Neueste Konjunkturumfrage: Heimische Wirtschaft steckt im Krisenmodus fest
Wirtschaftspolitik als größte Belastung
- Kreis Olpe, 06.02.2025
- Wirtschaft

Siegen/Kreis Olpe. An der neuesten IHK-Konjunkturumfrage haben sich 536 Unternehmen mit mehr als 36.000 Beschäftigten aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungsgewerbe in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligt. Laut IHK-Präsident Walter Viegener ist das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort auf einem neuen Tiefpunkt angelangt.

Der Konjunkturklimaindex – er ergibt sich aus Lagebeurteilung und Erwartung – steigt um fünf Punkte auf einen Wert von 83. Damit liegt er weiterhin deutlich unter dem Mittelwert der vergangenen 20 Jahre (106). Der Anstieg basiert allein auf den mittlerweile nicht mehr so düsteren Geschäftsprognosen. Nach wie vor überwiegt aber die Skepsis merklich.
Dass sich das wirtschaftliche Klima in den kommenden Monaten erholt, erwarten nur 15 Prozent der befragten Firmen. 34 Prozent bleiben pessimistisch. Walter Viegener: „Die heimische Wirtschaft steckt im Krisenmodus fest. Breiter Optimismus bleibt Mangelware. Vielmehr liegt die Hoffnung in einer neuen Bundesregierung.“

Die Risikobewertung für die wirtschaftliche Entwicklung bleibt überdurchschnittlich hoch. Fast drei Viertel (74 Prozent) der Unternehmen sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das größte Geschäftsrisiko – ein Rekordwert. Ebenfalls in der Risikobewertung gestiegen sind die Arbeitskosten (62 Prozent - ebenso ein Rekordwert) sowie die Energie- und Rohstoffpreise (62 Prozent).
Auch die Beschäftigungspläne fallen entsprechend äußerst verhalten aus: Nur 11 Prozent der Unternehmen planen, zusätzliches Personal einzustellen, ein Drittel der Betriebe geht davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten abnimmt, etwa jeder Zweite rechnet mit einer gleichbleibenden Beschäftigung.



Die Industrieunternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe bewerten sowohl ihre Geschäftslage als auch ihre Zukunftserwartungen etwas besser als im Herbst. 16 Prozent melden aktuell eine gute wirtschaftliche Lage und 38 Prozent eine schlechte. Während 17 Prozent zukünftig bessere Geschäfte erwarten, sind 34 Prozent beim Blick auf die kommenden Monate pessimistisch.
53 Prozent der Industrieunternehmen melden weniger Inlandsaufträge. Bei den Auslandsaufträgen spricht ein Drittel von einer fallenden Tendenz. Die Stimmung innerhalb der Industrie ist weiterhin äußerst heterogen. Während die Lage im Maschinenbau gerade noch befriedigend ist, bleibt die Situation in der besonders energieintensiven Metallerzeugung und bei den Herstellern von Metallerzeugnissen besorgniserregend.


Im Baugewerbe überwiegt erstmals seit 15 Jahren eine negative Lagebeurteilung. Nur noch jedes fünfte Bauunternehmen meldet eine gute Geschäftslage. Vor einem Jahr war es noch fast jedes zweite. Der Blick in die Zukunft ist deutlich pessimistisch.
Der regionale Großhandel kann sich der anhaltenden Konjunkturflaute nicht entziehen. Die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte und der Rückgang bei den Aufträgen der Industrie treffen den Großhandel von beiden Seiten. Die Zukunftsaussichten hellen sich sowohl im produktionsnahen als auch konsumnahen Großhandel etwas auf, bleiben aber überwiegend düster.
Zum Jahresbeginn bewertet der regionale Einzelhandel die Geschäftslage etwas besser als im Herbst. 12 Prozent melden eine gute Geschäftslage, 24 Prozent eine schlechte. Acht von zehn Einzelhändlern berichten von einem aktuell zurückhaltenden Kaufverhalten der Kunden. Fast jeder zweite Händler blickt pessimistisch auf die kommenden Monate.

Im regionalen Dienstleistungsgewerbe wird die aktuelle Geschäftslage spürbar schlechter beurteilt als noch im Herbst. Der Blick in die Zukunft ist ebenfalls pessimistischer. Vor allem die unternehmensnahen Dienstleister und das Verkehrsgewerbe gehen von zukünftig schlechteren Geschäften aus. Die Stimmung der regionalen Hoteliers und Gastronomen ist schlecht. Sechs von zehn Gastronomen melden eine angespannte Finanzlage.
