NGG warnt vor weiterer „Aufweichung der Arbeitszeiten“

Kreis Olpe: 14 Prozent der Beschäftigten arbeiten nach 23 Uhr


In Bäckereien beginnt der Arbeitstag in den ganz frühen Morgenstunden. von Symbol NGG Südwestfalen
In Bäckereien beginnt der Arbeitstag in den ganz frühen Morgenstunden. © Symbol NGG Südwestfalen

Kreis Olpe. Wenn andere das Licht ausschalten, krempeln sie die Ärmel hoch: Nachtarbeiter. Im Kreis Olpe sind rund 9000 Beschäftigte in der Nacht aktiv. Damit arbeiten rund 14 Prozent aller Beschäftigten im Kreis nach 23 Uhr. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten unter Berufung auf aktuelle Schätzungen des Mikrozensus mit. Vor dem Hintergrund der Debatte um die „Arbeit 4.0“ warnt die NGG Südwestfalen vor einer weiteren „Aufweichung der Arbeitszeiten“.


„Heute sind der Bäcker oder die Lebensmitteltechnikerin typische ,Mondzeit-Jobber‘. Aber durch die Digitalisierung könnte das Arbeiten in der Nacht bald noch viel mehr Berufe treffen“, sagt Geschäftsführerin Isabell Mura. Zusammen mit dem nordrhein-westfälischen Arbeitsministerium hat die Gewerkschaft im vergangen Jahr deshalb das Projekt „Arbeit 2020“ gestartet.

„Es geht darum, beim digitalen Wandel am Arbeitsplatz ein Wort mitzureden“, sagt Mura. Denn die Digitalisierung könne das Berufsleben künftig massiv verändern – von ungewöhnlichen Arbeitszeiten, über die E-Mail nach Feierabend bis hin zur Anlagensteuerung per Smartphone. Arbeitsstandards und faire Löhne dürften hierbei aber nicht unter die Räder kommen, so die NGG Südwestfalen.
37 Prozent der Beschäftigten arbeiten zwischen 18 und 23 Uhr
„Der Trend ist längst im Gange“, betont Mura. So arbeiten schon heute etwa 24.000 Beschäftigte im Kreis Olpe zwischen 18 und 23 Uhr – das sind 37 Prozent aller Erwerbstätigen, so der aktuelle Mikrozensus NRW. Die NGG macht sich dafür stark, dass Lohn- und Zeitausgleich auch künftig per Tarifvertrag geregelt sind.

In diese Richtung gehen teilweise auch neue Vorschläge von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Ein kürzlich von ihr vorgelegtes „Weißbuch Arbeiten 4.0“ sieht die Stärkung der Tarifpartner vor. Mura: „Es ist wichtig, dass die Beschäftigten in der Gestaltung der Arbeitswelt von morgen mitbestimmen. Statt über die Abschaffung des Acht-Stunden-Tages nachzudenken, sollten die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter lieber für den digitalen Wandel qualifizieren.“ Wichtig sei deshalb ein „Recht auf Weiterbildung“. Dieses solle möglichst bald per Gesetz festgeschrieben werden.
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