechtlichen Auftrag zur Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft auch im Hinblick auf die Bedeutung historisch gewachsener Kulturlandschaften zu berücksichtigen.
Sensible Bereiche identifizieren
Es sind gerade Fragen des Landschaftsschutzes, die Auslöser kontroverser Diskussionen im Zusammenhang mit der Umsetzung von Windkraftplanungen oder sonstigen Großvorhaben werden. Anspruch des Landschaftsplans ist es daher auch, visuell besonders sensible Bereiche zu identifizieren und im Hinblick auf ihre Schutzbedürftigkeit zu bewerten.“

Besonders schutzwürdige Landschaftsbereiche (zum Beispiel rund um die Hohe Bracht) werden als sogenannte „Postkartenblicke“ deklariert und die Bebauung mit hohen oder großflächigen Anlagen dort ausgeschlossen. Das trieb die Grünen auf die Palme. „Die Schönheit der Landschaft wird herangezogen, um den Ausbau der Windkraft zu verhindern“, kritisierte Grünen-Fraktionschef Fred-Josef Hansen.
Unverständnis bei Mehrheit
Statt den Aufbruch in eine klimafreundliche Energiepolitik zu wagen, halte der Kreis an „sterbenden Postkarten-Landschaften“ fest. Damit stelle er sich auch gegen den Willen vieler Bürger, kritisierte Hansen. Denn die Mehrheit der Einwohner sei für Windkraftanlagen.

Bei allen anderen Fraktionen stieß die Haltung der Grünen auf Unverständnis. Der Plan sei kein Windkraftverhindungsplan, sondern damit erfülle der Kreis seine Pflichtaufgabe der Landschaftsplanung, betonte Lothar Sabisch (CDU). Es gehe keineswegs nur um Windkraft, sondern um den Natur- und Landschaftsschutz als Großes und Ganzes, pflichtete Meinolf Schmidt (UWG) bei.
Kreis nicht gegen Windkraft
Kreisdirektor Theo Melcher konnte den Widerstand der Grünen ebenfalls nicht nachvollziehen. Es seien gerade einmal neun Prozent der gesamten Planfläche von knapp 109 Quadratkilometern als „Postkartenblicke“ ausgewiesen, machte er die Relationen deutlich.

Es gehe nicht darum, eine Gesinnungsdiskussion zu führen, sondern um Landschaftsplanung und Raumordnung. Melcher: „Der Kreis Olpe ist in keinster Weise gegen Windenergie. Fakt ist, dass wir mit dem Plan Bundes- und Landesrecht umsetzen.“
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