„Nicht nur auf Rom fokussieren, sondern unseren Weg weiter gehen“
Enttäuschung im Kreis Olpe: Vatikan-Brief bremst Entscheidung aus
- Kreis Olpe, 21.02.2024
- Glaube & Religion
- Von Kerstin Sauer
Kreis Olpe. „Es ist eine erneute Enttäuschung.“ Jutta Ohm und Uta Färber sind traurig über eine realitätsferne Entscheidung aus Rom. Seit Jahren engagieren sich die beiden Frauen in der bundesweiten Bewegung Maria 2.0, die für Reformen in der katholischen Kirche eintritt. Gemeinsam mit weiteren Frauen haben sie die Bewegung im Kreis Olpe verankert. Ein Brief aus Rom scheint den Einsatz dieser und aller anderen Gruppen nun auszubremsen.
Zum Hintergrund: Seit 2019 machen zahlreiche Maria 2.0-Gruppen in ganz Deutschland mit verschiedenen Aktionen auf ihre Forderungen nach einer glaubwürdigen, geschlechtergerechten und bunten Kirche aufmerksam. Sie sind damit ein Baustein im Reformprozess des sogenannten Synodalen Weges, der 2019 als Reaktion auf die Missbrauchskrise in der katholischen Kirche gestartet wurde.
Über Jahre hinweg wurden in diesem Rahmen Reformvorschläge erarbeitet. Dabei geht es unter anderem um die Gewaltenteilung, um mehr Rechte für Frauen und queere Menschen in der Kirche und um die priesterliche Lebensform.
Während der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), die seit Montag, 19. Februar, bis Donnerstag, 22. Februar, in Augsburg stattfindet, sollte der Weg geebnet werden, um die Vorschläge in die Tat umzusetzen. Sowohl Laien als auch Bischöfe hatten sich darauf verständigt, einen Synodalen Rat zu gründen, um dort ihre Beratungen fortzusetzen.
Doch der Vatikan schob den Plänen einen Riegel vor. Per Post „bat“ der Vatikan wenige Tage vor Beginn der Versammlung darum, diesen Punkt von der Tagesordnung zu nehmen. Der Grund: „Ein solches Organ ist vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen“, heißt es in dem Schreiben aus Rom. Soll heißen: Solche Entscheidungen dürfen nicht in diesem Rahmen getroffen werden.
Die Folge: Der Tagesordnungspunkt wurde gestrichen. Nicht ohne Kritik von Seiten des DBK-Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing: „Wir könnten schon viel weiter sein.“ Dass das nicht der Fall sei, liege vor allem in der Verantwortung von Rom. Es dauere oft über ein halbes Jahr, bis Termine festgelegt würden. Er selbst erwarte die Gespräche „sehnlich“, so Bätzing.
„Über die deutlichen Worte der Kritik an Rom freuen wir uns“, sagt Jutta Ohm aus Rehringhausen im Gespräch mit LokalPlus. Bätzing habe verstanden, dass es kein Weiter-So ohne Veränderungen geben könne. Und Uta Färber aus Rahrbach fügt hinzu: „Laien in Deutschland haben so viel Hoffnung, Engagement und Kraft in den Synodalen Weg gesetzt. Sie sollten auch in Zukunft ernst genommen und am Reformprozess beteiligt werden.“
Seit fast fünf Jahren engagieren sich die beiden Frauen und ihre Mitstreiterinnen bei Maria 2.0 im Kreis Olpe, organisieren Veranstaltungen und bieten Aktionen an.
Eine besonders erfolgreiche ist der „Mutmacher am Mittwoch“, wie Uta Färber berichtet: An jedem letzten Mittwoch im Monat bieten die Frauen ab 19 Uhr ein Gebet in der Olper Heilig Geist Kirche an. Anfangs gedacht als Protestgebet, um auf die Situation in der katholischen Kirche hinzuweisen, nehmen inzwischen bis zu 80 Personen an den Zusammenkünften teil und wenden sich auch aktuellen Themen zu.
Jutta Ohm wünscht sich, dass „wir uns nicht nur auf Rom fokussieren, sondern unseren Weg weiter gehen.“ Eine Station dieses Weges wird im Mai der „Predigerinnen-Tag“ der Katholichen Frauengemeinschaft Deutschlands sein. Auch die Olper Maria 2.0-Gruppe nimmt daran teil: Am 12. Mai predigt eine Frau in der Marien-Kirche in Olpe im Sonntags-Gottesdienst.
Uta Färber ergänzt: „Engagierte Christen können in ihren Gemeinden weitere Aufgaben übernehmen, nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, Menschen einbeziehen statt ausgrenzen, Glauben leben und weitergeben, gemeinsam mit den hauptamtlichen Mitarbeitern der Kirche.“