Pläne für Medizinstudium in Siegen erstmals öffentlich vorgestellt

Peter Liese: „Innovatives Projekt verdient jede Unterstützung“


Dr. Olaf Gaus, Jochen Ritter, Gordina Cremer, Stefan Spieren, Prof. Jaap Verweij, Dr. Peter Liese und Peter Dittmann diskutierten über die medizinische Versorgung im ländlichen Raum. von Europa
Dr. Olaf Gaus, Jochen Ritter, Gordina Cremer, Stefan Spieren, Prof. Jaap Verweij, Dr. Peter Liese und Peter Dittmann diskutierten über die medizinische Versorgung im ländlichen Raum. © Europa

Wenden. Der Saal platzte aus allen Nähten bei einer Veranstaltung des südwestfälischen CDU-Europaabgeordneten Doktor Peter Liese zur medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, die am vergangenen Donnerstag, 20. April, in Wenden stattfand. Das Thema bewegt die Menschen offensichtlich sehr. Peter Liese erläuterte in seiner Einführung, dass in Südwestfalen 40 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt sind. Aus seiner Sicht sind eine Vielzahl von Maßnahmen notwendig, um dem Problem entgegenzuwirken.


Die CDU trete auf Landes- und Bundesebene zum Beispiel dafür ein, jungen Menschen, die sich verpflichten sich auf dem Land niederzulassen, den Zugang zum Medizinstudium zu erleichtern. Vor allem müsse man die veränderte Erwartungshaltung der jungen Ärzte in den Blick nehmen. „Die Zukunft der Medizin ist weiblich. 61 Prozent der Studierenden sind Frauen und auch junge Männer möchten Familie und Beruf besser als früher in Einklang bringen. Daher brauchen wir mehr Studienplätze, da ein ausgebildeter Arzt einen ausscheidenden Arzt nicht komplett ersetzen kann. Aber auch andere Rahmenbedingungen, zum Beispiel die Kinderbetreuung müssen stimmen", so Peter Liese, der früher selber in einer Landarztpraxis gearbeitet hat.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand der Plan der Universität Siegen ein Medizinstudium zu ermöglichen. Der Wissenschaftskoordinator der Universität Siegen, Doktor Olaf Gaus, stellte die Pläne erstmals öffentlich dar. Circa 50 Studenten sollen jedes Semester aufgenommen werden. Dazu ist eine Kooperation mit den Universitäten Mainz und Bonn geplant.
Zusammenarbeit mit Universität Rotterdam geplant
Innovative Modelle zur medizinischen Versorgung im ländlichen Raum sollen dabei im Vordergrund stehen. Zusätzlich ist eine Zusammenarbeit mit der Universität Rotterdam geplant. Professor Jaap Verweij, Dekan des medizinischen Zentrums in Rotterdam, legte in einem Vortrag dar, wie in Rotterdam auf besonders innovative Art und Weise junge Ärzte ausgebildet werden.

So beginnt für Studenten bereits im ersten Semester die konkrete Arbeit an Patienten. Es wird nicht von akademischen Fächern ausgegangen, sondern vom Patienten. Stefan Spieren, Allgemeinmediziner aus Wenden und Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen, ging auf die Situation in Wenden ein. Wie in vielen anderen Orten Südwestfalens ist die Versorgung nur noch gewährleistet, weil ältere Ärzte, zum Teil über 70, noch tätig sind. Peter Dittmann von der Kassenärztlichen Vereinigung Dortmund wies daraufhin, dass die KV Medizinern, die sich in unterversorgten Gebieten niederlassen, mit bis zu 50.000 Euro bei der Gründung einer Praxis hilft.
„Abiturnote sollte nicht ausschlaggebend sein“
Besonders spannend war für die Teilnehmer das Statement von Gordina Cremer, junge Assistenzärztin, die gerade ihr Studium abgeschlossen hat. Sie legte besonderen Wert auf die Tatsache, dass nicht allein die Abiturnote den Zugang zum Medizinstudium gewähren sollte, sondern, dass man mehr von der Persönlichkeit des Bewerbers ausgehen müsse.

Dies sei bisher leider nur an wenigen Universitäten der Fall. Sie warb, aus persönlicher Anschauung, für die Arbeit in kleineren Krankenhäusern im ländlichen Raum, da man hier sehr viel mehr Abwechslung habe und in einem kleinen Team oft besser aufgehoben sei, als in der anonymen Universitätsklinik.
Gravierendes Problem
Im Anschluss an die Veranstaltung gab es eine lebhafte Diskussion mit zum Teil kontroversen Ansichten. Alle Teilnehmer waren sich jedoch einig, dass das Problem gravierend ist und dass die Schaffung von Medizinstudienplätzen in Siegen das Problem zwar alleine nicht lösen kann, aber das Projekt unbedingt unterstützt werden muss.
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