Nezahat Baradari verschafft sich Eindruck vom Waldsterben im Kreis Olpe

Rasante Ausbreitung


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Der Borkenkäfer hinterlässt in den hiesigen Wäldern sichtbare Spuren. Nezahat Baradari sieht bei der Politik akuten Handlungsbedarf. von privat
Der Borkenkäfer hinterlässt in den hiesigen Wäldern sichtbare Spuren. Nezahat Baradari sieht bei der Politik akuten Handlungsbedarf. © privat

Olpe. Wer genau hinsieht, der kann es schnell erkennen: eine Fichte ist vom Borkenkäfer befallen. Und wenn ein Baum befallen ist, dann ist meist der ganze Bestand in Gefahr, denn die Käfer fliegen bis zu drei Kilometer weit. Auch viele jetzt noch grün benadelte Fichten sind bereits befallen. Das ist die erste Erkenntnis, die die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari von ihrem Ortstermin mit Vertretern des Forstamts Olpe mitnahm.


Revierförster Christoph Weinreich und Fachgebietsleiterin Annette Köhne-Dolcinelli zeigten der Abgeordneten in den Wäldern zwischen Olpe und Drolshagen das wachsende Ausmaß der Schäden. „Wir kommen derzeit mit der Aufnahme neu befallener Bestände kaum hinterher. In den letzten zwei Wochen haben sich die Schäden vervielfacht“, so Weinreich. Die Trockenheit setze den Wäldern immer mehr zu. Die Fichten könnten nicht mehr genug Harz produzieren, um die Schädlinge abzuwehren, fügte der Forstexperte hinzu.

Die Kapazitäten, die notwendig wären, um der Lage Herr zu werden, seien nicht mehr vorhanden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei immer öfter notwendig, könne aber nur an liegenden Stämmen erfolgen. Zusätzlich benötigte Kapazitäten bei Forstpersonal, Erntemaschinen oder Transportfahrzeugen seien nicht verfügbar. Zudem könne das Holz auf dem Markt derzeit nur noch in begrenzter Menge verkauft werden.
Fördermittel reichen nicht aus
Die Preise seien im Keller. So würden bald viele Waldbauern auf den Kosten für die notwendige Entnahme der befallenen Fichten  sitzen bleiben. Baradari sieht deshalb politischen Handlungsbedarf. „Die Fördermittel für die Bekämpfung des Borkenkäfers sind nicht ausreichend. Ich unterstütze deshalb die Bestrebungen der Bundesregierung, diese Mittel zu erhöhen“, so die Bundestagsabgeordnete.

Und weiter: „Im Jahre 2018 wurden zusätzliche 25 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) zur Verfügung gestellt. In dem Regierungsentwurf des Haushalts 2020 sollen die Mittel auf 10 Millionen Euro jährlich angehoben werden. Aus meiner Sicht können wir aber nicht mehr nur von Förderung sprechen, denn hier handelt es sich um eine Katastrophe.“

Gerade Besitzer von kleinen Waldflächen seien finanziell überfordert. Eine massive Anstrengung zur Wiederaufforstung der Wälder mit standortangepassten Mischbaumarten, die längere Trockenheitsperioden aushielten, sei unerlässlich. „Ein Baum braucht mindestens drei Generationen zum Wachstum. Eine schnelle Hilfe ist von Nöten, da es sich um ein langfristiges Problem handelt“, so die SPD-Bundestagsabgeordnete. Bund und Länder seien da gemeinsam in der Verantwortung.
Auch Laubbäume nehmen Schaden
Die Laubbäume leiden übrigens ebenfalls. Das Laub der Eichen hat wegen des Mehltaubefalls aktuell meistens nur noch ein fahles ‚Grün‘. „Verschiedene weitere Schädlinge setzen Eichen, Buchen, Ahornen und Eschen   stark zu“, erläuterten die beiden Forstleute. Daher stelle sich mehr und mehr die Frage, wie der Wald der Zukunft aussehen könne. So wie heute werde er in zehn Jahren sicher nicht mehr aussehen.

Bei der Fichte schätzt man den zu erwartenden Ausfall durch den Borkenkäfer NRW-weit auf 50 Prozent. Im Kreis Olpe macht die Fichte zurzeit noch 74 Prozent des gesamten Waldes aus. Damit ist der Anteil gefährdeten Waldes hier besonders groß. „Das sind erschreckende Zahlen, die den akuten Handlungsbedarf eindrucksvoll unterstreichen“, betonte Baradari abschließend.
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