NGG sieht im Kreis Olpe „alarmierenden Trend“ zum zweiten Job

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Das Gastgewerbe dürfe nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden, sagt die südwestfälische NGG-Geschäftsführerin Isabell Mura. von Symbol NGG
Das Gastgewerbe dürfe nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden, sagt die südwestfälische NGG-Geschäftsführerin Isabell Mura. © Symbol NGG

Kreis Olpe. Immer mehr Zweitjobber: Rund 5.300 Menschen im Kreis Olpe haben neben dem Haupterwerb noch einen Mini-Job – 36 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG Südwestfalen beruft sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur.


Besonders verbreitet sind Zweitjobs demnach im Gastgewerbe: 610 geringfügig Beschäftigte arbeiten in der Branche im Kreis Olpe – zusätzlich zu einer sozialversicherungspflichtigen Stelle. Gegenüber 2007 stieg ihre Zahl um 123 Prozent. Isabell Mura, Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen, spricht von einem „alarmierenden Trend, dass immer mehr Menschen mit einem normalen Arbeitsverhältnis nicht über die Runden kommen.“ Auf den ersten Blick verzeichne der Arbeitsmarkt im Kreis Olpe steigende Beschäftigungsquoten. „Doch die hohe Zahl der Zweitjobber zeigt, dass nicht alles Gold ist, was auf dem Arbeitsmarkt glänzt“, so Mura.

Mit Blick auf das Gastgewerbe kritisiert die Gewerkschafterin, die Branche dürfe nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden. „In Hotels, Pensionen und Restaurants brauchen wir mehr gelernte Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte. Aushilfen können auf Dauer keine Fachkräfte ersetzen.“ Schon heute seien die Klagen über fehlende Köche und Oberkellner groß. Doch die gewinne man nur, indem man gute Löhne zahle, so Mura weiter.
Mura: Tarifverträge sollten in allen Betrieben gelten
Dringenden Handlungsbedarf sieht die NGG Südwestfalen auch bei der Politik. „Wenn laut Arbeitsagentur im Kreis Olpe mittlerweile mehr als jeder elfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Nebenjob hat, dann ist hier etwas aus dem Ruder gelaufen“, sagt Mura. Der gesetzliche Mindestlohn sei zwar ein erster wichtiger Schritt gewesen, um extreme Niedriglöhne abzuschaffen. Doch mit derzeit 8,84 Euro pro Stunde liege die Untergrenze zu niedrig, um davon allein als Vollzeit-Beschäftigter etwa eine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu finden. 

Mura plädiert dafür, dass ausgehandelte Tarifverträge künftig in allen Betrieben einer Branche gelten sollen – unabhängig davon, ob der Chef in einem Arbeitgeberverband ist oder nicht. „Zugleich muss sich die nächste Bundesregierung dringend um die Rente kümmern. Ein Großteil der Menschen, die heute auf einen Zweitjob angewiesen sind, wird im Alter mit Armutsbezügen leben müssen. Hier brauchen wir eine Haltelinie nach unten“, sagt Mura.
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