Notruf-App „nora“ bundesweit an den Start gegangen

Passgenauer Notruf mit wenigen Klicks


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Die Notruf-App „nora“ erleichtert insbesondere Menschen mit Sprach- und Hörbehinderungen den Notruf abzusetzen. von IM NRW/Bernd Thissen
Die Notruf-App „nora“ erleichtert insbesondere Menschen mit Sprach- und Hörbehinderungen den Notruf abzusetzen. © IM NRW/Bernd Thissen

Kreis Olpe/Deutschland. Ob Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienste: Von nun an sind alle auch per App in Notsituationen erreichbar. Die App „nora“ macht es möglich. Die bundesweite Notruf-App ist unter Federführung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums entstanden und steht ab sofort in den App-Stores zum kostenlosen Download bereit. Innenminister Herbert Reul hat „nora“ am Dienstag, 28. September, vorgestellt.


„Ein barrierefreier Notruf ist enorm wichtig für die Teilhabe und das Sicherheitsempfinden jedes Einzelnen in unserem Land. In erster Linie richtet sich nora an Menschen, die z. B. aufgrund einer Sprach- oder Hörbehinderung nicht oder nicht gut telefonieren und deshalb den Sprachnotruf über die 110 und 112 nicht nutzen können. Grundsätzlich ist nora jedoch eine App für alle Menschen in Deutschland“ gab Reul über die Funktionalität der App an.

Menschen mit Sprach- und Hörbehinderungen standen bisher ein Notruf-Fax und ein Gebärdendolmetscherdienst (TESS-Relay) zur Verfügung. Der Dolmetscherdienst stellt die Kommunikation zwischen den Notrufenden und der jeweiligen Einsatzleitstelle her und übersetzt. Das Notruf-Fax muss von einem Standort mit Faxgerät versendet werden und lässt Rückfragen der Einsatzleitstelle nur unter großem Aufwand zu. Ein mobiler Notruf ist über dieses System in der Regel nicht möglich.

nora kann ohne zu sprechen bedient werden

„nora schließt hier eine Lücke. Die App ergänzt die bestehenden Notrufsysteme um eine mobile Komponente. Wir bieten unseren Mitmenschen ein großes Stück mehr Sicherheit und Selbstbestimmung. Auf dieses Ergebnis bin ich stolz. Der Start der App ist jedoch nur ein erster Schritt. Wir werden nora in den kommenden Jahren weiterentwickeln, um sie noch besser zu machen“, so Reul.

NRW-Innenminister Herbert Reul ist mit der App, bei der seine Behörde federführend mitgewirkt hat, zufrieden. von IM NRW/Bernd Thissen
NRW-Innenminister Herbert Reul ist mit der App, bei der seine Behörde federführend mitgewirkt hat, zufrieden. © IM NRW/Bernd Thissen

Die App ist so aufgebaut, dass in Notsituationen ganz ohne zu sprechen und auch mit geringen Sprachkenntnissen ein Notruf abgesetzt werden kann. In diesem Notruf per App sind dann die wichtigsten Informationen enthalten wie unter anderem persönliche Daten, der Notfall-Ort und die Art des Notfalls. Die persönlichen Daten bleiben auf dem Smartphone gespeichert und werden nur bei einem Notruf an die Einsatzleitstellen übermittelt. Es können Angaben wie Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und Behinderungen auf freiwilliger Basis hinterlegt werden.

Unauffällige Nutzung möglich

Informationen zur konkreten Notsituation werden über maximal fünf aufeinanderfolgende Fragen abgefragt. Dabei helfen Symbole, Texte in leichter Sprache und eine intuitive Nutzerführung. In bedrohlichen Situationen, in denen der Notruf möglichst unbemerkt bleiben soll, ist auch ein „stiller Notruf“ möglich.

Der Notfall-Ort wird über das Mobilfunkgerät ermittelt und zusammen mit den anderen Angaben an die zuständige Einsatzleitstelle übermittelt. Der App-Notruf für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste kann im ganzen Bundesgebiet genutzt werden. Neben Deutsch ist die App auch in englischer Sprache verfügbar.

Stellvertretend für alle Bundesländer organisiert die Geschäfts- und Koordinierungsstelle Notruf-App-System des NRW-Innenministeriums alle Belange rund um den App-Notruf. Die technische Konzeption und Umsetzung sowie der Anwender-Support erfolgen durch die Firma bevuta IT mit Sitz in Köln. Bis 2021 betragen die Kosten des Projekts für Nordrhein-Westfalen rund 475.000 Euro.

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