Panne bei den Abiturprüfungen: Reaktionen von Gymnasien und Schülern

Technische Probleme auch im Kreis Olpe


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Symbolfoto. von pixabay.com
Symbolfoto. © pixabay.com

Kreis Olpe. Mit einer Panne sind die Abiturprüfungen 2023 in Nordrhein-Westfalen gestartet. Die für Mittwoch, 19. April, angesetzte Prüfung der naturwissenschaftlichen Fächer musste kurzfristig verschoben werden. LokalPlus hat ein Stimmungsbild bei Gymnasien und Schülern eingeholt.


Unter anderem an der Gesamtschule in Wenden haben die technischen Probleme viel Zeit und Nerven gekostet. „Die Vorgaben für den Download sind sehr streng, die Klausuren dürfen nur auf einem Gerät heruntergeladen werden“, erklärt Schulleiterin Julia Cruz Fernandez. Zuerst habe man sich gefragt, ob die Probleme auf den eigenen PC zurückzuführen seien. Später dann die Auskunft: 90 Prozent der Schulen sind betroffen.

„Wir haben etwa sieben Stunden am PC gesessen und darauf gewartet, dass sich etwas tut“, so die Schulleiterin. Bis zur offiziellen Absage um 20.33 Uhr sei lange im Unklaren gelassen worden, wie es weiter geht. E-Mails zum aktuellen Stand seien deutlich später eingetroffen als angekündigt und das Zeitfenster für den Download immer wieder verlängert worden. Jetzt blicke man gespannt auf 12 Uhr – denn dann können die Klausuren für den morgigen Prüfungstag heruntergeladen werden.

Zwei Drittel der Schüler betroffen

Stefan Meier, Oberstufenkoordinator am Rivius-Gymnasium in Attendorn, waren die Probleme ebenfalls zügig aufgefallen. „Wir kommunizierten mit anderen Schulen, die die gleichen Probleme hatten. Die Hotline war schwer zu kriegen.“ Nachdem man mehrfach vertröstet worden sei, sei über die Verschiebung der Prüfung informiert worden.

Betroffen sind 41 von 61 angehenden Abiturienten. „Alle, die kein Mathe im Abitur haben, hätten heute geschrieben“, so der Oberstufenkoordinator. Die Schüler hätten sich über die Medien informiert. Die Information der Schule diente nur noch als Bestätigung.

Die Verschiebung sei für die Schule das geringste Problem. „Was ich allerdings noch nicht geprüft habe, ist, wie viele Schüler hiervon betroffen sind, die am Freitag das Zuckerfest feiern. Wie viel Unruhe das jetzt in muslimische Familien gibt, weiß ich nicht“, so Stefan Meier.

Bahnstreik und Zuckerfest schmälern Terminwahl

Auch beim Gymnasium Maria Königin waren die technischen Probleme schnell aufgefallen. Fast jeder zweite der etwa 80 Abiturienten sei laut Schulleiter Fabian Borys betroffen gewesen. „Wir haben unsere Schüler zeitnah kontaktiert und auf die Störung hingewiesen. Zudem erfolgte eine Information über die Homepage. Ich habe das Gefühl, sie haben es so hingenommen. Mussten sie ja auch“, so Borys.

Er hätte sich einen besseren Start für die Abiturprüfungen 2023 gewünscht. „Mich ärgert es, dass es seitens des Landes keinen Plan B gab. Am Freitag wird es hoffentlich so funktionieren, dass jeder schreiben kann“, so Fabian Borys. Ein Ausweichtermin, der seiner Meinung nach aufgrund des Zuckerfestes und eines angekündigten Bahn-Streiks nicht gut gewählt sei.

Man müsse die Situation von zwei Seiten betrachten. Zur technischen Seite könne der Schulleiter nicht viel sagen. „Die Probleme müssen aufgearbeitet und künftig verhindert werden!“, so Borys. In Sachen Kommunikation erinnerte er sich an die dunkelsten Corona-Zeiten: „Als das Land gar nicht oder erst sehr spät mit den Schulen kommuniziert hat“, so der Schulleiter.

„Ich hätte es heute lieber hinter mir gehabt“

Eine ärgerliche Situation für die Schulen und Lehrer – und am anderen Ende zahlreiche Schüler, die sich bereits intensiv auf den heutigen Tag vorbereitet hatten. So wie Philip vom Rivius Gymnasium in Attendorn, für den heute eigentlich die Prüfung im Physik Leistungskurs angestanden hätte. Gestern Abend sei er noch beim Training gewesen, um den Kopf frei zu bekommen – kurze Zeit später erreichte ihn die Nachricht seiner Schule.

„Ich war im ersten Moment entsetzt, aber auch enttäuscht. Man hat sich wochenlang auf diese Prüfung vorbereitet“, erzählt Philip. „Ich hätte lieber heute geschrieben und es dann hinter mir gehabt.“ Geärgert habe ihn auch, dass die Schule erst gegen viertel vor neun über die Situation informiert habe.

„Mehr Zeit zum Lernen“

Anna vom Gymnasium Maria Königin versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Als ihre Mutter nachmittags von einem Radiobericht erzählt, misst sie dem Thema zunächst noch keine große Bedeutung bei. Dann gibt ihr Stufenleiter tatsächlich die Verschiebung der Klausur, in ihrem Fall Biologie Leistungskurs, bekannt.

„Ich habe mich eigentlich gefreut, denn dann habe ich mehr Zeit zum Lernen. Bei zwei Tagen mehr oder weniger habe ich tendenziell nichts dagegen“, so die Abiturientin. Ein Großteil habe sich jedoch sehr geärgert. „Ich werde die zusätzlichen Tage auf jeden Fall nutzen, um Sachen zu vertiefen, die man noch nicht hundertprozentig drauf hatte.“

Weiterführende Schulen mit gymnasialer Oberstufe im Kreis Olpe
  • Privates Gymnasium Maria Königin Lennestadt
  • Gymnasium der Stadt Lennestadt (GymSL)
  • St.-Franziskus-Schule Olpe
  • Städtisches Gymnasium Olpe
  • St.-Ursula-Gymnasium Attendorn
  • Städtisches Rivius-Gymnasium Attendorn
  • Gesamtschule Wenden
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